Wirtschaft

Sony, Sharp und Panasonic sehen rot Von Königen zu Losern

Die Luft ist raus bei den japanischen Elektronikriesen.

Die Luft ist raus bei den japanischen Elektronikriesen.

(Foto: REUTERS)

Einst waren sie die Könige der Unterhaltungs- und Elektronikindustrie, nun kommen sie nicht mehr gegen die übermächtigen Konkurrenz durch Apple oder Samsung an: Panasonic, Sony und Sharp verschrecken die Börse mit tiefroten Zahlen. "Wir gehören zu den Losern der Branche", stellt Panasonic-Chef Tsuga ernüchtert fest.

Sony
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Erst verschreckt Panasonic die Aktienmärkte mit einem Milliardenverlust, dann kommen Sony und Sharp mit ihren roten Zahlen. Sony ist unterm Strich immer noch nicht aus den roten Zahlen gekommen. Den Nettoverlust verringerte das japanische Traditionsunternehmen im zweiten Geschäftsquartal zwar, enttäuschte die Analysten damit aber dennoch. Immerhin verdienten die Japaner operativ Geld und konnten den Umsatz um fast zwei Prozent steigern.

Unter dem Strich lief bei Sony in den Monaten Juli bis September aber ein Verlust von 15,5 Mrd. Yen - umgerechnet fast 150 Mio. Euro auf. Analysten hatten dagegen mit einer Rückkehr in die Gewinnzone gerechnet. Immerhin hat sich die Lage bei Sony im Vergleich zum ersten Geschäftsquartal verbessert: Damals hatten die Japaner noch einen Nettoverlust von fast 25 Mrd. Yen verbucht.

Operativ schrieb Sony im zweiten Quartal dagegen schwarze Zahlen und verdiente 30,3 Mrd. Yen, nachdem im Jahr zuvor noch ein Verlust von 1,6 Mrd. Yen zu Buche stand.

Konkurrenz und teurer Yen

Sony ist mit seinen Problemen nicht allein. Fast alle japanischen Elektronikhersteller leiden unter der scharfen Konkurrenz vor allem aus Südkorea und dem hohen Kurs des japanischen Yen, der eine Produktion in der Heimat teuer macht.

Für das gesamte Geschäftsjahr, das im März endet, hält Sony an seiner zuletzt pessimistischeren Ergebnisprognose fest. Demnach sollen unterm Strich unverändert ein Gewinn von nur 20 Mrd. Yen stehen. Operativ will der einstige Weltmarktführer, der unter anderem für seine Spielekonsole PlayStation bekannt ist, weiter 130 Mrd. Yen verdienen bei einem Umsatz von jetzt nur noch 6,6 Mrd. Yen. Zuletzt hatte Sony noch einen Umsatz von 6,8 Mrd. Yen in Aussicht gestellt. 

Sony schreibt bereits seit vier Jahren rote Zahlen. Insbesondere der Markt für Fernsehgeräte erweist sich für den Konzern als Fass ohne Boden. Der seit April amtierende Konzernchef Kazuo Hirai will deshalb die Fixkosten drastisch senken. Einen Wachstumsschub sollen mobile Geräte wie Smartphones und Tablet-Computer bringen.

Sharp in der Schuldenfalle

Sharp
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Auch Sharp reihte sich in die Riege der immer weiter ins Hintertreffen geratenen japanischen Elektronikkonzerne ein. Mit einem Nettoverlust von 249,1 Mrd. Yen rutschte Sharp tief in die roten Zahlen, nachdem der Hersteller u.a. von Druckern, Fernsehern und Monitoren im Vorjahr noch 9,4 Mrd. Yen verdient hatte. Für das Gesamtjahr erwartet Sharp unterm Strich mit 450 Mrd. Yen nun einen deutlich höheren Verlust als noch im August mit in Aussicht gestellten 250 Mrd. Yen.

Auf Sharp lasten zudem hohe Schulden. Der Konzern hat bereits eine Hypothek auf seine Firmenzentrale aufgenommen. Zudem verhandelt er seit März mit dem taiwanesischen Hersteller Foxxconn über den Verkauf einer Beteiligung. Um Kosten zu drücken, will Sharp Stellen streichen und Fabriken verkaufen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg Ende September unter Berufung auf Kreise berichtete, stehen über 10.000 Stellen auf der Kippe.

Trends verschlafen

Panasonic
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Unternehmen wie Sony, Panasonic und Sharp haben den Zug der Zeit verpasst. In Geschäftsbereichen, die derzeit stark wachsen, sind Rivalen an ihnen vorbeigezogen. Bei Smartphones oder kleinen Tablet-Computern spielen die japanischen Hersteller fast keine Rolle.

Zuletzt hatte Panasonic die Börse mit einem gigantischen Verlust schockiert. Restrukturierungskosten ließen bei dem für Fernsehgeräte und andere Elektronikerzeugnisse bekannten Konzern einen Verlust von rund 698 Mrd. Yen - umgerechnet 6,77 Mrd. Euro - auflaufen. Dies ist einer der höchsten je bei einem japanischen Unternehmen verzeichneten Quartalsverluste.

Nach vier Monaten im Amt stellt der Panasonic-Chef entsprechend ernüchternd fest, dass das einst mächtige Unternehmen nun zu den "Losern" in der Elektronikbranche gehört. Mit neuen Sparmaßnahmen will Kazuhiro Tsuga nun die tief sitzenden strukturellen Probleme weiter angehen.

Dazu werden die Investitionen in Solarpanele und wieder aufladbare Batterien reduziert, die Produktion in Japan gedrosselt und der Verkauf von Mobiltelefonen im Ausland eingestellt. "Wenn wir diesen Schritt nicht gehen, wäre alles, was wir sagen, ein leeres Versprechen", sagte Tsuga.

Schockiert hat Panasonic die Anleger nicht nur mit den roten Zahlen. Zum ersten Mal seit 1950 zahlt der Konzern, der wegen seiner finanziellen Solidität den Spitznamen "Panasonic Bank" hatte, keine Dividende. Um liquide zu bleiben, hat sich das Unternehmen eine Kreditlinie über 600 Mrd. Yen gesichert, zudem soll eine Anleihe über 150 Mrd. Yen aufgelegt werden.

Die Lage bei Panasonic spiegelt die Probleme vieler japanischer Hersteller von Verbraucherelektronik wider. Der Verbraucher kann inzwischen unter einer Vielfalt an Fernsehgeräten und anderer Elektronik diverser Hersteller wählen. Zudem können die japanischen Anbieter mit der Marktmacht und dem teuren Marketing des südkoreanischen Rivalen Samsung Electronics nicht mithalten. Ebenso wenig können sie mit den Kultprodukten von Apple konkurrieren.

Quelle: ntv.de, sla/DJ

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