Wirtschaft

Der lange Marsch aus der Krise Stahlbranche warnt Politik

"Wir sprechen von vorsichtigem Optimismus", sagt Verbandschef Kerkhoff.

"Wir sprechen von vorsichtigem Optimismus", sagt Verbandschef Kerkhoff.

(Foto: REUTERS)

Die Schwerindustrie steckt seit über zwei Jahren in der Krise. Konzerne wie ThyssenKrupp bekommen das zu spüren. Neben den hausgemachten Problemen der Branche droht aber auch politischer Zwist.

Die europäischen Stahlkocher ThyssenKrupp & Co können wohl auch in den kommenden Jahren von ihren alten Glanzzeiten nur träumen. "Es ist keine Frage, die Stahlindustrie befindet sich in einem Krisenmodus", sagte der Präsident des deutschen Branchenverbands, Hans Jürgen Kerkhoff. Zwar gebe es eine leichte Erholung, die Lage sei aber weiter schwierig. Die Nachfrage von Kunden aus der Automobil- und der Bauindustrie ziehe an. Den Stahlherstellern machten jedoch der Preisdruck, hohe Rohstoffkosten und Belastungen durch die Energiewende zu schaffen. Die Rohstahlproduktion in Deutschland werde 2014 nur leicht zulegen.

Die Schwerindustrie steckt seit über zwei Jahren in der Krise. Die Konjunkturschwäche hat in Staaten Südeuropas wie Spanien oder Italien die Nachfrage abgewürgt. Auch Frankreich schwächelt. In Deutschland sieht es noch vergleichsweise gut aus. Dankbar nehmen die Manager jeden Hoffnungsschimmer auf: "Wir sprechen von vorsichtigem Optimismus", sagte Verbandschef Kerkhoff. Die Rahmenbedingungen hätten sich leicht verbessert. Die globale Konjunkturerholung komme voran. "Auch in der Euro-Zone zeigen die Konjunkturindikatoren wieder nach oben, in Deutschland wie auch in den südlichen Problemländern." Von einem breiten Aufschwung könne aber keine Rede sein.

Branche legt Öfen still

Bis zum Ende des Jahrzehnts werde die Branche das Vorkrisenniveau von 2007 nicht wieder erreichen, ergänzte Henrik Adam, Vorstandsmitglied von Tata Steel Europe. Der Chef von ThyssenKrupp Steel Europe, Andreas Goss, blies in dasselbe Horn: "Auch wir erwarten eine leichte Erholung." Große Sprünge seien in den kommenden Jahren aber nicht zu erwarten. Der Konzern, der am Freitag seine Quartalszahlen vorlegt, baut in seiner Stahlsparte Tausende Jobs ab. Insgesamt fielen in der Branche hierzulande im vergangenen Jahr rund 1000 Arbeitsplätze weg. Knapp 88.000 Mitarbeiter sind noch beschäftigt.

Zum Teil sind die Probleme auch hausgemacht. Die Branche leidet unter Überkapazitäten. In Deutschland werden nur wenige Anlagen stillgelegt - 2014/15 könnten es Öfen mit einer Kapazität von zwei der insgesamt 53 Millionen Tonnen sein. Der Chef des österreichischen Herstellers Voestalpine, Wolfgang Eder, sagte, in Europa werde etwa ein Fünftel der möglichen Menge nicht gebraucht. "Wir sollten die Kapazitäten so rasch wie möglich reduzieren. Es gibt einige Schritte in die richtige Richtung, aber um Nachfrage und Angebot in Einklang zu bringen, sind noch weitere Aktivitäten notwendig." Voestalpine dampfte am Dienstag wegen einer schwachen Nachfrage aus dem Energiebereich seine Prognose für das laufende Geschäftjahr 2012/13 ein. Bei den Stahlpreisen erwartet allerdings auch Eder in diesem Jahr eine Erholung.

Kritik an Politik

Diese könnte den Unternehmen in Deutschland wenig nutzen, wenn die EU die Entlastungen für die Industrie bei der Ökostromförderung (EEG-Umlage) streicht. Das in Brüssel laufende Verfahren bezeichnete Stahllobbyist Kerkhoff als "überhaupt nicht nachvollziehbar." Die EU untersucht, ob die Entlastungen gegen den Wettbewerb verstoßen. Nach Angaben des Stahlverbands drohen bei einen Verbot Kosten von jährlich mindestens einer Milliarde Euro. ThyssenKrupp-Stahlchef Goss bezifferte sie allein bei seinem Konzern auf mehr als 250 Millionen Euro. Damit könnte die Stahlproduktion zum Verlustgeschäft werden - im vergangenen Geschäftsjahr erzielte ThyssenKrupp Steel Europe einen Betriebsgewinn von 143 Millionen Euro.

Quelle: ntv.de, bad/rts

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