Wirtschaft

Glänzende Aussichten Experten rechnen mit Goldrausch

Chinas Goldhunger dürfte laut Experten für weitere Preissteigerungen sorgen.

Chinas Goldhunger dürfte laut Experten für weitere Preissteigerungen sorgen.

(Foto: REUTERS)

14 Prozent Plus bisher im Jahr 2012, Preise von mehr als 1700 Dollar je Feinunze: Gold ist gefragt - und daran wird sich Experten zufolge so schnell auch nichts ändern. 2000 Dollar? Kein Problem. Der wichtigste Grund dafür sind die viel zu niedrigen Zinsen in vielen Ländern.

Gold, Feinunze
Gold, Feinunze 2.219,09

Ob als Halskette, Barren, Münze oder Fonds, der Goldrausch ist noch nicht vorbei. Trotz des Anstiegs seit Jahresbeginn sehen Rohstoffexperten für den Goldpreis 2012 noch Luft nach oben. Seit Jahresbeginn haben die Notierungen schon um knapp 14 Prozent zugelegt auf derzeit 1776 Dollar je Feinunze. Vor allem die Aussicht auf weiter niedrige Zinsen in Europa und den USA mache das Edelmetall für Anleger weiter attraktiv.

"Ich rechne damit, dass der Goldpreis in diesem Jahr über 2000 Dollar steigt. Der wichtigste Grund dafür sind die viel zu niedrigen Zinsen in vielen Ländern. Dadurch steigt die Geldmenge und damit die Inflation", prognostiziert Martin Siegel, Edelmetallexperte und Geschäftsführer der auf die Beratung von Rohstofffonds spezialisierten Stabilitas Fonds.

Zinsniveau am Boden

In den wichtigen Volkswirtschaften liegen die Zinsen derzeit auf sehr niedrigem Niveau. In der Eurozone notiert der Leitzins derzeit bei einem Prozent, in den USA und Japan bei Null. Ende Januar hatte die US-Notenbank Fed sogar angekündigt, an ihrer Nullzinspolitik bis Ende 2014 festzuhalten. "Dieses Szenario ist klar positiv für Gold, denn mit Gold können sich Anleger gegen Inflation absichern", erläutert Siegel.

Dass die Zinsen in den USA niedriger sind als in der Eurozone bietet europäischen Anlegern einen weiteren Vorteil. Denn das schwächt in der Regel den Dollar, was wiederum das in Dollar gehandelte Edelmetall für Anleger aus dem Euro-Raum günstiger macht.

"Keiner will Gold verkaufen"

Rohstoffanalyst Gabor Vogel von der DZ Bank rechnet zum Ende des Jahres mit einem Goldpreis von 1950 Dollar. Die Nachfrage sei ungebrochen. "Keiner will Gold wirklich verkaufen", argumentiert er. Die Analysten der Commerzbank erwarten einen Anstieg bis auf 1900 Dollar. "Das sollte aber erst in der zweiten Jahreshälfte der Fall sein", prognostiziert Commerzbank-Experte Carsten Fritsch.

Zum jetzigen Niveau wäre das noch ein Plus von mindestens knapp 7 Prozent. Gemessen am Schlusskurs 2011 könnten Goldanleger so bis Ende 2012 ein Plus von mehr als 20 Prozent verbuchen. Eine Rendite von der Investoren an den europäischen Aktienmärkten zuletzt nur noch träumen konnten.

Aber: Der Nimbus des sicheren Hafens schützt die Anleger nicht vor Verlusten und nervenaufreibenden Schwankungen. So hatten sie im Sommer vergangenen Jahres, als sich die Euro-Schuldenkrise zuspitzte, Grund zum Jubeln: der Preis für das Edelmetall stieg auf das Rekordhoch von 1920 Dollar je Feinunze. In den folgenden Monaten fielen die Notierungen allerdings stetig, bis sie im Dezember einen Tiefpunkt bei 1520 Dollar erreicht hatte. "Die Korrektur war überzogen", urteilt DZ-Bank-Analyst Vogel. "Viele Spekulanten haben sich von Gold getrennt, um Verluste aus anderen Anlageklassen auszugleichen."

Chinas Hunger und die Blase

Neben den weltweit niedrigen Zinsen und den Inflationsängsten spricht laut Vogel vor allem eines für das Edelmetall: "Gold ist immer noch eine sichere Langfristanlage. Die Nachfrage dürfte weiter hoch bleiben und die Produktionsseite schwach." Vor allem Inder und Chinesen treiben die Nachfrage nach Gold. Nach Schätzungen der Branchenorganisation World Gold Council (WGC) ist China auf dem besten Weg, Indien den Rang als weltgrößtem Goldverbraucher abzulaufen. Auch in diesen Ländern wollten sich die Anleger mit Gold gegen steigende Preise wappnen, stellt das WGC fest.

Auch die Zentralbanken werden in diesem Jahr nach Einschätzung von Analysten weiter auf Gold setzen. 2011 kauften sie nach Daten des WGC rund 440 Tonnen Gold, die größte Menge mindestens seit dem Ende des Goldstandards 1971. Im Vorjahr hatten sie 77 Tonnen des Edelmetalls gekauft. Vor allem Notenbanken aus Entwicklungsländern kurbelten dem WGC zufolge die Nachfrage an. Gold helfe ihnen, ihre Devisenreserven breiter aufzustellen und die Abhängigkeit von einigen wenigen Fremdwährungen zu mildern, erläuterten die Experten.

Für Rohstoffexperte Siegel ist derzeit noch keine Goldblase in Sicht. "Davon sind wir beim jetzigen Preis weit entfernt, da dieser nicht übertrieben und fundamental begründet ist. Angebot und Nachfrage halten sich ungefähr die Waage", begründet er. Sollte es allerdings zu spekulativen Käufen kommen und der Goldpreis aus diesem Grund in Richtung 2500 Dollar steigen, könnte eine Blase entstehen. 

Quelle: ntv.de, Myria Mildenberger, rts

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