Wirtschaft

Fleischskandal in China Wal-Mart verkauft Fuchs statt Esel

Die chinesische Küche ist reich an Vorlieben und Geschmäckern: Spuren vom Fuchs im Eselsfleisch geht allerdings zu weit.

Die chinesische Küche ist reich an Vorlieben und Geschmäckern: Spuren vom Fuchs im Eselsfleisch geht allerdings zu weit.

(Foto: REUTERS)

Peinliches Problem in China: Der US-Handelskonzern Wal-Mart versucht, mit kleinen Entschädigungen den Unmut der Kunden zu besänftigen. Das Produkt "Five Spices Donkey Meat" enthält Tests zufolge mehr als nur das versprochene Fleisch vom Esel.

Wichtiger Wachstumsmarkt: Wer in China Geschäfte machen will, darf es sich weder mit den Behörden, noch mit den Verbrauchern verderben.

Wichtiger Wachstumsmarkt: Wer in China Geschäfte machen will, darf es sich weder mit den Behörden, noch mit den Verbrauchern verderben.

(Foto: REUTERS)

Der US-Einzelhandelskonzern Wal-Mart - gemessen am Jahresumsatz das größte börsennotierte Unternehmen der Welt - sieht sich in China mit schweren und potenziell geschäftsschädigenden Vorwürfen konfrontiert. Ganz anders als in Europa geht es dabei nicht etwa um mit Pferdefleisch verunreinigtes Rindfleisch, sondern um Eselfleisch, das ohne Kennzeichnung mit minderwertigen tierischen Produkten angereichert oder vermengt worden sein soll.

Nach Angaben chinesischer Behörden habe eine amtliche Probe ergeben, dass in einem Wal-Mart-Produkt namens "Five Spice Donkey Meat" neben dem Fleisch von Eseln auch DNS-Spuren anderer Tiere entdeckt worden seien. In dem betroffenen Würzfleisch war demnach auch Fleisch von Füchsen enthalten.

Mit einer Entschädigung für Kunden will Wal-Mart nun die Gemüter im wichtigen chinesischen Lebensmittelmarkt besänftigen. Käufer von "Five Spice Donkey Meat" sollen jeweils 50 Yuan erhalten, teilte eine Wal-Mart-Sprecherin mit. Die Summe entspricht umgerechnet rund 8,25 US-Dollar oder etwa 6 Euro. Indirekt gesteht der Konzern damit ein, dass ein Großteil der problematischen Fleischmengen bereits verzehrt sein dürfte.

Dicht besiedelte Ostküste

Wie viele Kunden tatsächlich betroffen sind, blieb zunächst unklar. Weder das Unternehmen, noch die chinesischen Behörden wollten dazu genauere Angaben machen. Auch an der Gesamtsumme der ausgezahlten Entschädigung dürfte sich das Ausmaß des Problems kaum ablesen lassen, da sich voraussichtlich nur ein Bruchteil der Käufer um eine Rückerstattung des Kaufpreises bemühen wird oder entsprechende Kaufbelege vorweisen kann.

Das mit Fuchs-DNS verunreinigte Eselfleisch sei nur in zwei Geschäften in Jinan, der gut sechs Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt der Provinz Shandong, verkauft worden, teilte Wal-Mart lediglich mit. Der Konzern arbeite nun mit den Behörden zusammen und prüfe das Produkt und den Herstellungsprozess. Gegen den Zulieferer behält sich Wal-Mart rechtliche Schritte vor.

Gentests in Stichproben

Abgesehen von der Entschädigung kündigte der US-Konzern zudem an, das dort verkaufte Fleisch künftig verstärkt auch eigenen Kontrollen unterziehen zu wollen. Dabei sollen Proben insbesondere auch auf das enthaltene Erbgut der Schlachttiere hin untersucht werden. Das ist zwar teuer und zeitaufwändig, erlaubt aber sichere Rückschlüsse auf die jeweils vorliegende Tierart. Fragwürdige Lieferanten müssen auf diese Weise künftig damit rechnen, spätestens bei der Fleischkontrolle des Einzelhandelsriesen mit verunreinigten Waren aufzufliegen.

Für Wal-Mart ist es das Problem mit "Five Spices Donkey Meat" bei weitem nicht der erste Lebensmittelskandal in China. Auch die Aufregung um Pferdefleisch im fernen Europa hätte dem Konzern bereits als Anlass dienen können, schärfere Kontrollen einzuführen.

Gepanschtes Fleisch, alte Eier

Zuletzt hatten die Behörden in Jiangsu Wal-Mart vorgeworfen, Hühnereier auch jenseits des Verfallsdatums noch für die Produktion von Kuchen und Gebäck zu verwenden. Jiangsu liegt ebenfalls an der dicht besiedelten Ostküste südlich der aktuell betroffenen Region Shandong. Von dem US-Konzern hieß es dazu lediglich, das Problem sei behoben worden. Weitere Erklärungen wollte Wal-Mart dazu nicht abgeben.

Der Einzelhandelskonzern hat seine Sicherheitsstandards für Lebensmittel seit 2011 allerdings bereits deutlich verschärft. Damals stand der Konzern unter Beschuss, Fleisch unter falschem Etikett verkauft zu haben. So soll zum Beispiel das vergleichsweise teure "Bio-Schweinefleisch" nur gewöhnliches Schweinefleisch enthalten haben.

Fast 500 Milliarden Dollar Umsatz

Die Vorwürfe zeigten damals Wirkung: Wal-Mart musste sich öffentlich dafür entschuldigen und schloss zwischenzeitlich 13 Niederlassungen. An die Behörden überwies der Konzern eine Strafe von 3,65 Millionen Yuan, umgerechnet rund 575.000 Dollar (etwa 419.000 Euro). Allein im Heimatmarkt USA betreibt Wal-Mart mehr als 4700 Niederlassungen. Das Sortiment der sogenannten "Supercenter" oder "Superstores" reicht von Lebensmitteln über Kleidung bis hin zu Elektrogeräten.

Weltweit ist der Konzern in 27 Ländern aktiv und beschäftigt nach eigenen Angaben 2,2 Millionen Menschen. Im Geschäftsjahr 2013 verzeichnete Wal-Mart einen Umsatz von rund 466 Milliarden Dollar (rund 339 Milliarden Euro).

Quelle: ntv.de, mmo/DJ

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