Wirtschaft

Wichtigstes Geldhaus der Welt Tokio wählt Deutsche Bank

Die Deutsche Bank steht in Japan unter besonderer Beobachtung: Die Finanzaufsicht in Tokio führt Deutschlands größtes Geldhaus auf einer Liste systemrelevanter Banken an erster Stelle. Auf Platz 2: Die US-Großbank Goldman Sachs. Die Einstufung dürfte Folgen haben.

Pausengespräche im Tokioter Finanzviertel: Wer ist die größte und wichtigste Bank der Welt?

Pausengespräche im Tokioter Finanzviertel: Wer ist die größte und wichtigste Bank der Welt?

(Foto: REUTERS)

Die japanische Finanzaufsicht stuft die Deutsche Bank als weltweit wichtigsten Finanzkonzern ein. Die Regulierungsbehörden hätten das Geldhaus auf den ersten Rang einer Liste mit weltweit systemrelevanten Instituten gesetzt, berichtete die japanische Zeitung "Mainichi". Dahinter folgen demnach die beiden US-Großbanken Goldman Sachs und JP Morgan Chase. Die Liste sei von der Agentur für Finanzdienstleistungen und der japanischen Notenbank Bank of Japan (BoJ) zusammengestellt worden.

Ein Kollaps der Deutschen Bank hätte damit aus Sicht der japanischen Regulierer gravierendere Folgen für das weltweite Finanzsystem als Pleiten anderer, weniger bedeutsamer Institute. Insgesamt stehen dem Bericht zufolge 60 Institute auf der Vorschlagsliste der japanischen Regulierer für den Finanzstabilitätsrat (FSB), der mit Bankaufsehern aus der ganzen Welt besetzt ist.

Der FSB koordiniert die Regulierungsbemühungen der nationalen Aufsichten auf internationaler Ebene. Der FSB will bis Mitte 2011 entscheiden, welche Großbanken so stark international vernetzt sind, dass deren Kollaps das Finanzsystem ins Wanken bringen kann. Diesen weltweit etwa 20 bis 30 Häusern drohen dann Aufschläge auf die neuen Kapitalvorschriften Basel III, um Verluste besser abfedern zu können. Über die Ausgestaltung dieser zusätzlichen Auflagen entscheiden die Aufseher in den einzelnen Ländern weitgehend selbst. FSB-Experten hatten im November . In den nächsten Wochen dürften weitere Länder mit ihren Einschätzungen folgen.

Vorgeschriebene Speckschichten

Wird ein Finanzkonzern als global systemrelevant eingestuft, muss künftig zusätzliches Eigenkapital im Verhältnis zur Bilanzsumme vorgehalten werden. Das soll dazu dienen, unerwartet auftretende Verluste besser auffangen zu können. Auf diese Weise versuchen die Aufseher zu verhindern, dass einzelne Institute im Fall einer Finanzkrise erneut dem Steuerzahler zur Last fallen können.

Im Zuge der Erschütterungen an den Finanzmärkten mussten weltweit zahlreiche Finanzkonzerne durch milliardenschwere Rettungsaktionen gestützt oder aufgefangen werden. Die Deutsche Bank selbst hatte keine Staatshilfe beantragen müssen.

Nomura erst auf Platz 19

Im Zusammenhang mit der Finanzkrise stehen große Banken allgemein im Verdacht, in dem Bewusstsein, im Notfall vom Staat gerettet zu werden, zu hohe Risiken auf sich genommen zu haben. Das Problem wird auch unter dem Schlagwort "too big to fail" diskutiert.

Dass unter den deutschen Adressen voraussichtlich nur die Deutsche Bank als global systemrelevant eingestuft werden dürfte, hatte sich bereits abgezeichnet. Überraschend ist indes, dass sie nun - zumindest von den Japanern - als wichtiger angesehen wird als alle anderen Häuser.

Die erste japanische Bank findet man auf der Liste mit Nomura erst auf Platz 19. Die Aufsichtsbehörden waren zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar zunächst ab.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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