Wirtschaft

Jim Yong Kim für Robert Zoellick USA nominieren Weltbank-Chef

Kurz vor Ablauf der Bewerbungsfrist nominieren die USA noch einen Kandidaten für den Chefposten der Weltbank. Präsident Barack Obama präsentiert in Washington den Universitätsrektor Jim Yong Kim als möglichen Nachfolger von Robert Zoellick. Kim hat gute Chancen, denn traditionell stellen die USA den Weltbankchef.

Jim Yong Kim hat gute Chancen auf den Posten.

Jim Yong Kim hat gute Chancen auf den Posten.

(Foto: dpa)

Wenn es nach den USA geht, soll die Weltbank auch künftig von einem Amerikaner gelenkt werden. Die USA schicken den Präsidenten der Elite-Universität Dartmouth, Jim Yong Kim, ins Rennen um die Nachfolge des Ende Juni aus dem Amt scheidenden Robert Zoellick.

Kim wurde 1959 in Südkorea geboren, wuchs jedoch in den Vereinigten Staaten auf. Er steht seit 2009 an der Spitze des Dartmouth College und hat Doktortitel in Medizin und Anthropologie erworben. Internationale Erfahrung sammelte er als Direktor für Aids-Bekämpfung bei der Weltgesundheitsorganisation WTO. Die Weltbank könnte keinen besseren Präsidenten als Kim haben, sagte Obama bei der Präsentation des Kandidaten. "Es ist an der Zeit, dass ein Profi für Entwicklungshilfe die größte Entwicklungshilfeorganisation der Welt führt."

Obama verdeutlichte mit seiner Auswahl des Arztes auch, wo er den künftigen Schwerpunkt der Weltbank sieht. "Gesunde Bevölkerungen ermöglichen Wachstum und Wohlstand", sagte er. Entsprechend sei Kim mit seinen "einzigartigen Fähigkeiten und jahrelanger Erfahrung" besser qualifiziert als jeder andere für die Präsidentenposten. Fachleute lobten die US-Regierung für ihre bedachte Entscheidung: "Das ist ein großer Schritt nach vorne", meinte der Co-Direktor des US-Instituts "Center for Economic and Policy Research", Mark Weisbrot. Kim sei "der erste qualifizierte Weltbank-Präsident in 68 Jahren".

Tatsächlich stellt die Nominierung des respektierten Akademikers für das Weiße Haus eine Abkehr von alten Traditionen dar. Ob Zoellick, dessen Vorgänger Paul Wolfowitz und James Wolfensohn oder die anderen acht ehemaligen Männer an der Weltbankspitze - mehr oder weniger jeder von ihnen landete nach Meinung von Kritikern aus politischem Kalkül auf dem Posten.

Weltbankchef traditionell Amerikaner

Ngozi Okonjo-Iweala wird von Nigeria, Angola und Südafrika unterstützt.

Ngozi Okonjo-Iweala wird von Nigeria, Angola und Südafrika unterstützt.

(Foto: REUTERS)

Seit Gründung der Weltbank nach dem Zweiten Weltkrieg haben die USA dort den Chefsessel inne. Bislang gilt die ungeschriebene Regel, dass die vor allem für die Armutsbekämpfung zuständige Weltbank von einem Amerikaner und der Internationale Währungsfonds (IWF) von einem Europäer geführt wird. In der Weltbank haben die USA den größten Stimmenanteil und können sich der Rückendeckung durch Japan und die Europäer sicher sein. "Wir akzeptieren das Vorschlagsrecht der Vereinigten Staaten von Amerika", sagte etwa Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel. Gleichzeitig betonte Niebel seine Freude darüber, dass es mehrere hervorragende Kandidaten gibt: "Insbesondere begrüße ich, dass neben dem amerikanischen Kandidaten Jim Yong Kim auch die Schwellenländer selbstbewusst Anwärter ins Rennen schicken und so ihrer wachsenden Bedeutung Nachdruck verleihen", erklärte Niebel. Deutschland werde sich bei der Wahl des Nachfolgers eng mit den europäischen Partnern abstimmen. Niebel vertritt Deutschland im Gouverneursrat der Weltbank.

Die Nominierung des weitgehend unbekannten Akademikers Kim gilt als Überraschung. Hochkarätige US-Politiker wie Außenministerin Hillary Clinton und der einflussreiche Senator John Kerry, die für den Posten gehandelt worden waren, hatten kein Interesse bekundet. Auch über eine Nominierung der US-Botschafterin bei der UNO, Susan Rice, war spekuliert worden. Der US-Ökonom Jeffrey Sachs, der ohne offizielle Rückendeckung aus Washington seinen Hut in den Ring geworfen hatte, zog seine Kandidatur zurück und unterstützt nun Kim.

Kim wird sich gegen die nigerianische Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iweala durchsetzen müssen, die außer von ihrem eigenen Land auch von Angola und Südafrika nominiert wurde. Okonjo-Iweala hat sich als Wirtschaftsfachfrau und Diplomatin einen Namen gemacht. Die Weltbank sei gerade für Entwicklungsländer eine "sehr wichtige Institution" und verdiene  die "beste Führung", sagte sie bei einer Pressekonferenz in Pretoria mit ihren Kollegen aus Südafrika und Angola. Okonjo-Iweala  arbeitete mehr als zwei Jahrzehnte bei der Weltbank und amtierte  dabei auch als Vizepräsidentin und geschäftsführende Direktorin.

Dritter Bewerber ist der frühere kolumbianische Finanzminister José Antonio Ocampo, der am Mittwoch seine Kandidatur erklärt hatte. Der promovierte Ökonom arbeitet derzeit als Professor an der  Columbia Universität in New York und leitet dort das Programm für wirtschaftliche und politische Entwicklung.

Das Weltbank-Direktorium wird nach Ablauf der Bewerberfrist am Freitagabend die Kandidatenliste auf maximal drei Namen beschränken. Aus diesem Kreis soll beim nächsten halbjährlichen Treffen von Weltbank und IWF am 21. April der neue Präsident bestimmt werden.

Quelle: ntv.de, sla/rts/AFP

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