Wirtschaft

Alle wollen Kalisalz K+S ein Kaufkandidat?

Gerät nach dem Baukonzern Hochtief und dem Kranhersteller Demag Cranes auch der Dax-Konzern K+S ins Visier ausländischer Branchenriesen? An der Börse wird spekuliert. Was spricht für und gegen einen Verkauf?

Spekulationen um K+S: Wird das Dax-Unternehmen zum Übernahmeopfer?

Spekulationen um K+S: Wird das Dax-Unternehmen zum Übernahmeopfer?

(Foto: picture alliance / dpa)

Nicht erst seit BHP Billiton Milliarden für den kanadischen Düngemittelspezialisten Potash bietet, werden am deutschen Aktienmarkt Gerüchte laut, dass Kaufofferten für K+S eintrudeln könnten. Was spricht dafür und was dagegen?

"Es wird sicher einige geben, die das Thema wieder auf den Schild heben", sagt Equinet-Analyst Michael Schaefer. Er geht jedoch nicht davon aus, dass die weltweite Nummer vier K+S für BHP Billiton nach dem Korb von Branchenführers Potash ein attraktives Ziel ist. Was spricht für und gegen einen Verkauf von K+S?

"Ich halte es für wahrscheinlich, dass es in den nächsten zwölf Monaten ein Angebot für K+S geben wird", sagte Analyst Harald Gruber von Silvia Quandt Research. "Ich kann mir gut vorstellen, dass sich Rio Tinto oder Vale für K+S erwärmen." Er verweist darauf, dass Bergbauriesen wie BHP Billiton, Rio Tinto und Vale in den Düngemittelmarkt drängen, um ihr Angebot zu diversifizieren. Nachdem BHP mit seinem 39 Mrd. Dollar schweren Angebot für Potash gescheitert ist, dürften Experten zufolge auch andere Interessenten wenig Chancen bei den Kanadiern haben. Damit bleiben für Rohstoffriesen im oligopolistischen Markt für Kali-Düngemittel nur noch wenige Übernahmeziele übrig.

K+S
K+S 13,98

Interessant für Bergbaukonzerne wäre die technische Expertise von K+S, die in der Branche als führend gilt. Mit der Technologie könnten Käufer neue Kali-Vorkommen erschließen und auch in anderen Gebieten profitieren. "Zwischen der Erzförderung und der Kaliförderung gibt es keine gravierenden technologischen Unterschiede", erklärt NordLB-Analyst Thorsten Strauß.

Zudem würde ein Käufer von der guten Entwicklung des Düngemittelmarktes profitieren. Da die Preise für Agrarrohstoffe wie Weizen oder Mais zuletzt kräftig anzogen, werden Landwirte 2011 für eine gute Ernte voraussichtlich mehr düngen. Langfristig sind die Perspektiven angesichts der steigenden Weltbevölkerung und begrenzten Anbaufläche ohnehin blendend. "Der Düngemittelmarkt ist ein attraktiver Markt, der zurzeit mit etwa drei bis fünf Prozent jährlich wächst und das stetig", sagt Strauß. Sollte ein Bergbauriese beim weltweit viertgrößten Kali-Produzenten K+S zugreifen, würde er sich mit einem Schlag einen bedeutenden Teil des Kuchens sichern. Kartellrechtliche Probleme erwarten Experten nicht, da die großen Bergbaukonzerne bisher kaum im Kali-Geschäft aktiv sind.

Skeptische Stimmen

Kalisalz ist ein Produkt, dem die Zukunft gehört.

Kalisalz ist ein Produkt, dem die Zukunft gehört.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Es sind vor allem drei Punkte, die bei K+S dagegen sprechen: die Struktur, die Reserven und die Kostensituation", sagt BHF-Bank Analystin Annett Weber. Sie sieht wie viele Experten das zweite Standbein von K+S, das Salz-Geschäft, als Hindernis für eine Übernahme. "Es ist schwer zu sehen, welche Verwendung ein Käufer für das Salzgeschäft haben könnte." Auch im Düngemittelgeschäft gebe es für Käufer im Vergleich zu anderen Übernahmezielen Nachteile, sagt Equinet-Analyst Schaefer. "Im Vergleich zu Potash hat K+S wenige Reserven." Die bestehenden Werke des Unternehmens werden in drei bis vier Jahrzehnten abgebaut sein. Zudem befinden sie sich überwiegend in Deutschland, wo die Produktionskosten vergleichsweise hoch sind. Der Fokus auf Deutschland und Europa bringe auch beim Absatz Nachteile, erklärt LBBW-Branchenexperte Ulle Wörner: "Vom Wachstum in Ländern wie China und Indien kann der Konzern nicht so stark profitieren wie die Konkurrenz."

Die hohen regulatorische Auflagen in Deutschland sowie die ungeklärte Frage, wie K+S künftig seine salzigen Abwasser entsorgen will, könnten Interessenten ebenfalls abschrecken, sagt Oliver Drebing von AlsterResearch. "Die Minen stehen nicht in der Pampa, sondern in einem hoch industrialisierten Land wie Deutschland, wo es hohe Umweltauflagen gibt."


Laut Equinet-Experte Schaefer spricht auch die Aktionärsstruktur gegen einen Kauf von K+S. "Mit BASF und Eurochem gibt es zwei Großaktionäre, die zusammen eine Sperrminorität haben und einen Kauf blockieren könnten." Der Chemieriese hält gut zehn Prozent, der russischstämmige Investor Andrej Melnitschenko kontrolliert über seine Gesellschaft Eurochem und ihre Aktionäre rund 15 Prozent. Eurochem hat zwar Verkaufsbereitschaft signalisiert. Analyst Gruber rechnet jedoch damit, dass ein Käufer dann einen ordentlichen Aufpreis bezahlen müsste. "Ich denke, für K+S müsste ein Interessent schon 14 bis 15 Mrd. Euro hinlegen." Aktuell ist das Unternehmen an der Börse rund 9,5 Mrd. Euro wert.

Quelle: ntv.de, rts

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