Wirtschaft

Frühwarnung aus Wolfsburg VW fürchtet den Herbst

Die Planzahlen sind entscheidend: Wer voraussichtlich bald weniger verkauft, sollte die Produktion rechtzeitig anpassen.

Die Planzahlen sind entscheidend: Wer voraussichtlich bald weniger verkauft, sollte die Produktion rechtzeitig anpassen.

(Foto: REUTERS)

Europas größer Autobauer bereitet sich und seine Geschäftspartner Gerüchten zufolge auf ein Ende des Absatzbooms vor: Hinter vorgehaltener Hand sollen Zulieferer mündliche Warnungen aus der Wolfsburger Zentrale erhalten haben. VW bezeichnet die Angaben als "spekulativ". Im September beginnt der große Konzernumbau.

Der deutsche Automobilkonzern Volkswagen bereitet seine Zulieferer einem Medienbericht zufolge auf mögliche Produktionskürzungen im Herbst vor.

Nach Informationen der "Automobilwoche" wurden die Unternehmensführungen der VW-Partner mündlich darauf hingewiesen, dass die Produktion des Konzerns im Herbst um etwa zehn Prozent sinken könnte. Der Hintergrund dürfte nicht nur VW-Aktionären zu denken geben: Die Rede ist von einer Vorsichtsmaßnahme für den Fall eines möglichen Konjunktureinbruchs.

"Die genannten Szenarien sind spekulativ und sachlich nicht korrekt", sagte VW-Sprecher Eric Felber auf Anfrage. "Obwohl die Situation in einigen Regionen angespannt ist und wohl auch bleibt, sind wir nach wie vor erfolgreich unterwegs. Wir gehen deshalb selbstbewusst in die nächsten Monate, die insgesamt aber deutlich schwieriger und fordernder werden.

Den Informationen der Fachzeitung zufolge soll der Wolfsburger Konzern bei seiner Frühwarnung ausdrücklich hervorgehoben haben, dass die Planzahlen für die Herbst- und Winterproduktion noch nicht nach unten korrigiert worden seien. Der VW-Vorstand rechne weiterhin mit der Möglichkeit, dass die Konjunktur in einigen Ländern wieder anziehen werde, hieß es.

Stühlerücken in Wolfsburg

Volkswagen verordnet sich ab diesem Monat den größten Umbau seiner Führung in der Konzerngeschichte. Dafür wertet Europas größter Autobauer unter anderem sein China-Geschäft kräftig auf, ordnet seine Lastwagensparte neu und baut den Audi-Vorstand um.

VW hatte den umfassenden Umbau . Vorstandschef Martin Winterkorn will damit Strukturprobleme im Konzern beseitigen. Mit der Neuaufstellung sollen Schlagkraft und Tempo auf dem Weg an die Weltspitze vorangetrieben werden. Mehr als 30 Top-Positionen wurden getauscht. Stichtag war der 1. September.

Winterkorn hatte die Umbesetzung vor dem Wochenende im "Handelsblatt" mit der internen Zusammenarbeit des Weltkonzerns begründet. "Mittlerweile haben wir fast 40.000 Entwickler, die stehen jeden Morgen auf und wollen was Neues konstruieren. Wir müssen dafür sorgen, dass dies zielgerichtet den Konzern als Ganzes voranbringt", sagte Winterkorn in dem Interview.

Neben der Kernmarke VW gehören zu dem Dax-Konzern die Marken VW-Nutzfahrzeuge, die Lkw-Hersteller MAN und Scania, Audi, Seat, Skoda, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Porsche und der Motorradhersteller Ducati.

Seat komplett verkaufen?

Von der schwächelnden spanischen Tochter Seat sollte sich der Konzern nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer allerdings trennen. "Seat ist für VW ein großes Verlustgeschäft. VW-Chef Martin Winterkorn hätte hier schon lange reagieren müssen", sagte der Fachmann dem "Weser-Kurier".

"Man könnte die spanischen Werke gut im VW-Produktionsverbund nutzen und die Marke Seat vom Markt nehmen", schlug Dudenhöffer vor. "Das würde den Konzern, seine Mitarbeiter und seine Aktionäre besserstellen."

Im Rahmen des Umbaus übernimmt der bisher für das Nutzfahrzeuggeschäft zuständige Vorstand Jochem Heizmann das neu geschaffene China-Ressort. Es ist für Volkswagen einer der größten und wichtigsten Märkte weltweit. Auch das LKW-Geschäft wird umgebaut, vor allem um die bisher eher zäh laufende Zusammenarbeit zwischen den Töchtern Scania und MAN voranzutreiben.

Der bisherige Chef der schwedischen Tochter Scania, Leif Östling, wechselt in den VW-Vorstand und wird dort das gesamte Nutzfahrzeuggeschäft verantworten, MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen zieht in die Konzernleitung, den erweiterten Vorstand ein, und wird dort das Industriegeschäft mit Motoren konzernweit koordinieren.

Neuer Scania-Chef wird der bisherige Verkaufsvorstand Martin Lundstedt. Auch die VW-Sparte Nutzfahrzeuge bekommt einen neuen Chef, den Posten übernimmt der bisherige Entwicklungschef Eckard Scholz.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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