Wirtschaft

Zyprischer Bankchef tritt ab Vermögende Anleger trifft es hart

Zyperns Finanzminister Michalis Sarris.

Zyperns Finanzminister Michalis Sarris.

(Foto: REUTERS)

Inhaber großer Guthaben in Zypern werden gezwungen, sich an den immensen Kosten der Bankenrettung zu beteiligen. Wie hoch die Zwangsabgabe ausfällt, ist noch unklar. Doch Finanzminister Sarris stimmt vermögende Anleger bereits auf schlechte Nachrichten ein. Der Chef der Bank of Cyprus tritt deshalb aus Protest zurück.

Wohlhabende Kontoinhaber in Zypern werden einen Großteil ihrer Bankeinlagen einbüßen. "Die exakte Prozentzahl ist noch nicht entschieden, aber sie wird hoch ausfallen. Was ich gesehen habe, legt die Marke von 40 Prozent nahe", sagte Zyperns Finanzminister Michalis Sarris der BBC. Bislang war die Rede von 30 Prozent.

Betroffen seien Kontoinhaber mit einem Guthaben über 100.000 Euro bei den beiden wichtigsten Banken des Landes, der Laiki-Bank und der Bank of Cyprus, so Sarris. Deren Geld soll in Bankaktien umgewandelt werden, wodurch die Einleger direkt an der Sanierung der Geldhäuser beteiligt werden.

Mit dem so gewonnenen Kapital und mit einem noch nicht näher bezifferten Haircut für Inhaber vorrangiger Bankanleihen will Zypern seinen Beitrag zu einem Rettungsprogramm leisten, das dem Land 10 Mrd. Euro von seinen europäischen Partnern und dem Internationalen Währungsfonds bringen soll. Die Geldgeber verlangen für ihre Hilfe einen zusätzlichen Eigenbeitrag Zypern in Höhe von 5,8 Mrd. Euro.

Das Rettungspaket ist außerdem an eine radikale Schrumpfkur des überdimensionierten Finanzsektors geknüpft. So soll Zyperns zweitgrößte Bank Laiki geschlossen werden. Vor diesem Hintergrund kündigte der Chef der Bank of Cyprus, Andreas Artemi, seinen Rücktritt an. Wie die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen der Bank erfuhr, ist Artemi vor allem mit der Höhe der geplanten Zwangsabgabe auf Geldeinlagen nicht einverstanden. Nach Angaben des Geldinstituts hat der Aufsichtsrat die Rücktrittserklärung "nicht akzeptiert".

Abhebungen begrenzt

Vor allem Moskau reagierte empört auf die Pläne, weil viele vermögende Russen ihr Geld in Zypern angelegt haben. Aus Deutschland und anderen Euro-Ländern kam dagegen Kritik an dem zyprischen Modell, mit niedrigen Steuern, hohen Zinsen und laxen Kontrollen dubiose Gelder aus dem Ausland anzulocken.

Trotz des milliardenschweren Rettungspakets traut sich Zypern noch keine Wiedereröffnung seiner Banken vor Donnerstag zu. Eigentlich hatte die Regierung in Nikosia dies schon für Dienstag vorgesehen. Doch die Notenbank des Insel-Staates ließ eine Öffnung der Geldhäuser, die schon mehr als eine Woche geschlossen sind, nicht zu. Zu groß waren offenbar die Befürchtungen, dass die Kunden die Filialen stürmen und ihre Ersparnisse abziehen. Um genau dies zu verhindern, hat die Zentralbank den Kapitalverkehr eingeschränkt. Kunden der größten beiden Banken können nur noch 100 Euro pro Tag abheben.

Fitch stuft Banken ab

Finanzminister Sarris kündigte an, dass die Banken voraussichtlich am Donnerstag wieder geöffnet werden. Die Kapitalkontrollen, die ein massives Abheben von Geld verhindern sollen, würden nicht für Monate oder Jahre in Kraft bleiben. "Ich denke, wir sprechen hier von einigen Wochen", sagte der Finanzminister. Das bedeutet, dass Abhebungen, Überweisungen oder Schecks auf kleine Summen begrenzt sind. Diese Kapitalschranken "werden wahrscheinlich ein abgestuftes System bekommen", ergänzte Sarris. Strengere Kontrollen soll es für die beiden großen Häuser Laiki und Bank of Cyprus geben.

Unterdessen stufte die Ratingagentur Fitch beide Banken auf "Zahlungsausfall" herab. Die drittgrößte zyprische Bank, die Hellenic Bank, wurde nach dem Rettungspaket für die Insel zwar bei ihrer Einstufung auf "B" ("beschränkter Ausfall) gehalten, allerdings mit negativem Ausblick. Fitch begründete die Entscheidung mit den durch das Rettungspaket vorgesehenen Einschnitten sowie den Verluste für Geldanlagen.

Arbeitsminister Harris Georgiades sagte der "Bild"-Zeitung, die Sanierung des Bankensystems werde die Wirtschaft in große Schwierigkeiten bringen. "Wir werden durch eine sehr schwere Zeit gehen."

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/AFP

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