Wirtschaft

Wie lange reicht die Puste? Silberpreis rennt Gold davon

Flüssiges Silber lässt sich in Barrenform gießen: Silber schmilzt bei knapp 962 Grad Celsius.

Flüssiges Silber lässt sich in Barrenform gießen: Silber schmilzt bei knapp 962 Grad Celsius.

(Foto: Reuters)

Im Schatten der turbulenten Goldpreisentwicklung klettert der Silberpreis nahezu unbemerkt um gut 30 Prozent nach oben. Doch das Rennen könnte schon bald wieder vorbei sein - denn nun kommen die ersten Warnungen vor der dünner werdenden Höhenluft.

Schön schwer: In der Edelmetallschmelze von KGHM in Glogow stapeln Mitarbeiter die Barren auf Europaletten auf.

Schön schwer: In der Edelmetallschmelze von KGHM in Glogow stapeln Mitarbeiter die Barren auf Europaletten auf.

(Foto: Reuters)

"Die Waage zeigt, ob schwer, ob leicht, aber nicht, ob Gold, ob Silber", weiß ein altes Sprichwort. In den vergangenen Wochen hat es sich aber für die Anleger durchaus gelohnt, einmal genauer hinzuschauen, was da auf den Waagschalen liegt. Denn inmitten der Turbulenzen auf dem Edelmetallmarkt hat sich der Silberpreis kräftig erholt. Nachdem es hier monatelang nur abwärts ging, steht der Preis für eine Feinunze mit 24,03 US-Dollar fast 30 Prozent über dem 35-Monatstief Ende Juni. Das viel gepriesene Comeback des Goldes fiel mit einem Plus von 18 Prozent seit dem Juni-Einbruch ein ganzes Stück bescheidener aus.

Wieder einmal profitierte Silber von seinem hybriden Charakter – als Edelmetall von der allgegenwärtigen Inflationsangst, als begehrter Industrierohstoff von jedem noch so kleinen Zeichen einer weltweiten Konjunkturerholung. Positive Signale kamen zuletzt vor allem aus China, dem weltweit größten Metallkonsumenten: Der Einkaufsmanagerindex kletterte über die Wachstum signalisierende Marke von 50 Punkten und deutet damit darauf hin, dass Chinas Industrie langsam wieder auf die Beine kommt. Aber auch die Konjunkturdaten aus Europa und den USA signalisieren derzeit Erholung.

Zudem profitierte Silber von den Schwierigkeiten am indischen Goldmarkt. Die neuen komplizierten Im- und Exportregeln für das gelbe Edelmetall haben dazu geführt, dass seit Mitte Juli die Nachfrage nach Silber geradezu explodierte. Gleichzeitig sind in diesem Jahr Silbermünzen besonders beliebt. Die für die Prägung des US-Dollars verantwortliche U.S. Mint hat in diesem Jahr 32 Millionen Unzen Silbermünzen verkauft und die Verkäufe des Vorjahres bereits übertroffen.

Und auf der Investmentseite? Hier bekommt der Silberpreis Rückenwind durch die börsennotierten Fonds (ETF), die in den vergangenen Wochen kräftig Gold in Silber umtauschten. Laut Bloomberg hat sich der Silberbestand der Fonds in diesem Jahr um fast sechs Prozent erhöht und erreichte vergangene Woche ein Rekordhoch von 644 Millionen Unzen, während der Goldbestand parallel dazu deutlich abnahm und zuletzt mit rund 63 Millionen Unzen auf den niedrigsten Stand seit November 2010 sank.

Erste Gewinnmitnahmen voraus?

Alles in allem glänzt Silber also so hell wie lange nicht mehr. Doch wie so oft mischen sich mitten in die Partystimmung die ersten warnenden Stimmen. So prophezeiten die Rohstoffexperten der Commerzbank bereits Ende vergangener Woche baldige Gewinnmitnahmen. Auch die US-Notenbank Fed könnte als Spielverderber auftreten. Lässt die Fed die Anleihekäufe wie angekündigt auslaufen, könnte dies den Goldpreis derart belasten, dass der Silberpreis mit in die Tiefe falle, glauben Rohstoffhändler.

Die Charttechniker bleiben ebenfalls bei ihrer längerfristig bärischen Einschätzung. Kurzfristig dürfte aber noch der Bereich von 24,00 bis 24,87 US-Dollar – hier befindet sich das Hoch von Ende April – erreicht werden, heißt es bei der Commerzbank.

Nicht zuletzt bereitet den Silber-Skeptikern die Gold-Silber-Ratio Kopfzerbrechen. Diese bildet das Verhältnis vom Gold- zum Silberpreis ab, in dem sie den Goldpreis durch den Silberpreis teilt. Fällt der Silberpreis, steigt die Ratio und deutet damit eine tendenzielle Unterbewertung des weißen Edelmetalls an. So stand die Ratio Anfang 2009 etwa bei 80 Punkten. Nach dem kräftigen Silberpreisanstieg liegt die Ratio aktuell bei 58 - und weckt damit die Silber-Bären.

Quelle: ntv.de

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