Wirtschaft

Riskante Rendite: Finanzkrise 2.0? Kreditverbriefungen wieder in

Vorsicht ist angesagt ...

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(Foto: picture alliance / dpa)

Das niedrige Zinsniveau bringt Anleger in die Bredouille. Auf Renditesuche erinnern sie sich an die Kreditverschreibungen, die einst als Mitschuldige der Finanzkrise in Ungnade gefallen waren. Nun sind CDOs und CLOs wieder gefragt.

Auf der Jagd nach Rendite rücken die in Ungnade gefallenen Kreditverbriefungen bei Investoren wieder verstärkt in den Fokus. Die als mitschuldig an der Finanzkrise geltenden Papiere erfreuen sich mit einer Verzinsung, die häufig im zweistelligen Prozentbereich liegt und damit deutlich über dem Niveau von Staatsanleihen, zunehmender Beliebtheit. Dabei galten Collateralized Debt Obligations (CDO) und die mit ihnen verwandten Collateralized Loan Obligations (CLO) lange als zu riskant. Sie hatten mit dem Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes 2007 und der anschließenden Rezession drastisch an Wert verloren und damit Banken weltweit in Turbulenzen gestürzt.

"Es würde mich nicht wundern, wenn einige Fondsmanager außerhalb ihres Reviers fischen, um ein paar Extra-Basispunkte Rendite zu erwirtschaften", erklärte Portfolio-Managerin Bonnie Baha vom Vermögensverwalter DoubleLine das wachsende Interesse an Kreditverbriefungen. Stephen Siderow, Mitbegründer der Fondsgesellschaft BlueMountain betont, wer bereit sei, sich auf derartige, meist komplizierte Deals einzulassen, dem winkten Renditen um die 15 Prozent.

Das kleine ABC

Bei CLOs handelt es sich um ein Bündel von Firmenkrediten, das in kleine Tranchen aufgeteilt und dann an Investoren weitergereicht wird. Banken können mit Hilfe dieser Deals die Kreditrisiken in ihren Bilanzen verringern und müssen daher weniger Kapital für eventuelle Ausfälle zurücklegen. Zum Höhepunkt des Kreditverbriefungsbooms wurden 2007 CLOs im Volumen von rund 100 Mrd. Dollar auf den Markt geworfen. Mit der Finanzkrise kam dieses Geschäft fast vollständig zum Erliegen. Inzwischen hat sich das Emissionsvolumen auf 35 Mrd. Dollar erholt, nach 12,6 Mrd. Dollar 2011.

Bekannter als CLOs sind CDOs, die ähnlich aufgebaut sind. Nur werden hier Hypotheken- statt Firmenkredite gebündelt. In der Finanzkrise kamen CDOs in die Kritik, weil häufig Hypotheken von Schuldnern mit hoher Bonität und von Kreditnehmern mit geringer Bonität ("Subprime") zusammengeschnürt wurden. Trotz der darin verborgenen Risiken erhielten die CDOs häufig dennoch die Bonitätsbestnote "AAA".

Fonds locken Anleger

Wichtigstes Argument der Fondsbranche für ihr Engagement in diese Kredit-Derivate sind die bislang erzielten Renditen. Siderows 4,8 Mrd. Dollar schwerer Flaggschiff-Fonds BlueMountain Credit Alternative verbuchte zwischen Januar und August ein Plus von zwölf Prozent. Noch besser schneidet Deepak Narula ab: Der ehemalige Händler der 2008 zusammengebrochenen Investmentbank Lehman Brothers erwirtschaftete mit seinem Fonds MetaCapital im gleichen Zeitraum ein Plus von 29 Prozent.

Mit Anleihen sehr kreditwürdiger Staaten wie Deutschland, den USA oder Großbritannien ist nur ein Bruchteil davon zu verdienen. Die Renditen dieser Papiere liegen meist weit unter der Inflationsrate und sind teilweise sogar negativ. Auch bei Ramsch-Anleihen oder staatlich besicherten Hypothekenpapieren ist immer weniger zu holen. Angesichts der ultra-lockeren Geldpolitik zahlreicher Notenbanken wird sich daran in den kommenden Jahren wohl auch nichts ändern.

Das Imperium schlägt zurück

Verluste drohen CLO-Investoren vor allem in wirtschaftlichen Abschwung-Phasen, wenn die Zahl der Firmenpleiten steigt. Denn viele der in diesen Verbriefungen gebündelten Kredite dienen zur Finanzierung von Übernahmen hoch verschuldeter Unternehmen. Diese Gefahr werde durch den sogenannten "Central Bank Put" - das Versprechen der Notenbanken, den Finanzmärkten mit billigem Geld unter die Arme zu greifen - aber aufgewogen, betonten die Analysten von JPMorgan.

"Das Problem mit 'riskanteren' Produkten ist, dass Risiken - in diesem Fall Kreditrisiken - mit aller Macht zurückschlagen können", warnt DoubleLine-Fondsmanagerin Baha. Dank der immer neuen Geldspritzen der Notenbanken blendeten viele Investoren die trüben Konjunkturaussichten aus und wiegten sich in falscher Sicherheit. "Es ist, als ob die Anleger davon ausgehen, dass nie wieder etwas schlechtes passieren wird."

Quelle: ntv.de, Katya Wachter, rts

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