Wirtschaft

Geheimnis gelüftet US-Fonds stößt VW-Aktien ab

Ein historisches Wertpapier der Volkswagen AG. Die sogenannten Nullstücke (ohne Stempel und Kontrollunterschrift) mussten Unternehmen früher einreichen, bevor die Papiere zum Handel zugelassen wurden.

Ein historisches Wertpapier der Volkswagen AG. Die sogenannten Nullstücke (ohne Stempel und Kontrollunterschrift) mussten Unternehmen früher einreichen, bevor die Papiere zum Handel zugelassen wurden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Platzierung eines großen VW-Aktienpakets durch die Deutsche Bank bringt den Aktienkurs ins Trudeln. Insgesamt 5,8 Millionen Vorzugsaktien schlägt die Bank im Namen eines unbekannten Kunden los. Erst am Nachmittag wird das Geheimnis um den Verkäufer gelüftet.

VW Vorzüge
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Nach stundenlangem Rätselraten sorgt die Deutsche Bank als Dienstleister endlich für Klarheit: Die Platzierung von 5,8 Mio. VW-Aktien im Wert von fast einer Milliarde Euro geht auf das Konto eines US-Fonds. Der Verkauf wurde von dem Finanzinstitut zunächst ohne Angaben, woher die Anteilsscheine stammen oder über die möglichen Käufer durchgeführt.

Über ein beschleunigtes Bookbuilding-Verfahren wurden am Morgen 5,78 Mio. Vorzugsaktien des Wolfsburger Autobauers zu einem Preis von 158 Euro je Titel platziert. Wie die Deutsche Bank am Nachmittag mitteilte, wurden die Papiere im Auftrag von Waddell & Reed Investment Management verkauft. Das Paket hatte einen Gesamtwert von rund 914 Mio. Euro. Nach Reuters-Daten verfügt der VW-Großaktionär nach dem Verkauf immer noch über 1,07 Mio. VW-Vorzugsaktien. Zur Einordnung: Das platzierte Paket entspricht rund 3,4 Prozent der im Streubesitz zirkulierenden Vorzugsaktien.

In Medienberichten war zuvor ausgiebig spekuliert worden, wer der Verkäufer sein könnte. Im Gespräch waren neben der Waddel & Reed Investment Management Company auch die Vermögensverwaltung Quatar Holding. Das Golf-Emirat Katar hält als VW-Großaktionär 17 Prozent an VW und ist damit nach der Porsche-Holding (50,7 Prozent) und dem Land Niedersachsen (20 Prozent) der größte Einzelinvestor. Auch institutionelle Anleger wie etwa der US-Fonds Blackrock waren von Börsianern ins Auge gefasst worden.

Ausgewogene Aktionärsstruktur

Angesichts der ausgewogenen Aktionärsstruktur bei VW mit den Ankerinvestoren Porsche und Niedersachsen fällt die Platzierung des Pakets nicht allzu schwer ins Gewicht. Der Börsenwert von Deutschlands größtem Industriekonzern liegt derzeit bei rund 74 Mrd. Euro. Der von der Bank platzierte Wert macht davon 1,25 Prozent aus.

An der Börse ließ die Reaktion dafür nicht lange auf sich warten. Die VW-Titel fielen im frühen Frankfurter Handel um bis zu 3,5 Prozent. Am Vortag waren die Aktien zu einem Kurs von 164,65 Euro aus dem Handel gegangen. Händler gehen aber davon aus, dass sich die VW-Aktie schon bald erholen wird. "Die Wachstumsstory ist weiter intakt", sagte ein Händler.

Unmut der Aktionäre hinterlässt Spuren

Bereits am Vortag hatten die Volkswagen-Titel einen schlechten Tag erwischt. Hier fielen die Papiere um 1,1 Prozent. Der Autobauer verspürt wegen der Absatzkrise in Europa zunehmend Gegenwind. Beim operativen Gewinn erwartet der Vorstand ein weiteres Jahr Stagnation. "Alles in allem waren das keine superpositiven Aussagen", erklärte ein Händler. "Da war man in der Vergangenheit mehr gewöhnt." Konzernchef Martin Winterkorn hatte von Gegenwind vor allem im Europa-Geschäft gesprochen. Sein Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch kündigte ein schwaches erstes Quartal an. Zudem erkläre er, VW werde sich dem Preisdruck nicht entziehen können.

Allein in den vergangenen rund drei Wochen hat die Volkswagen-Aktie fast zwölf Prozent eingebüßt. "Die Margen schrumpfen, das schlägt auch auf den Kurs durch", erläuterte ein Händler. Manfred Jaisfeld, Analyst bei der Essener National-Bank, vermutet, dass der vorsichtige Ausblick des Konzerns bis zur Vorlage des Quartalsberichts Ende April kursbelastend wirken dürfte.

Unter dem Strich hatten die Wolfsburger 2012 rund 22 Mrd. Euro verdient, so viel wie nie zuvor ein deutsches Dax-Unternehmen. Und so bleiben viele Analysten für den VW-Kurs auch optimistisch gestimmt. Die Commerzbank bestätigte die Einstufung für die Aktie am Vortag mit "Kaufen" und einem Kursziel von 195 Euro. Audi-Vertriebschef Luca de Meo habe sich auf einer Investorenveranstaltung eher optimistisch gezeigt, schrieb Analyst Sascha Gommel in einer Studie. Die National-Bank beließ die Vorzugsaktien von Volkswagen nach Vorlage des Jahresberichts sogar auf "Kaufen" mit einem Kursziel von 210,0 Euro.

Langfristig gesehen können sich VW-Aktionäre schon jetzt nicht beklagen. Seit dem Einbruch des Dax 2009 hat die VW-Aktie fast 150 Prozent zugelegt.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ

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