Wirtschaft

Geithner drängelt die Europäer USA fordern mehr Geld für Athen

Griechenlands Premierminister Giorgos Papandreou bei seiner Ankunft beim EU-Gipfel Brüssel.

Griechenlands Premierminister Giorgos Papandreou bei seiner Ankunft beim EU-Gipfel Brüssel.

(Foto: AP)

Mit Argusaugen verfolgt die US-Regierung das Verhalten der Europäer in der griechischen Schuldenkrise. US-Finanzminister Timothy Geithner fürchtet offenbar eine reale Ansteckungsgefahr für den heimischen Bankensektor. Eine neue Finanzkrise wäre das Letzte, was die USA jetzt gebrauchen könnten. Europa soll im Fall Griechenland "mehr tun".

US-Finanzminister Timothy Geithner verlangt von den Staaten Europas größere Anstrengungen zur Bewältigung der Schuldenkrise in Griechenland und anderen Ländern. "Sie müssen mehr tun als das, was sie getan haben", sagte Geithner dem US-Fernsehsender CNBC. Die Regierungen in Griechenland, Irland und Portugal hätten harte wirtschaftliche Reformen begonnen. Europa müsse nun für eine größere finanzielle Rückendeckung sorgen, damit diese Schritte ihre Wirkung entfalten.

Timothy Geithner (Archivbild).

Timothy Geithner (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Zuvor hatten die EU-Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfel in Brüssel dem Schuldensünder Griechenland ein neues Hilfspaket in Aussicht gestellt. Außerdem will die Europäische Union (EU) dem Wirtschaftswachstum des Landes mit der schnelleren Auszahlung von Mitteln aus den EU-Fördertöpfen auf die Sprünge helfen. Zugleich allerdings machen die EU-Partner Druck auf Regierung und Opposition in Athen, einen strikten Sparkurs einzuschlagen.

Ansteckungsgefahr aus Europa?

Das Thema Griechenland sorgt in Washington auch außerhalb des US-Finanzministeriums für anhaltende Beunruhigung - unabhängig . Auch die nationale Einlagensicherung blickt mit schweren Bedenken in Richtung Europa. Im Fall einer staatlichen Insolvenz in Europa werden erhebliche Auswirkungen auf den amerikanischen Finanzsektor befürchtet.

Kennt sich aus mit sterbenden Banken: Sheila Bair.

Kennt sich aus mit sterbenden Banken: Sheila Bair.

(Foto: REUTERS)

Die europäischen Banken drohen nach Einschätzung des US-Einlagensicherungsfonds FDIC die Stabilität des gesamten Finanzsystems in Gefahr zu bringen. Wegen der Kreditqualität einer Reihe von Ländern und des Engagements einiger Geldhäuser dort sei sie tief besorgt, hatte die FDIC-Chefin Sheila Bair Mitte Juni betont. Zudem sei es beunruhigend, dass europäische Geldhäuser weiterhin ihre eigenen Kapitalanforderungen festsetzen, die auf internen Risikoschätzungen basierten. Dadurch fehlten objektive und strenge Beschränkungen. Bair war in ihrer Rolle als FDIC-Chefin in Europa vor allem in Zusammenhang mit dem großen Bankensterben nach der Lehman-Krise bekannt geworden. Ihre fünfjährige Amtszeit an der Spitze der FDIC endet im Juli.

Die meisten Aufsichtsbehörden und Politiker in den USA stimmten darin überein, dass die Banken gezwungen werden sollten, mehr Kapital vorzuhalten, fügte sie hinzu. Auf diese Weise könnten sich die Kreditinstitute vor Verlusten schützen und mögliche Erschütterungen im Finanzsystem überstehen. Insgesamt sei das Risiko hoch, dass Banken weitere Schwierigkeiten bekämen, erklärte Blair.

Risikofaktor Schuldenobergrenze

Neben den Gefahren durch die Schuldenkrisen beiderseits des Atlantiks trüben die konjunkturellen Rahmenbedingungen die Perspektiven weiter ein. Das Wachstum der US-Wirtschaft hat sich nach Ansicht von Finanzminister Geithner im ersten Halbjahr auf eine Rate von etwa 2 Prozent abgeschwächt.

Schuld an dem überraschend schwachen Abschneiden der Konjunktur seien unter anderem die hohen Energiepreise, das Erdbeben in Japan sowie die Sorgen über die Schuldenkrise in Europa, sagte Geithner. Der zugrundeliegende Trend zeige jedoch aufwärts, hob Geithner hervor. Er zeigte sich außerdem davon überzeugt, dass sich die Abgeordneten in dem Streit über die Erhöhung der Schuldengrenze letztendlich zu einer Einigung durchringen werden.

Im ersten Vierteljahr war die US-Wirtschaft mit einer annualisierten Rate von 1,9 Prozent gewachsen. Am Jahresende hatte das Wachstum noch bei rund 3 Prozent gelegen.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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