Wirtschaft

"Wir stehen am Rande des Abgrunds" Top-Banker zweifelt an Italien

Kein Freund unbesonnener Worte: Alessandro Profumo.

Kein Freund unbesonnener Worte: Alessandro Profumo.

(Foto: REUTERS)

In der italienischen Bankenlandschaft liegen die Nerven blank: Das Gezerre um Griechenland und die Sorgen um Spanien lösen selbst innerhalb traditionsreicher Geldhäuser existenzielle Sorgen aus. Offen spricht ein angesehener Bankier über einen Zerfall der Eurozone. Fast zeitgleich senkt eine weitere US-Ratingagentur den Daumen.

Nach seiner Zeit bei Unicredit lenkt Profumo die Geschicke der Banca Monte dei Paschi di Siena, der angeblich ältesten noch existierenden Bank der Welt.

Nach seiner Zeit bei Unicredit lenkt Profumo die Geschicke der Banca Monte dei Paschi di Siena, der angeblich ältesten noch existierenden Bank der Welt.

(Foto: REUTERS)

Der italienische Spitzenbanker sieht den Fortbestand der Eurozone in Gefahr. Es sei Eile geboten, um die Währungsgemeinschaft zu bewahren, sagte der Chef des italienischen Traditionsinstituts Banca Monte dei Paschi di Siena auf einer Wirtschaftskonferenz in Trient.

Profumo ist bislang nicht als Schwarzseher in Erscheinung getreten. Umso mehr Eindruck musste seine dramatische Wortwahl bei den anwesenden Zuhörer hinterlassen. "Wir stehen am Rande des Abgrunds", fasste der Bankier die Lage zusammen. Das .

Die Griechen, so Profumo weiter, entschieden zwar selbst, ob sie in der Eurozone blieben. "Aber wenn sie austreten, und wir noch nicht entschieden haben, wie wir die anderen Länder darin halten wollen, wird alles zerfallen."

Verkraftet Italien einen Athen-Schock?

Während die Staats- und Regierungschefs der Eurozone noch über den richtigen Kurs debattierten, sei eigentlich schnelles Handeln nötig, mahnte Profumo, der vormals Italiens größte Bank Unicredit leitete. "Wenn wir weiter herumdiskutieren, , und die Banken werden vollends abhängig vom Geld der Europäischen Zentralbank."

Zuletzt war auch Italien wieder stärker in den Strudel der Schuldenkrise geraten. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone schiebt einen gewaltigen Schuldenberg vor sich her.

International nehmen die Zweifel an der finanziellen Stärke des Landes derzeit wieder deutlich zu. Nicht zuletzt ein neues Rating-Urteil dürfte die Lage zusätzlich verschärfen. Die in der breiten Öffentlichkeit bislang wenig bekannte US-Ratingagentur Egan-Jones stufte die Kreditwürdigkeit Italiens zum Wochenende hin weiter herab.

Ratingagentur stuft Italien herab

Die Analysten von Egan-Jones senkten die Bonitätsnote für das Land von "BB" auf "B+". Zwei Abstufungen darunter beginnt der kritische Bereich der "C"-Bewertungen für extrem risikoreiche Schuldner.

Den Ausblick für Italien bewertete Egan-Jones mit "negativ". Damit steht Rom eine weitere Herabstufung in den kommenden Wochen ins Haus. "Italien ist in einem miserablen Zustand", urteilten die Bonitätswächter. Daher sei es fraglich, ob die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone bei Bedarf aus eigener Kraft ihre Banken stützen könne.

Egan-Jones gehört zwar nicht zu den prominentesten der Branche, genießt aber dennoch einen respektablen Ruf. Die drei führenden Ratingagenturen Moody's, Standard & Poor's und Fitch hatten Italien zuvor ebenfalls mit einem negativen Ausblick versehen. Moody's bewertet Italiens Bonität derzeit noch mit "A3", S&P mit "BBB+" und Fitch mit "A-".

Die Notengebung der Ratinganalysten folgt jeweils eigenen Ratingskalen, deren Abstufung sich meist nur in Nuancen voneinander unterscheiden. Angelehnt ist das Notensystem an das Schema aus dem US-amerikanischen Schulwesen, in dem die Note "A" im allgemeinen für "sehr gut" steht.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen