Wirtschaft

Verkauf, Partner, Schließung? Solar verbrennt Bosch-Gewinn

Bosch Solar im thüringischen Arnstadt: Wo geht es hin für das Unternehmen beim Thema Sonnenenergie?

Bosch Solar im thüringischen Arnstadt: Wo geht es hin für das Unternehmen beim Thema Sonnenenergie?

(Foto: picture alliance / dpa)

Der weltweit größte Autozulieferer Bosch scheint sich mit dem Einstieg in die Solarindustrie zu verzetteln. Die Sparte belastet das Ergebnis der Gruppe deutlich, Lösungen sind dringend notwenig. Gedacht werden, darf dabei zwar alles - zuerst soll aber vor allem gespart werden. Das trifft jedoch das ganze Unternehmen.

Der Einstieg in die krisengeschüttelte Solarbranche entpuppt sich für den Bosch als finanzieller Albtraum. Die von 2008 an teuer aufgebaute Sparte für die Sonnenenergie brachte dem weltgrößten Autozulieferer allein im abgelaufenen Jahr gut 1 Mrd. Euro Verlust, wie Bosch-Chef Volkmar Denner sagte. Das in der schwächelnden Weltkonjunktur ohnehin generell unter Druck stehende gesamte Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sei entsprechend auf etwa 1 Mrd. Euro eingebrochen nach noch 2,7 Mrd. Euro 2011.

Denner kündigte daraufhin an, eisern Sparen zu wollen: "2013 wird für uns ein hartes Jahr der Kosten- und Prozessarbeit", sagte er. Erste entscheidende Schritte habe Bosch mit den Vertretern der Arbeitnehmerschaft schon im Dezember abgestimmt. Dazu zählten Regeln für eine flexiblere Reduzierung von Arbeitszeit und Einkommen im Falle spürbarer Auftragseinbrüche. Der Bosch-Chef klagte: "Die Reaktionszeiten sind heute einfach zu lang." Der Konzern kündigte an, dass "die Strukturen in Europa überprüft" gehörten.

Solar-Zukunft unklar

Alle Standorte müssten daher Vorschläge zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit einbringen. Konkrete Sparvo rgaben gebe es jedoch nicht. Hintergrund ist nach Denners Worten die längere Aussicht auf allenfalls schwaches Wachstum im Kernmarkt Europa mit permanenter konjunktureller Unsicherheit. Bosch-Arbeitsdirektor Christoph Kübel sagte, er rechne für 2013 in Deutschland nicht mit einer wachsenden Bosch-Mitarbeiterzahl. Auch global sei bei der aktuell rund 306.200 Menschen umfassenden Bosch-Belegschaft nur ein leichtes Plus drin.

Zur Zukunft des Geldfressers Solar - dem zentralen Treiber hinter der verhagelten Konzernbilanz - sagte Denner nur: "Im Moment ist es noch zu früh, über das Thema abschließend zu sprechen." Bosch müsse da zunächst erst etwas "abschließen". Welche Szenarien - etwa Verkauf, Einstieg eines Partners oder gar die Schließung - infrage kämen, ließ der seit Mitte 2012 amtierende Unternehmenslenker offen.

Ruinöser Preisverfall

2012 brachte die Solartochter neben einem operativen Verlust von etwa 450 Mio. Euro abermals ungeplante Sonderabschreibungen von rund 600 Mio. Euro. 2011 hatten die Schwaben 560 Mio. und 2009 schon 425 Mio. Euro abgeschrieben. Rein buchhalterisch maß Bosch seiner Solarsparte Ende 2012 keinen ideellen Geschäftswert mehr zu, wie Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer einräumte. Absehbar traut Bosch dem Geschäftsmodell daher laut Bilanz kein Potenzial zu.

Europas Solarbranche kämpft seit längerem mit Billigkonkurrenz aus Fernost. Ruinöser Preisverfall prägt den Markt - laut Bosch gab es in den zwei vergangenen Jahren jeweils 40 Prozent Minus. Die zugehörigen Fixkosten wie für Personal, Einkauf oder Herstellungsprozesse seien bei weitem nicht im selben Maße beweglich. Siemens hatte angesichts ähnlicher Probleme sein Solargeschäft vor kurzem komplett aufgegeben. Bosch hatte sein Erfurter Solarwerk zum Jahresende 2012 dichtgemacht.

Genug auf der hohen Kante

Manager Denner glaubt aber unabhängig von dem Milliardenverlust im eigenen Haus an die langfristigen Möglichkeiten der Sonnenkraft: "Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass die Energieerzeugung aus Licht für die Menschheit von enormer Bedeutung sein wird." Bosch steht damit vor der Kardinalfrage, wie das Wissen rund um die Technik im Konzern gehalten werden kann, gleichzeitig aber die anhaltende Geldvernichtung und die damit verbundene Querfinanzierung endet.

Details zu den noch ungeprüften und damit vorläufigen Zahlen will Bosch im Frühling präsentieren. Dann wird auch der Gewinn unter dem Strich mitgeteilt. Das Sorgenkind Solar ändert nichts daran, dass Bosch als solide durchfinanziert gilt. Etwa 12 Mrd. Euro lägen auf der hohen Kante, sagte Asenkerschbaumer. Und Denner bekräftigte, dass Deutschlands Patentrekordler nicht bei Forschung und Entwicklung (F&E) geize: 4,5 Mrd. Euro für 2012 entsprechen sieben Prozent plus.

Quelle: ntv.de, dpa

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