Wirtschaft

Rettungsplan nimmt letzte Hürde Solarworld-Aktionäre "quasi enteignet"

Die Aktionäre von Solarworld stimmen dem Rettungsplan nach stundenlangen Verhandlungen und Auseinandersetzungen zu.

Die Aktionäre von Solarworld stimmen dem Rettungsplan nach stundenlangen Verhandlungen und Auseinandersetzungen zu.

(Foto: REUTERS)

"1 statt 150" oder: besser wenig als gar nichts. Die Aktionäre von Solarworld stimmen dem Sanierungsplan von Konzernchef Asbeck zu und sichern dem einstigen Vorzeigeunternehmen der deutschen Solarindustrie damit den Fortbestand. Sie verzichten dafür auf einen Großteil ihres Kapitals. Aber das ist nicht alles.

Die Aktionäre von Solarworld haben dem Rettungsplan für das verschuldete Unternehmen zugestimmt. Damit ist der Weg frei für das geplante Sanierungskonzept. Mit ihm will Vorstandschef Frank Asbeck eine drohende Insolvenz vermeiden und für Solarworld einen Neustart ermöglichen. Das Ja der Aktionäre erfolgte auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Bonn. Die Zustimmung lag bei 99 Prozent. Die Beratungen zogen sich bis in den späten Abend hin, weil wenige Aktionäre immer wieder neue Detailfragen zum Sanierungsplan stellten.

Asbeck zeigte sich nach der Zustimmung erleichtert. "Wir haben genau zwölf Stunden gekämpft und eine mehr als 90-prozentige Zustimmung für unser Konzept von den Aktionären erhalten. Damit kann der Rettungsplan jetzt fortgeführt werden", sagte Asbeck.

"Quasi enteignet"

Nach Ansicht von Aktionärsschützern war die Entscheidung alternativlos, da den Anteilseignern im Falle einer Insolvenz ein Totalverlust gedroht hätten. Mit ihrer Zustimmung müssen die Aktionäre allerdings einen weitgehenden Verlust ihrer Anteile hinnehmen. Sie würden "quasi enteignet", sagte Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Nach den Banken als Darlehensgeber und den Anleihegläubigern waren die Aktionäre abschließend mit Zugeständnissen gefragt. Sie müssen für die Sanierung einen drastischen Kapitalschnitt von unterm Strich 95 Prozent schlucken. Statt 150 Aktien werden sie zunächst nur noch eine Aktie im Depot haben. Bei der zugleich geplanten Kapitalheraufsetzung mit neuen Aktien sind sie außen vor.

Asbeck selbst will wieder mit frischem Kapital von rund 10 Mio. Euro ins Boot steigen. Er käme dann auf einen Anteil von rund 20 Prozent. Daneben soll Qatar Solar mit 35 Mio. Euro einsteigen und mit 29 Prozent größter Einzelaktionär werden.

Bei dem Aktionärstreffen war insgesamt rund 31 Prozent des Kapitals vertreten, so dass eine Annahme des Sanierungspakets gesichert war. Denn allein Asbeck hält 28 Prozent der Anteile und für eine Billigung waren 75 Prozent des anwesenden Kapitals erforderlich.

Personalabbau weitgehend abgeschlossen

Die Versammlung war die letzte Etappe im Entscheidungsmarathon über das Rettungspaket. In den vergangenen beiden Tagen hatte Asbeck es geschafft, die Gläubiger von Anleihen über insgesamt 550 Mio. Euro davon zu überzeugen, dass sie auf 55 Prozent ihrer Forderungen verzichten, um dem Unternehmen eine Überlebenschance zu geben. Davor hatten schon die Darlehensbanken den Sanierungsplänen ebenfalls mit dem Verzicht auf Forderungen zugestimmt.

Solarworld beschäftigt am Hauptproduktionsstandort im sächsischen Freiberg, einem weiteren Werk in den USA und in der Bonner Zentrale noch rund 2600 Mitarbeiter. In Spitzenzeiten waren es insgesamt einmal 3500. Der Personalabbau gilt nach Angaben von Solarworld als weitgehend abgeschlossen.

"Technologischer Wettlauf"

Dem Bonner Konzern dürfte es auch bei einem finanziellen Rettungsakt nach Ansicht von Experten schwerfallen, sich im hartumkämpften Markt zu behaupten. Preisverfall und Überkapazitäten machen Solarworld zu schaffen. Auf der einen Seite drücken Förderkürzungen auf den europäischen Heimatmärkten, auf der anderen Seite die Konkurrenz aus China. Allein 2012 betrug der Verlust knapp 480 Millionen Euro.

Asbeck sagte vor den Aktionären, Solarworld habe eine Zukunft und sei auch wettbewerbsfähig. Bei den Gesamtkosten liege Solarworld kaum über dem Niveau, zu dem die chinesische Konkurrenz produziere. Solarworld liefere ein Qualitätsprodukt und werde weiter in Neuerungen investieren. "Es wird einen technologischen Wettlauf geben, dem sich Solarworld stellen wird."

Quelle: ntv.de, dpa

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