Wirtschaft

Milliardenschwere Geschäfte Asien als IPO-Magnet

Die Konjunktur in Europa brummt, aber das IPO-Geschäft kommt noch nicht richtig auf die Beine. Ganz anders in Asien: Fast 300 Börsengänge in China, Indien und Hongkong seit Jahresbeginn, darunter etwa der bis dato weltgrößte der AgBank. Und es geht weiter.

IPOs ohne Ende: in Asien boomen die Börsengänge.

IPOs ohne Ende: in Asien boomen die Börsengänge.

(Foto: REUTERS)

Unterstützt durch das robuste Wirtschaftswachstum, niedrige Zinsen und massive Geldzuflüsse brummt das milliardenschwere Geschäft mit Börsengängen in Asien. "Die Stimmung der Investoren für Asien ist derzeit sehr euphorisch und überträgt sich auch auf den IPO-Markt in der Region", sagt Wong Kok Hoi, Chef-Investmentstratege von APS Asset Management in Singapur. Asien wirke dabei wie ein starker Magnet, der Kapital aus dem Ausland anziehe. In diesem Jahr hat die Region die Nase bei den Börsengängen deutlich vorn. In den ersten neun Monaten nahmen Unternehmen Daten von Reuters Thomson zufolge bei ihrem Sprung auf das asiatische Börsenparkett knapp 90 Milliarden Dollar ein. Das ist mehr als doppelt so viel wie in den USA, Europa, dem Nahen Osten und Afrika zusammen.

Diese Tendenz wird sich nach Einschätzung von Experten in den kommenden Monaten fortsetzen. "Anlagen mit hohen Dividenden sollten wegen der niedrigen Zinsen reißenden Absatz finden", sagt Andrew Chow von UOB KayHian Singapore. Da die Zinsen in den USA, Europa und Japan angesichts der schwachen Konjunkturerholung in nächster Zeit wenig lukrativ bleiben dürften, rechnen Fachleute mit einer Liquiditätsschwemme in Asien. Die geldpolitische Lockerung durch die Fed und die Bank of Japan könnte Kapitalströme in Richtung Asien auslösen, prognostiziert die Bank of America.

Von Singapur bis Indien

In den Startlöchern für einen IPO steht zum Beispiel der Staatskonzern Coal India, der den größten indischen Börsengang aller Zeiten hinlegen könnte. Das Debüt des weltgrößten Kohleproduzenten könnte der Regierung umgerechnet bis zu 2,5 Mrd. Euro einbringen. Die Notierung ist für den 4. November am Aktienmarkt in Mumbai geplant. Coal India wäre der siebtgrößte Börsengang in Asien in diesem Jahr. In Malaysia bahnt sich der größte Börsengang des Landes an. Das Petrochemiegeschäft der staatlichen Ölgesellschaft Petronas soll bis zu 4 Mrd. Dollar bei Anlegern einsammeln. Außerdem will Singapurs Staatsfonds GIC seine Logistiksparte an die Börse bringen. Mit einem geplanten Volumen von umgerechnet bis zu 2,2 Mrd. Euro wäre dies der zweitgrößte Börsengang aller Zeiten in Singapur.

Die drei größten Börsengänge zwischen Juli und September fanden in China statt. Unangefochtener Spitzenreiter war die Agricultural Bank of China (AgBank) mit einem Erlös von 22,1 Mrd. Dollar - der größte Börsengang aller Zeiten. Derzeit ist die Asien-Tochter des US-Versicherers AIG, AIA, der AgBank auf den Fersen. Sie peilt beim Börsengang Ende Oktober ein Volumen von bis zu 20,5 Mrd. Dollar an.

Europa hinkt weit hinterher

Insgesamt gab es in China, Hongkong und Macao im dritten Quartal 114 Börsengänge, mehr als ein Drittel der 286 IPOs, die weltweit über die Bühne gingen. Erlöst wurden damit nach Angaben von Ernst & Young 53 Mrd. Dollar. Im zweiten Quartal hatte das Volumen noch bei 47 Mrd. Dollar gelegen. Fünf der zehn größten Börsengänge zwischen Juli und September entfielen auf Schwellenländer. In Europa brach das Emissionsvolumen dagegen auf 3,2 Mrd. von 9,9 Mrd. Dollar ein, die Zahl der IPOs sank im Quartalsvergleich um 11 auf 49.

China könnte auch im nächsten Jahr den Ton angeben. Sollte die Regierung in Peking ausländischen Firmen wie geplant Aktienverkäufe an den Börsen gestatten, dürfte die Volksrepublik alle anderen Länder hinter sich lassen. In einer Studie von CS Founder, einem Joint-Venture von Credit Suisse in China, heißt es, dass 2011 eine IPO-Summe von knapp 75 Mrd. Dollar möglich sei. In diesem Jahr kamen chinesische Unternehmen auf bislang 60 Mrd. Dollar.

Quelle: ntv.de, rts

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