Wirtschaft

Rein oder raus Was tun mit dem Dax-Rekord?

Zugreifen oder nicht, das ist die Frage.

Zugreifen oder nicht, das ist die Frage.

(Foto: Rainer Sturm/Pixelio)

Der Dax ist nicht zu bremsen und steigt gleich zu Wochenbeginn auf ein neues Allzeithoch. Den Pessimisten gehen die Argumente aus, Händler rufen einen "Kaufdruck" aus. Kann der späte Einsteiger noch mitfeiern oder ist der Höhepunkt der Party schon erreicht?

Dax
Dax 18.492,49

Nach einem ersten Vorstoß in der vergangenen Woche hat es nun im zweiten Anlauf geklappt: Der Dax klettert gleich zum Wochenstart auf ein neues Allzeithoch von 8601 Punkten. Der bisherige Höchststand des Börsenbarometers lag bei 8557 Zählern und wurde am 22. Mai erreicht. Den entscheidenden Schubs gab die überraschende Ankündigung des früheren US-Finanzministers Lawrence "Larry" Summers, seine Kandidatur für die Nachfolge von US-Notenbankchef Ben Bernanke zurückzuziehen. Damit ist nicht nur der Ausgang des Rennens um die Top-Position bei der US-Notenbank Fed wieder offen. Der Markt kann auch wieder darauf hoffen, dass etwa mit Fed-Vizechefin Janet Yellen eine Verfechterin der ultralockeren Geldpolitik das Ruder ergreifen könnte. Summers galt dagegen als Befürworter einer restriktiveren Geldpolitik.

Dazu kommt: Ein internationaler Militärschlag in Syrien scheint vorerst abgewendet zu sein, zudem kommen aus China und der Eurozone positive Konjunkturdaten. Damit gehen den Bären am Markt, die sich mit ihren Short-Spekulationen bereits das ganze Jahr über gegen den Aufwärtstrend gestemmt hatten, die Argumente aus. Sie schauen jetzt der Entwicklung am Markt hinterher. Gibt es jetzt den großen Run auf das Parkett? Das kommt ganz auf die Taktik der Anleger an.

"Hausse nährt die Hausse"

Wer auf die Trendfolge setzt, wird jetzt wohl flugs einsteigen. Anleger, die sich an diesem Handelssystem orientieren, versuchen, in bereits bestehende Kurstrends einzusteigen. Sie steigen wieder aus, sobald der Trend "bricht". Diese "Trittbrettfahrer" nehmen in Kauf, nicht die gesamte Bewegung mitzumachen, sondern nur einen Teil davon. Sie bauen auf die alte Börsenweisheit von der "Hausse, die die Hausse nährt".

Wer jedoch mittelfristig anlegen will, für den wird es auf dem Trittbrett ganz schön windig werden, wenn er bei diesen Rekordständen noch nicht dabei ist. Hier lohnt es sich auf den nächsten Rücksetzer zu warten, auch wenn es in diesem Jahr noch nicht viele Gelegenheiten gab. Der Dax hat bisher kaum einmal fünf Prozent oder mehr nachgegeben. Doch noch haben sich nicht alle Risiken im Markt verflüchtigt. So drohen bereits an diesem Mittwoch Unsicherheiten, wenn Fed-Chef Bernanke bekannt gibt, ob die Anleihenkäufe (QE3) nun beibehalten oder gedrosselt werden.

Keine Blase

Gleichzeitig sind die Marktbewegungen trotz des Allzeithochs derzeit alles andere als exzessiv. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von zuletzt 12,4 ist der Dax vergleichsweise moderat bewertet. Mit dem KGV wird der Index-Punktestand zu den Gewinnen der im Dax gelisteten Unternehmen ins Verhältnis gesetzt. In den vergangenen 30 Jahren lag der Wert im Durchschnitt bei 19. KGVs unterhalb dieser Marke signalisieren daher eine günstige Bewertung deutscher Aktien. Zum Vergleich: Der Dow Jones hat derzeit ein KGV von 16, der S&P 500 liegt bei 18 und der Nasdaq-Index gar bei 20,5.

Auch spaltet sich das Lager der Bullen und der Bären sowohl bei institutionellen als auch bei privaten Anlegern derzeit fast exakt in der Hälfte. Der von Cognitrend erhobene Bull/Bear-Index stand zuletzt bei 55 Punkten. Diese Party könnte also noch ein paar Häppchen für späte Gäste bereit halten.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen