Wirtschaft

Investments des Jahrzehnts? Italien-Anleihen erfordern Mut

Italienische Staatsanleihen kaufen? Dieser Sprung erfordert Mut.

Italienische Staatsanleihen kaufen? Dieser Sprung erfordert Mut.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Italien sitzt auf einem Schuldenberg von 1,9 Billionen Euro. Ob das drittgrößte Euro-Land dort je wieder herunterkommt, darüber spekulieren die Investoren. Entsprechend hoch sind die Risikoaufschläge der Staatsanleihen. Lohnt sich der Einstieg? George Soros besitzt dazu eine ganz eigene Meinung.

Italienische Anleihen könnten sich als Investment des Jahrzehnts entpuppen - sofern es der Politik gelingt, eine weitere Ausbreitung der Schuldenkrise zu verhindern. Aktuell ist der Kauf italienischer Bonds aber nur etwas für Mutige oder für Optimisten, die davon ausgehen, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone das Schlimmste bereits hinter sich hat.

"Bei einer Rendite von sechs oder sieben Prozent sind italienische Bonds reine Spekulationsobjekte", betont Investment-Guru George Soros. "Bei fünf oder vier Prozent wären sie aber eine sehr, sehr gute langfristige Anlage." Derzeit tummeln sich fast ausschließlich Hedgefonds-Profis in diesem Markt. Wohlhabende Privatanleger machen dagegen einen großen Bogen darum. "Wir raten unseren Kunden, sich von der Euro-Peripherie fernzuhalten", sagt Jane Fraser, Chefin von Citi Private. Diese Gruppe wolle keine große Risiken eingehen. "Ihre größten Sorge ist derzeit der Kapitalerhalt."

Einige zweifeln an Monti

Die neue Regierung des als Wirtschaftsfachmann international anerkannten Ministerpräsidenten Mario Monti konnte mit ihren Reformplänen verloren gegangenes Vertrauen zumindest teilweise zurückgewinnen. Die Renditen der richtungsweisenden zehnjährigen Titel gingen in den vergangenen zwei Wochen von knapp 7,5 auf aktuell rund 6 Prozent zurück. Börsianer betonen allerdings, dass die Renditen auf etwa vier Prozent zurückgehen müssen, bevor Anleger in großem Stil wieder einsteigen.

"Wir sehen die geplanten Reformen der Monti-Regierung positiv", lobt Angelien Kemna, die beim 205 Mrd. Euro schweren niederländischen Pensionsfonds APG die Investitionsentscheidungen verantwortet. "Wenn alle Maßnahmen umgesetzt werden, geht nach unseren Berechnungen die italienische Verschuldungsquote in den kommenden Jahren zurück." Daran würden auch wieder anziehende Renditen ein schwächeres Wachstum kaum etwas ändern. Italien sitzt derzeit auf einem Schuldenberg von 1,9 Billionen Euro. Dies entspricht ungefähr 120 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Viele außereuropäische Anleger bezweifeln allerdings, dass die Euro-Zone angesichts der drohenden Zahlungsunfähigkeit Griechenlands und der Aussicht auf eine lange konjunkturelle Durststrecke überleben wird. "Wir sitzen auf einer Bombe", warnt ein Hedgefonds-Manager. Falls sie entschärft werden könne, böten italienische Staatspapiere jedoch deutlich bessere Ertragschancen als deutsche. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe liegt derzeit nur knapp über ihrem Rekordtief von 1,637 Prozent vom vergangenen Herbst.

EZB-Geldregen verschafft Zeit

Nach Einschätzung von Experten sind die Überlebenschancen des Euro durch die zusätzlichen Kredite der Europäischen Zentralbank (EZB) für die Finanzbranche gestiegen. Weil das Misstrauen der Geldhäuser untereinander enorm groß ist und vor allem südeuropäische Institute kaum noch an Geld kommen, pumpten die Währungshüter im Dezember eine knappe halbe Billion Euro in den Markt. Für Ende Februar ist ein zweiter sogenannter Langfrist-Tender mit einer Laufzeit von drei Jahren geplant. Damit sollen Pleiten a la Lehman verhindert werden.

"Das Liquiditätsproblem scheint damit weitgehend gelöst, aber es gibt noch andere Baustellen", betont Jacob Frenkel, Direktoriumsvorsitzender von JP Morgan. Der EZB-Geldregen verschaffe der Politik etwas Luft, um Reformen umzusetzen. Einige Banken nutzen das billige Zentralbank-Geld für sogenannte Carry Trades, indem sie es in italienische oder spanische Anleihen stecken. Ein lohnendes Geschäft: Während sie für die EZB-Kredite gerade einmal ein Prozent Zinsen zahlen, werfen die Peripherie-Bonds fünf, sechs oder mehr Prozent ab.

Am Montag wird sich zeigen, ob es sich dabei nur um kurzfristige Spekulation handelt oder ob Investoren auch gewillt sind, sich langfristig in Italien zu engagieren. Denn dann steht die Emission zehnjähriger Papiere auf der Agenda. In den vergangenen Wochen platzierte das Land vor allem Anleihen mit Laufzeiten von weniger als drei Jahren. Diese Papiere laufen aus, bevor die Banken ihre billigen EZB-Kredite zurückzahlen müssen.

Quelle: ntv.de, Lisa Jucca, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen