Wirtschaft

Rückkehr unter die Großen Solarworld übernimmt Bosch-Werk

Bosch-Solar-Werk in Arnstadt.

Bosch-Solar-Werk in Arnstadt.

(Foto: dpa)

Bosch treibt den Ausstieg aus der Solarsparte voran. Dabei können die Schwaben das Thüringer Werk an einen kriselnden Konkurrenten losschlagen. Dieser steigt dadurch wieder in die weltweite Top 10 auf. Dennoch verlieren Hunderte ihren Job.

Das selbst mitten in der Sanierung steckende Unternehmen Solarworld übernimmt vom Autozulieferer und Technologiekonzern Bosch dessen verlustreiches Thüringer Solarwerk. Solarworld steige damit wieder in die von chinesischen Herstellern dominierte Top 10 der Branche auf, sagte Vorstandschef Frank Asbeck. Voraussetzung für den Deal mit Bosch sei aber, dass die Sanierungspläne endgültig in trockene Tücher kommen. Dafür stünden die Zeichen gut. "Wir haben die Klagen gegen das Sanierungskonzept im Wesentlichen auf dem Vergleichsweg beigelegt", sagte Asbeck. Damit könnten die Transaktionen allesamt - auch die Übernahme des Bosch-Werks - voraussichtlich wie geplant Ende Februar über die Bühne gehen.

Solarworld übernimmt von Bosch am Standort Arnstadt 800 Mitarbeiter, eine Zellfertigung mit 700 Megawatt (MW) Produktionskapazität und eine Modulfertigung mit 200 MW. Derzeit arbeiten an dem Standort noch etwa 1500 Menschen.

Weitere Ansiedlungen in Arnstadt

Zu finanziellen Details machten die Firmen keine Angaben. Insidern zufolge versüßt Bosch den Deal aber wohl mit einer Mitgift. "Bosch war sehr honorig", sagte Asbeck. Die Vereinbarung sehe vor, dass "ein mehrjähriger Betrieb der Zell- und Modulfertigungsstätten in Arnstadt gesichert werden kann, ohne unsere finanzielle Restrukturierung zu gefährden." Die Finanzmittel würden durch den Kauf nicht reduziert. Zudem unterstütze auch das Land Thüringen, dessen Einsatz "einen großen Anteil daran hat, dass für Arnstadt eine umfassende Lösung gefunden werden konnte."

"Solarworld kauft ein Filetstück", sagte Bosch-Chef Volkmar Denner. Der Bonner Konzern habe "bessere Kostenpositionen und eine bessere regionale Aufstellung" als Bosch und daher die Chance, die Werke profitabel zu führen. Bosch fahre dagegen täglich hohe Verluste ein.

Darüber hinaus will Bosch als Autozulieferer die Produktion eines Elektronikteils von Hatvan in Ungarn nach Arnstadt verlagern. Zusammen mit der Gründung einer Serviceorganisation sowie einer Handelsgesellschaft zur Abwicklung noch bestehender Verpflichtungen sichere dies laut Thüringer Staatskanzlei mittelfristig weitere rund 250 Arbeitsplätze. Zudem wolle ein weiterer Investor Produktionsflächen mieten und unter Reinraumbedingungen Pharmaprodukte herstellen. Dies bedeute den Erhalt weiterer 100 Jobs.

Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht sprach vor der Belegschaft von einem bedeutender Tag für den Standort Arnstadt. Allerdings seien die Umstrukturierungen noch nicht nicht abgeschlossen. Wichtig sei jedoch, dass Arnstadt "auch ein Solarstandort" bleibe.

Bosch verbrennt Milliarden im Solargeschäft

Mit dem Losschlagen des Werkes kommt Bosch beim Ausstieg aus dem letztlich desaströsen Ausflug in die Solarbranche voran. Der schwäbische Industriekonzern will diese Sparte - inklusive seiner Beteiligung an Aleo Solar - mit insgesamt rund 3000 Mitarbeitern loswerden und notfalls schließen. Der Autozulieferer war erst 2008 mit der Übernahme der einst börsennotierten Ersol in das damals gewinnträchtige Geschäft eingestiegen und hatte über 500 Millionen Euro in den Standort im thüringischen Arnstadt investiert. Doch der Preisverfall sorgte dafür, dass Bosch seit damals rund 2,4 Milliarden Euro verbrannte.

Auch Solarworld, einst das Aushängeschild der Branche, steckt tief in der Krise. Nach einem im August von den Aktionären abgesegneten Sanierungskonzept verlieren diese einen Großteil ihrer Anteile. Die Gläubiger tauschen einen Teil der Schulden in Aktien, was die Verbindlichkeiten von über 900 Millionen Euro auf unter 500 Millionen drückt. Rund 60 Millionen Euro Zinsen im Jahr hätten Solarworld überfordert. Zudem steigt der katarische Partner Qatar Solar bei Solarworld ein und greift dem Unternehmen finanziell unter die Arme. Asbeck ist zuversichtlich, Ende 2014 die Ertragswende zu schaffen. Wenngleich in Deutschland - dem bislang weltgrößten Solarmarkt - die Nachfrage infolge der Förderkürzungen eingebrochen ist, hofft er, das durch wachsende Auslandsgeschäfte kompensieren zu können.

Quelle: ntv.de, wne/jwu/DJ/rts

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