Wirtschaft

Was war los an der Wall Street? US-Börsen spielen verrückt

Das heftige Auf und Ab an der Wall Street beschäftigt nun auch die Politik. Abgeordnete in Washington fordern schärfere Kontrollen für den Computerhandel. Unklar ist die Ursache: Börsianer schieben die Schuld auf die Computersysteme. Laut Wirtschaftssender CNBC könnte aber auch ein Tippfehler die Panik ausgelöst haben.

Heftige Abwärtszacken am Donnerstagabend: Nach knapp 1000 Punkten griffen im Dow die Bremsen.

Heftige Abwärtszacken am Donnerstagabend: Nach knapp 1000 Punkten griffen im Dow die Bremsen.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Rekordabsturz der US-Börsen am Donnerstag haben US-Abgeordnete schärfere Kontrollen für den Computerhandel gefordert. Es sei wieder die Gefahr deutlich geworden, dass "Hochgeschwindigkeits-Computer falsche Geschäfte generieren und am Markt Chaos erzeugen", erklärte der demokratische Senator Edward Kaufman.

Der "Kampf der Algorithmen" sei für die Börsenaufsicht SEC nicht ansatzweise zu durchschauen und müsse daher "bald in einen sinnvollen Regulierungsrahmen eingebettet werden". Kaufman und sein Kollege Mark Warner forderten eine Untersuchung des Kongresses zu dem Vorfall. Ein Ausschuss des Repräsentantenhaus kündigte für den kommenden Dienstag eine Anhörung an.

Der Dow-Jones-Index war im Verlauf um fast 1000 Punkte abgestürzt, nach Punkten der größte Rückgang während eines Handelstages in seiner Geschichte. Und genauso schnell wie die Aktien gefallen waren, schossen sie auch wieder hoch. Am Ende schloss der Dow Jones mit 3,2 Prozent im Minus bei 10.520 Punkten. In der US-Presse wurde der Verlauf als "wilder Bungee-Sprung" des Marktes beschrieben. Besonders betroffen waren unter anderem die Titel von Exelon mit einem Minus von zeitweilig bis zu 99 Prozent, Procter & Gamble mit 33,7 Prozent, 3M mit 17 Prozent und Apple mit 14,4 Prozent.

Großer Fehler eines Marktteilnehmers?

Unklar war zunächst, ob ein Systemfehler im Spiel war. In ersten Reaktionen kündigten die Nasdaq und NYSE-Arca an, einige Geschäfte für ungültig zu erklären. Auch die SEC wollte den Vorfall untersuchen. Die Börsianer schoben die Schuld in einer ersten Reaktion auf die Computersysteme: Werden bestimmte Grenzwerte durchbrochen, beginnen die Rechenmaschinen automatisch, Aktien zu verkaufen. Fängt ein Computer an, kann er eine Kettenreaktion auslösen. Als die Menschen merkten, dass in der Welt da draußen eigentlich nichts Schlimmes passiert war, begannen sie, den Fehler zu korrigieren und kauften wieder fleißig zu.

Das ist die eine Theorie. Die andere, aufgebracht vom Wirtschaftssender CNBC, lautete, ein großer Marktteilnehmer habe einen Fehler gemacht. Nach dem Absturz hatten Gerüchte die Runde gemacht, Fehleingaben bei Handelsgeschäften der Citigroup hätten den Einbruch der Kurse ausgelöst. Demnach soll ein Händler irrtümlich 16 Milliarden statt 16 Millionen Aktien von Procter & Gamble zum Verkauf angeboten haben, woraufhin die Talfahrt auf breiter Front einsetzte.

Laut CNBC weist die Spur zur Citigroup als Übeltäter. Die Großbank wies dies erst einmal zurück und sagte, sie sei genauso ratlos wie der Rest der Finanzwelt. Besonders hart hatte der Kursrutsch den Konsumgüterkonzern Procter & Gamble erwischt, der zeitweilig fast 40 Prozent seines Wertes einbüßte. Das Unternehmen war fassungs- und ratlos.

Die US-Terminbörse CME Group springt dagegen der Citigroup bei. In einer Mitteilung der CME heißt es, die Marktaktivität der Citigroup scheine nicht irregulär gewesen zu sein und auch nicht ungewöhnlich.

Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen