Wirtschaft

Gläubiger an die Macht? Solarworld braucht den Athener Weg

Einmal genauer hinschauen: Solaroworld-Gläubiger sollen einem Schuldenschnitt zustimmen.

Einmal genauer hinschauen: Solaroworld-Gläubiger sollen einem Schuldenschnitt zustimmen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die nackten Zahlen sind erschreckend: 2012 erleidet Solarworld einen Umsatzeinbruch von 42 Prozent auf 606 Mio. Euro. Dabei klettert der Verlust auf 477 Mio. Euro. Die Verbindlichkeiten liegen bei mehr als 1 Mrd. Euro. Nun steht die Woche der Wahrheit an - und Unternehmenschef Asbeck hat einen radikalen Plan.

Griechenland lässt grüßen: Für Frank Asbeck und seine hochverschuldete Solarworld beginnt in dieser Woche ein Versammlungsmarathon. Ob an dessen Ende die Rettung des Bonner Solarkonzerns steht, ist dabei noch völlig offen. Nach der Einigung mit den meisten Schuldschein-Gläubigern muss Konzernchef und Großaktionär Asbeck nun die Gläubiger der beiden Anleihen über insgesamt 550 Mio. Euro ins Boot holen. Der Firmengründer muss sie davon überzeugen, dass ihr Verzicht auf 60 Prozent ihrer Ansprüche der einzig gangbare Weg zur Sanierung des einstigen Börsenstars ist. Es gilt allerdings als unwahrscheinlich, dass auf den ersten hierzu stattfindenden Versammlungen Mitte der Woche die nötige Präsenz von 50 Prozent erreicht wird.

Dann müsste Asbeck je Anleihe zu einer zweiten Versammlung einladen, auf der für die vorgesehene Wahl eines gemeinsamen Vertreters keine Mindestpräsenz mehr nötig ist. Erst danach wird auf einem weiteren Treffen über das Sanierungskonzept abgestimmt. Nach dem Schuldverschreibungsgesetz müssen 75 Prozent der Anleihezeichner den Plänen zustimmen. Zudem müssen auch die Aktionäre das Sanierungskonzept abnicken. Allerdings werden sie zunächst auf einem außerordentlichen Aktionärstreffen über den Verlust des Grundkapitals informiert. Das soll nach Angaben eines Konzernsprechers am 11. Juli stattfinden.

Gläubiger an die Macht

Rechtsanwalt Ingo Scholz, der von Anleihegläubigern als ihr Interessenvertreter vorgeschlagen wurde, rechnet mit Verzögerungen. "Es wäre überraschend, wenn das 50-Prozent-Quorum erreicht würde, da die Anleihen breit gestreut sind", ließ  Scholz über einen Sprecher erklären. Diese Erkenntnis habe er nach dem Kontakt mit wesentlichen institutionellen Anlegern gewonnen. Auch Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), die nach eigenen Angaben fünf Prozent der Anleger vertritt, rechnet mit einer zweiten Versammlung und stellte sich erneut hinter die Sanierungspläne. Eine Zerschlagung oder Insolvenz seien die schlechtere Alternative, erklärte er. Solarworld hatte auf Anregung der SdK Rechtsanwalt Alexander Elsmann als Interessenvertreter der Gläubiger vorgeschlagen.  

Mit den Schuldscheingläubigern hatte sich Asbeck Ende April nach monatelangem Tauziehen über einen Weg aus der Krise geeinigt. Deutlich mehr als 80 Prozent von ihnen seien inzwischen bereit mitzuziehen, hieß es im Umfeld des Unternehmens. Doch Asbeck muss sie zu 100 Prozent hinter sich bringen. Sein Plan sieht einen Schuldenschnitt vor, mit dem der Konzern seine langfristigen Verbindlichkeiten auf rund 300 Mio. Euro reduzieren könnte.

Dem Plan zufolge sollen die Gläubiger auf 60 Prozent ihrer Ansprüche verzichten und dafür Solarworld-Aktien bekommen. Den bisherigen Aktionären blieben dann nur fünf Prozent des Kapitals, der Rest soll an die Gläubiger gehen. Dem Plan muss auch die Aktionärsversammlung zustimmen. 

Erschreckende Zahlen

Wegen des Preisverfalls bei Solaranlagen steckt Solarworld in den roten Zahlen fest. Der Schuldenberg hat sich inzwischen auf rund 1 Mrd. Euro aufgetürmt. Externe Prüfer hatten Asbeck daher zu Jahresbeginn bescheinigt, dass Solarworld nur durch gravierende Einschnitte bei den Verbindlichkeiten zu retten sei. 

Seit einigen Wochen stehen die Geschäftszahlen für das Jahr 2012 fest. Der Preisverfall führte zu einem Umsatzeinbruch um 42 Prozent auf 606 Mio. Euro und einem Verlust von 477 Mio. Euro. Schon ein Jahr zuvor hatte Solarworld 307 Mio. Euro Verlust verbucht. Der operative Fehlbetrag vor Zinsen und Steuern verdoppelte sich auf 492,4 Mio. Euro. Ende 2012 beliefen sich die flüssigen Finanzmittel noch auf 224 Mio. Euro nach 553,3 Mio. Euro im Vorjahr.

Quelle: ntv.de, rts

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