Wirtschaft

Zinsphantasie trübt Aussichten Gold verliert an Glanz

Die Krisenwährung Gold könnte einer der Verlierer steigender Zinsen in Europa sein. Die Preisrally ist seit geraumer Zeit gestoppt. Nun signalisieren steigende Zinsen auch wachsende wirtschaftliche Zuversicht, was manchen Investor an eine kräftige Korrektur beim Goldpreis glauben lässt.

goldbarren.jpg

(Foto: REUTERS)

Die erwartete Zinswende in Europa und den USA lässt den Glanz von Gold verblassen. Die Aussicht, dass die Europäischen Zentralbank und die US-Notenbank Fed an der Zinsschraube drehen könnten, verleidet vielen Investoren die Lust an der klassischen Krisenanlage Gold - obwohl die Atomkatastrophe in Fukushima, der Krieg in Libyen und die weiterschwelende europäische Staatsschuldenkrise für Verunsicherung sorgen. "Die Notenbanken zeigen mit einer Zinserhöhung, dass sie wieder Vertrauen in die Wirtschaft haben", sagt Gerd-Henning Beck, Fondsmanager beim Frankfurter Vermögensverwalter Lupus alpha. "Warum sollte man dann noch eine Anlageklasse wie Gold halten, die als Krisenabsicherung gilt."

Experten sehen daher ein erhebliches Korrekturpotenzial für Gold nach dem 30-prozentigen Preissprung im vergangenen Jahr. Am Montag kostete die Feinunze gut 1430 Dollar und damit nur wenige Dollar mehr als Ende 2010. Auch ein Rekordhoch von 1447,40 Dollar am 24. März gab dem Markt keinen neuen Schwung. "Solange die große Unsicherheit an den Märkten noch anhält, dürften wir eine Seitwärtsbewegung in der Spanne von 1350 bis 1450 Dollar sehen. Sobald es zu einer allgemeinen Entspannung kommt, kann der Goldpreis auch in Richtung 1000 Dollar zurückfallen", prognostiziert Beck. Das schwindende Interesse von Anlegern an Gold bekam im ersten Quartal bereits der SPDR Gold Trust zu spüren. Die Bestände des weltgrößten, mit Gold besicherten börsennotierten Fonds fielen bis zum 31. März auf 1211,229 Tonnen von 1280,722 Tonnen Ende Dezember - der größte Quartalsverlust seit Auflegung des Fonds.

Gold trägt keine Zinsen

Für Gold drehte sich der Wind nicht zuletzt wegen der Trendwende am Rentenmarkt. "Vergangenes Jahr gab es einen Abwärtstrend bei Anleihe-Renditen, was Gold als Anlage ohne Zinsertrag attraktiv machte", erläutert Tobias Merath, Rohstoffanalyst bei der Credit Suisse in Zürich. Doch zuletzt trieben steigende Inflationsraten und die Erwartung höherer Leitzinsen in der Euro-Zone die Anleihe-Renditen wieder hoch. Die Rendite der für Europa richtungweisenden zehnjährigen Bundesanleihe kletterte auf 3,4 Prozent, nachdem sie 2010 auf dem Höhepunkt der europäischen Staatsschuldenkrise auf knapp über zwei Prozent abgerutscht war.

"Investoren fahren ihre Positionen im Vorfeld einer möglichen Beendigung der lockeren Geldpolitik der US-Notenbank Fed und einer Rückkehr zu normalen Zinssätzen zurück", erklärt Analyst Ole Hansen von der Saxo Bank im Hinblick auf Gold. Mit den höheren Zinsen verlieren Anlagen in Edelmetallen zunehmend an Attraktivität. "Mit Gold bekomme ich keine Rendite, sondern habe nur die Chance auf eine Wertsteigerung", erläutert Beck. Zudem wird es, je höher die Zinsen steigen, riskanter sich Geld zu leihen und auf einen steigenden Goldpreis zu wetten.

Anders als Gold nahm Silber seinen Schwung aus dem Vorjahr mit nach 2011. "Anleger wechseln von Gold in Silber, weil ihnen dieses offenbar billiger erscheint. Silber sollte sich daher deutlich besser als Gold entwickeln", sagt Beck. Silber hat auf ein rund 80-prozentiges Plus in 2010 in diesem Jahr schon weitere 20 Prozent zugelegt. Die Feinunze Silber kostete am Montag gut 38 Dollar. Zu dem jüngsten Preisanstieg trug nach Einschätzung von Experten auch die gute Weltkonjunktur bei - denn Silber kommt auch industriell zum Einsatz, etwa in der Medizintechnik und bei Herstellung mancher Solarzellen. So könnte eine Trendewende in der Energiepolitik auch dem Silberpreis neuen Rückenwind geben.

Quelle: ntv.de, nne/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen