Wirtschaft

Anleger freuen sich über steigende Realrenditen Schwellenländer bieten wieder Chancen

Nach einem äußerst schwachen Jahr kommt bei Anleihe-Investoren wieder Freude auf.

Nach einem äußerst schwachen Jahr kommt bei Anleihe-Investoren wieder Freude auf.

(Foto: dpa)

Die laxe Geldpolitik der Notenbanken hat die Anleihe-Renditen in den vergangenen Jahren kräftig gedrückt. Bondanleger wurden für Risiken kaum noch entschädigt, in Schwellenländern führte das zu Verkäufen. Jetzt sind die Anleihen wieder attraktiv.

Seitdem der ehemalige Chef der US-Notenbank Ben Bernanke am 22. Mai 2013 erstmals gesagt hatte, dass die Geldpolitik verschärft werden solle, sind die Währungen in den Emerging Markets zusehends unter Druck gekommen. Investoren haben begonnen ihr Geld aus etlichen Ländern abzuziehen, vor allem aus jenen, die große Leistungsbilanzdefizite aufweisen. Verstärkt wurde dieser Trend als Ben Bernanke auf seiner letzten Sitzung als Fed-Chef eine weitere Kürzung des Anleihenkaufprogramms um zehn Milliarden auf 65 Milliarden US-Dollar angekündigt hatte. Investoren flüchten wegen der anhaltenden Turbulenzen am Devisenmarkt daher in US-Anleihen. Im Gegensatz zu den Emerging Markets sind die Zinsen für zehnjährige Anleihen dort gesunken. Damit liegen sie etwa 0,2 Prozentpunkte unterhalb des Niveaus vom 18. Dezember, als die Fed die erste Kürzung des Programms angekündigt hatte.

Realrenditen nehmen wieder zu

Bernanke überlässt es damit seiner Nachfolgerin Janet Yellen, die Entwicklung in den Emerging Markets im Auge zu behalten, und notfalls gegenzusteuern. Länder wie Brasilien, die Türkei und zuletzt auch Indien und Südafrika reagierten bereits auf die Abwertung ihrer Währungen und erhöhten die Zinsen. Weitere Zinsschritte sind wahrscheinlich, wobei Brasilien bereits am stärksten auf die Wende in der US-Geldpolitik reagiert hat. Die Leitzinsen wurden seit dem vergangenen Jahr kräftig um mehrere Prozentpunkte angehoben und auch die Renditen sind deutlich gestiegen. Die zehnjährigen Anleihen sind dort auf mehr als zehn Prozent gestiegen, was eine Realrendite von rund vier Prozent zur Folge hatte. Bob Maes, Rentenfondsmanager bei der luxemburger KBC, sieht die Realrendite in Brasilien nach dieser Entwicklung nun angemessen bewertet. "Dagegen muss die Türkei wohl weitere Zinsanhebungen beschließen, um durch höhere Zinsen beziehungsweise steigende Realrenditen mehr Kapital anzuziehen, damit das hohe Leistungsbilanzdefizit finanziert wird", glaubt Maes.

Euro / Türkische Lira
Euro / Türkische Lira 34,95

Investoren haben allerdings Sorgen, dass der hohe Zinssatz die Wirtschaft stark bremsen wird. Daher ist die Lira bei Kursen von 3,0 Lira je Euro immer noch in der Nähe des Allzeittiefs. Verschärft wird die Lage zusätzlich durch die politische Krise im Land. Die Abwertung der Lira belastet viele Unternehmen erheblich, haben sie doch Schulden in ausländischer Währung in Höhe von 166,7 Milliarden Dollar. Nun müssen die Firmen viel mehr Lira für die Finanzierung der Zinsen und der Tilgung dieser Kredite aufwenden. Eine Verschärfung der Misere würde auch die ausländischen Banken erheblich belasten. Ihr Engagement in der Türkei hat sich seit Anfang 2005 auf aktuell 350 Milliarden Dollar mehr als versiebenfacht.

Risikofaktor China

Für Unruhe hat zuletzt auch die konjunkturelle Lage in China gesorgt. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie Chinas ist unter die 50 Punktemarke gerutscht, was auf eine Schrumpfung des Sektors hindeutet. Bei Investoren wächst daher die Sorge, dass bei einer deutlichen Abkühlung der Konjunktur die Auswirkungen der Schuldenexzesse der vergangenen Jahre sichtbar werden. So waren die Schulden der Städte und Kommunen zwischen Ende 2010 und Juni 2013 von 10,7 Billionen auf 17,9 Billionen Yuan (drei Billionen Dollar) nach oben geschossen. Laut Schätzungen sollen ein Viertel aller Kredite der Städte und Kommunen von Schattenbanken kommen. Wenn die Notenbank gegen diese Institute vorgeht, dürfte das jedoch zu enormen Problemen für das Finanzsystem führen. Denn die Schattenbanken leihen sich das Geld üblicherweise von den herkömmlichen, regulierten Banken. Laut den Analysten von JP Morgan könnte das Schattenbanksystem sogar eine Größe von 36,5 Billionen Yuan erreicht haben. Verschlimmert wird die Lage durch die hohen Schulden der Unternehmen. Laut Berechnungen des Wertpapier-Brokers Haitong Securities könnten die Schulden der Firmen außerhalb des Finanzsektors im laufenden Jahr auf mehr als 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen.

Mexiko lockt mit starker US-Bande

Die jüngsten Turbulenzen am Währungsmarkt belasten auch viele Anleihenfonds, die Papiere aus den Emerging Markets besitzen. Einerseits sinken die Anleihenkurse der dortigen Länder und Unternehmen. Andererseits drückt die fallende Währung auf die Performance des Fonds für Euro-Investoren. Dennoch haben gerade die Rentenfonds, die sich auf Papiere aus den Emerging Markets spezialisiert haben, von dem starken Aufschwung in diesen Ländern über die vergangenen Jahre profitieren können. Diese Fonds haben Bonds in lokalen Währungen erworben, um die Chancen und Risiken aus Fremdwährungsanleihen bewusst in Kauf zu nehmen.

Während der Turbulenzen am Währungsmarkt zeigt sich der Dollar von seiner starken Seite. Ob das so bleibt, wird davon abhängen, wie die US-Wirtschaft die zuletzt schwächeren Konjunkturdaten wegstecken kann und ob sie ihren eingeschlagenen Weg zu höheren Wachstumsraten beibehalten kann. Bob Maes von KBC erwartet, dass die Zinsen in den USA aufgrund dieser wirtschaftlichen Entwicklung früher angehoben werden als in Euroland, und rechnet daher mit einem stärkeren Greenback. Bis zum Ende des Jahres kalkuliert er mit einem Euro-Dollar-Wechselkurs von 1,25 Dollar. Maes hat daher noch einen Investmentvorschlag parat: Für Euro-Investoren könnten Investments in Währungen wie den mexikanischen Peso beziehungsweise in Anleihen aus Mexiko interessant sein, da die Wirtschaft des Landes eng mit der starken US-Wirtschaft verknüpft ist und die Renditen hier höher sind als in den USA.

Quelle: ntv.de

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