Wirtschaft

Sie tut's, sie tut's nicht ... Kauft die EZB Schulden?

Tut sie's oder tut sie's (noch) nicht? Kauft die Europäische Zentralbank am Ende doch noch griechische Staatsanleihen und unterstützt damit das milliardenschwere Hilfepaket von EU und IWF für den klammen Mittelmeerstaat? An den Finanzmärkten laufen die Spekulationen heiß.

Kauft die EZB Schulden von Griechenland auf, riskiert sie ihre Glaubwürdigkeit.

Kauft die EZB Schulden von Griechenland auf, riskiert sie ihre Glaubwürdigkeit.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der EZB-Rat könnte bereits am Donnerstag bei seiner turnusmäßigen Zinssitzung in Lissabon über einen Aufkauf von Staatsanleihen beraten. Und auch immer mehr Experten freunden sich mit einem Gedanken an, dass noch vor wenigen Wochen undenkbar schien.

"Wir glauben, die EZB wird ins Endspiel (Ankaufen von Schuldtiteln aus der Peripherie der Euro-Zone) gezwungen werden und, falls nötig, Griechenland sogar mit einem Schutzwall umgeben, indem sie ein großes Hilfspaket für Spanien schnürt", schreiben beispielsweise die Analysten der Schweizer Großbank Credit Suisse in einer Studie. Die Hüter des Euro hätten angesichts der enormen Mengen an Staatstiteln Griechenlands und anderer Problemländer in den Depots der Banken in ganz Europa schlicht "keine andere Option", unken die Experten aus Zürich. Andere denken ähnlich.

Keine andere Wahl

Der Ankauf von Staatsanleihen ist eine der letzten Karten, die die EZB überhaupt spielen kann, wenn es um die Rettung der Griechen vor dem Bankrott geht. Zwar ist ihr der direkte Kauf von Hellas-Bonds per Gesetz verboten. Aber am Sekundärmarkt gibt es viele, die hoch riskante Griechenland-Papiere lieber in den Tresoren der Notenbank als im eigenen Depot sehen würden. An Verkäufern würde es also nicht mangeln, sollte die EZB keinen anderen Ausweg mehr sehen. Die volkswirtschaftliche Wirkung wäre vom direkten Ankauf - wie ihn andere Notenbanken wie die Federal Reserve in den USA oder die Bank von England in der Krise durchgezogen haben - kaum zu unterscheiden.

In europäischen Notenbankkreisen wird längst über die Möglichkeit eines Ankaufs von Staatstiteln nachgedacht - freilich nur hinter vorgehaltener Hand. Dass ein Vorentscheid bereits am Donnerstag fällt, sei dagegen kaum wahrscheinlich, heißt es dort. Erst müssen in den Hauptstädten der Euro-Zone die Milliarden-Care-Pakete für Athen geschnürt werden. Und die Geldpolitiker in den Zentralbanken - in aller Regel besonnener als die von ihren Wählern und den (medialen) Stimmungslagen abhängigen Politiker - hoffen noch immer auf eine Beruhigung der Lage ohne eine weitreichende Intervention.

Verlust an Glaubwürdigkeit

Außerdem hat die EZB bereits viel getan, um den Griechen das Leben auch unter dem Spardiktat aus Brüssel in den kommenden Jahren so erträglich zu machen wie möglich. Extra für Athen und seine Banken nimmt die Notenbank nun auch Ramschanleihen als Sicherheiten an und verletzt mit diesem Beschluss eigene Regeln und nimmt tiefe Kratzer an ihrem nach zehn Jahren Euro noch weitgehend blütenreinem Image in Kauf. Den Zentralbankern sitzt die Angst vor einem Flächenbrand im Nacken, den sie nicht mehr kontrollieren könnten und der die Währungsunion pulverisieren könnte. "Ein Zahlungsausfall Griechenlands würde in der gegenwärtigen sehr fragilen Lage ein erhebliches Risiko für die Stabilität der Währungsunion und des Finanzsystems darstellen." sagte Bundesbank-Präsident Axel Weber. "Gravierende Ansteckungseffekte für andere Mitgliedstaaten der Währungsunion und sich verstärkende Rückkopplungseffekte auf den Kapitalmärkten drohen."

Es ist also Gefahr im Verzug. Die 110 Mrd. Euro, die Griechenland von anderen Mitgliedern der "Schicksalsgemeinschaft der gemeinsamen Währung" (EZB-Präsident Jean-Claude Trichet) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) bekommt, verschaffen dem Land zwar eine Atempause im Katz und Mausspiel mit den anonymen Investoren und Hütchenspielern am Kapitalmarkt. Doch wer am Schluss als Sieger vom Platz geht ist unklarer denn je. Sollte die EZB dem Druck des Marktes nachgeben und Staatspapiere der Griechen kaufen, könnte ihre Glaubwürdigkeit erschüttert sein. Es wäre das Spiel mit dem Feuer. Stefan Schilbe, Chefvolkswirt von HSBC Trinkaus & Burckhardt: "Ich hoffe, sie tut es nicht."

Quelle: ntv.de, rts

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