Wirtschaft

Erst die Eurozone, dann Deutschland? Volle Kanne in die Rezession

Läuft es bei Deutschlands Wirtschaft nicht mehr rund, bekommt die Eurozone noch größere Probleme.

Läuft es bei Deutschlands Wirtschaft nicht mehr rund, bekommt die Eurozone noch größere Probleme.

(Foto: picture alliance / dpa)

Deutschlands Konjunkturmotor brummt nicht mehr. Die Euro-Schuldenkrise bringt ihn zunehmend ins Stottern - mit Folgen für die gesamte Eurozone. Die marschiert direkt in einen Wirtschaftsabschwung. Und auch außerhalb Europas kämpfen führende Volkswirtschaften mit den Folgen der Krise.

Die Euro-Schuldenkrise strahlt immer stärker auf das Wirtschaftswachstum aus. Nicht nur die Eurozone selbst ist negativ betroffen, auch Chinas Industrie leidet darunter - und Deutschland. Während in China die Wirtschaft aber noch deutlich wächst, und auch hierzulande die Vorzeichen noch grün sind, steuert die krisengeschüttelte Eurozone schnurstracks auf ihre zweite Rezession in drei Jahren zu.

Die gesamte Privatwirtschaft schrumpfte im August bereits den siebten Monat in Folge. Der Einkaufsmanagerindex, ein wirtschaftlicher Frühindikator, stieg zwar minimal um 0,1 auf 46,6 Punkte, teilte das Markit-Institut zu seiner Umfrage unter Tausenden Unternehmen mit. Damit liegt das Barometer aber weiter unter der Marke von 50 Zählern, ab der Wachstum signalisiert wird.

Ab in die Rezession

Die Wirtschaftsleistung sank in zahlreichen Mitgliedsländern des Euroraums. Während sich in Deutschland die Talfahrt der Privatwirtschaft unerwartet verstärkte, da der Dienstleistungsbereich wieder in den Abschwung rutschte, verlangsamte sich der Abwärtstrend in Frankreich. Außerhalb der beiden Schwergewichtsländer ging es weiter zügig bergab.

Markit befürchtet, dass die Wirtschaft der 17 Euro-Länder im laufenden dritten Quartal um 0,5 bis 0,6 Prozent schrumpft. Bereits im Frühjahr hatte es einen Rückgang um 0,2 Prozent gegeben. "Die Hoffnungen, dass die Stärke der deutschen Wirtschaft der Erholung in der Eurozone hilft, haben einen Rückschlag erlitten", sagte Markit-Volkswirt Rob Dobson.

Deutsches BIP wächst leicht

Deutschlands Wirtschaft bleibt nur dank der starken Exporte und des kräftigen Konsums im Inland auf Wachstumskurs. Im zweiten Quartal 2012 stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um 0,3 Prozent, berichtete das Statistische Bundesamt und bestätigte damit erste Schätzungen. Zum Jahresbeginn 2012 hatte das BIP aber um 0,5 Prozent zugelegt.

Vor allem der Außenhandel sorgte für Impulse. Aus der Binnennachfrage kamen allerdings gemischte Signale. Während die privaten Verbraucher trotz der Schuldenkrise ihre Ausgaben um 0,4 Prozent steigerten, hielten sich die Firmen wegen der Unsicherheit merklich zurück. Sie investierten 2,3 Prozent weniger in Maschinen und Anlagen.

KfW senkt Prognose

"Das Zukunftsvertrauen der deutschen Wirtschaft sinkt. Die tiefe Rezession in den Krisenländern der Eurozone wird vor allem über den Außenhandel auch hierzulande zunehmend spürbar", sagte KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch. Die KfW korrigierte deshalb ihre Konjunkturprognose nach unten und rechnet für 2012 mit einem preis- und kalenderbereinigten Wirtschaftswachstum in Deutschland von 1,0 Prozent, nach bisher 1,2 Prozent. Für 2013 erwartet sie nur noch ein Plus von 1,5 Prozent, nach bisher 2,0 Prozent.

"Die Krisenfolgen dürften im dritten Quartal noch deutlicher zutage treten", prognostizierte Andreas Scheuerle von der Dekabank. "Dann wird sich auch die Exportdynamik verringern und das Wachstum unter die Nulllinie abtauchen."

Laut Alexander Koch von der Unicredit wird es in der "Industrie eine langsamere Gangart" geben. Darauf weise auch das Ifo-Geschäftsklima hin.

Chinas Wirtschaft spürt Euro-Krise

Chinas Industrie kämpft bereits mit der "langsameren Gangart": Der Einkaufsmanagerindex der Großbank HSBC sackte im August auf 47,8 Punkte ab nach einem Stand von 49,3 im Juli. Dies ist das niedrigste Niveau seit neun Monaten. Der aktuelle Stand deutet aber auf einen der schwächsten Monate des Sektors seit der weltweiten Finanzkrise von 2008 bis 2009 hin.

Die chinesische Wirtschaft bekommt die schwache Nachfrage aus dem schuldengeplagten Europa deutlich zu spüren. Europa ist der wichtigste Exportmarkt für die Volksrepublik. Vor allem der deutliche Rückgang des Teilindex für Neuaufträge auf 44,7 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit März 2009 bereitete den Experten Sorgen. Auch zeigten die Daten, dass sich die Lagerbestände erhöhten.

Im zweiten Quartal verzeichnete die Wirtschaft zwar ein Plus von 7,6 Prozent. China hat lange Zeit aber zweistellige Wachstumsraten generiert.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen