Wirtschaft

Baggern bei den Minenbetreibern Australien und die Supersteuer

Der rote Kontinent ist klein aber oho, und vor allem reich an Bodenschätzen. Die größten Unternehmen der Welt tummeln sich hier, um ihn auszuschlachten. Da Bodenschätze endlich sind, muss man schnell sein, wenn man am Gewinn partizipieren will. Dieses Licht ist auch der australischen Regierung aufgegangen.

Die Super-Steuer von Premier Kevin Rudd kommt nicht bei allen gut an.

Die Super-Steuer von Premier Kevin Rudd kommt nicht bei allen gut an.

(Foto: REUTERS)

Auf dem fünften Kontinent grassiert definitiv noch das Rohstofffieber. In Australien machen die Exporte von Kohle und Eisenerz den größten Teil in der Handelsbilanz aus. Ein Fünftel des Eisenerzes dieser Welt wird in Australien produziert.

Australien sitzt daneben noch auf weiteren bedeutenden Rohstoffen, wie Gold, Diamanten und Uran. Da schlagen nicht nur die Herzen von Goldgräbern höher. Wo Rohstoffvorkommen sind, sind die Minenbetreiber nicht weit. Und so finden sich in Australien auch die größten Minenunternehmen dieser Welt: BHP Billiton mit Hauptsitz in Melbourne und Rio Tinto mit Hauptsitz in Großbritannien.

Preisexplosion bei Rohstoffen

Beide verdienen nicht schlecht. Die Daten sind solide. Sie spiegeln die Konjunkturerholung und die starke Nachfrage aus China wider und Analysten gehen von weiter sukzessiven Produktionssteigerungen aus. In dieser profitablen Situation sorgten beide Konzerne jüngst mit ihrer Ankündigung für Furore, die Preise für ihr Eisenerz erhöhen zu wollen. Im nächsten Quartal soll der wichtigste Rohstoff neben Kokskohle für die Stahlproduktion zum Vorjahr rund 23 Prozent teurer werden. Diese Preiserhöhung dürften die Stahlkonzerne an ihre Kunden, darunter Autobauer, weitergeben. Wer austeilt, muss auch einstecken können, möchte man meinen. Denn jetzt dreht sich der Spieß um und die australische Regierung meldet Ansprüche an, mitverdienen zu wollen.

Satte Ausbeute in einer Eisenerz-Mine von BHP Biliton im australischen Queensland.

Satte Ausbeute in einer Eisenerz-Mine von BHP Biliton im australischen Queensland.

(Foto: REUTERS)

Australien will seinen "fairen Anteil" an dem Rohstoffboom. Denn auch in Australien wird die Gesellschaft älter, die Sozialkosten steigen, und das alles muss finanziert werden. Eine Sondersteuer auf Rohstoffe, die in Australien abgebaut werden, soll hier Löcher stopfen. Die Sondersteuer soll ab 2012 gelten und dem Staat helfen, bis 2012/2013 wieder einen Haushaltsüberschuss zu erreichen. Die Steuer sieht vor, dass alle Gewinne, die die Rendite der zehnjährigen australischen Staatsanleihen übersteigen – derzeit sechs Prozent – mit 40 Prozent besteuert werden. Melbourne erhofft sich dadurch Mehreinnahmen von neun Mrd. US-Dollar pro Jahr. Die konservative Opposition nutzt die Gunst der Stunde und verspricht, die Steuerpläne aufzuheben, falls sie bei den Wahlen dieses Jahr an die Macht kommt.

Bergbauriesen drohen

Ob die Giganten der Bergbau-Branche das einfach so wegstecken? Mitnichten! Sie stehen auf den Barrikaden. Die Branchengrößten Rio Tinto und BHP Billiton drohen mit gewaltigen Investitionskürzungen, wenn Melbourne die Gewinnsteuer einführt. Das britisch-australische Minenunternehmen Xstrata schloss sich vergangene Woche dem Protest mit der Drohung an, geplante Kohle- und Kupferprojekte im Volumen von umgerechnet 4,4 Mrd. Euro zu streichen. Damit setzen die Rohstoffkonzerne die Regierung mittlerweile mit einem auf Eis gelegten Investitionsvolumen von insgesamt 16 Mrd. Euro unter Druck und liefern auch der konservativen Opposition neue Munition.

Kevin Rudd ist der Auffassung, Australien profitiert nicht genug vom Rohstoff-Boom.

Kevin Rudd ist der Auffassung, Australien profitiert nicht genug vom Rohstoff-Boom.

(Foto: REUTERS)

Xstrata trifft mit seiner Drohung ausgerechnet Queensland, den Heimatstaat von Ministerpräsident Kevin Rudd. Die dort geplanten Kohle- und Kupferprojekte würden sich nicht lohnen, wenn die geplante Steuer von 40 Prozent tatsächlich wie geplant 2012 eingeführt würde, erläuterte Xstrata. Rudd zeigte sich jedoch unnachgiebig und tat die Drohung des Konzerns als Teil einer Kampagne ab: "Bei dieser Debatte wird es Behauptungen und Gegenbehauptungen geben." Er sei jedoch fest entschlossen, die Steuer einzuführen.

Wetten, dass ... ?

Die Regierung hält es für einen Mythos, dass die Abgabe Investitionen verhindert oder Preise in die Höhe treibt. Die Steuer ersetze nur ein altes System von Fördergebühren. Derzeit sei die Branche bei den Abgaben besser gestellt als der durchschnittliche australische Steuerzahler, argumentiert die Regierung. Rückendeckung für ihre Steuerpläne erhielt Rudd bereits von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Angesichts ertragreicher Geschäfte bei Rohstoffen sei es durchaus legitim, hohe Gewinne zu teilen.

Einfaches Prinzip: Ich gebe dir Gold, du gibst mir Geld. Auch Australien will "Cash" sehen, wenn's um hausgemachte Rohstoffe geht.

Einfaches Prinzip: Ich gebe dir Gold, du gibst mir Geld. Auch Australien will "Cash" sehen, wenn's um hausgemachte Rohstoffe geht.

(Foto: REUTERS)

Die Experten der Societé Générale sind da sketpisch. Ihrer Überzeugung nach, steht es außer Frage, dass sich die Margen der Rohstoffunternehmen verringern dürften. Die Sondersteuer zusammen mit den steigenden Energiekosten legen zumindest die Vermutung nahe, dass die Rohstoffkosten sich noch einmal verteuern dürften, insbesondere wenn andere Nationen dem australischen Beispiel folgen. Am Ende zahlt dann wie immer der Kunde. 

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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