Wirtschaft

Größerer Rettungsschirm für Italien Schäuble dementiert Aufstockung

Nicht erfreut über die Italien-Gerüchte: Wolfgang Schäuble.

Nicht erfreut über die Italien-Gerüchte: Wolfgang Schäuble.

(Foto: dpa)

In der EU geht die Angst vor einer Ansteckung Italiens mit dem Schulden-Virus um. Bundesfinanzminister Schäuble tritt aber nun Spekulationen über eine Aufstockung des Euro-Rettungsschirms für Italien entschlossen entgegen. "Diese Gerüchte haben mit der Realität nichts zu tun".

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat Spekulationen über eine Aufstockung des Euro-Rettungsschirms wegen der Probleme Italiens dementiert. "Davon kann überhaupt keine Rede sein", sagte Schäuble vor Beginn eines Treffens der Euro-Finanzminister in Brüssel. "Das sind die üblichen Gerüchte, die von wem auch immer gestreut werden, sie haben mit der Realität nichts zu tun."

Laut Medienberichten hat die Europäische Zentralbank eine Verdopplung des Notfallfonds von derzeit 750 Mrd. Euro gefordert. Der Minister versuchte den Eindruck zu zerstreuen, dass Italien nach dem Schuldensünder Griechenland zum neuen Problemfall der Euro-Zone werden könnten. Italien sei mitten in schwierigen Haushaltsentscheidungen, aber der Entwurf des italienischen Finanzministers sei "sehr überzeugend". "Ich habe überhaupt keine Zweifel, dass Italien die richtigen Entscheidungen trifft", sagte Schäuble. "Italien ist auf einem guten Weg."

Vertrauen in Rom

Angela Merkel vertraut auf die italienische Regierung.

Angela Merkel vertraut auf die italienische Regierung.

(Foto: dapd)

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in Berlin, sie habe am Sonntag mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi telefoniert. Italien werde ein Zeichen setzen, dass es sich der Bekämpfung der Schulden verpflichtet fühle. "Ich habe festes Vertrauen, dass die italienische Regierung genau einen solchen Haushalt auch verabschieden wird." Am Montag forderte Merkel das Parlament in Rom noch einmal auf, dem Sparhaushalt der Regierung zuzustimmen.

Das Thema Italien dürfte auch die Finanzminister der 17 Euro-Staaten am Montag in Brüssel beschäftigen, wo eigentlich die Details eines zweiten Hilfsprogramms für Griechenland in Höhe von bis zu 120 Mrd. Euro auf der Tagesordnung stehen.

Gerüchteküche EZB

Die Tageszeitung "Welt" hatte zuvor berichtet, dass die Europäische Zentralbank angeblich von der immensen Verschuldung Italiens höchst alarmiert ist. Laut Bericht halten es die Währungshüter für nötig, den Euro-Rettungsschirm gegebenenfalls auf bis zu 1,5 Billionen Euro zu verdoppeln. Die "Welt" berief sich auf hohe EZB-Kreise. Der bestehende Schirm reiche nicht, eine Schutzmauer um Italien zu bauen, hieß es weiter. Die Euro-Staaten müssten ihr Krisenmanagement grundlegend überdenken.

Bereits zuvor fingen Gläubiger offensichtlich an, das Vertrauen in die Finanzstärke Italiens zu verlieren. Am vergangenen Freitag waren die Risikoaufschläge für langfristige Staatsanleihen der drittgrößten Euro-Volkswirtschaft auf ein Rekordhoch gestiegen. Der Trend setzte sich zu Wochenbeginn fort. Der Goldpreis sprang angesichts der Sorgen auf einen Höchstpreis (in Euro berechnet). Die Aktienmärkte litten.

Deutsche Banken stark engagiert

Das klamme Italien zählt zu den größten Schuldnern deutscher Banken im Euro-Raum. Ende März hatten deutsche Institute - einschließlich der Auslandstöchter - Forderungen an Italien in Höhe von insgesamt rund 116,1 Mrd. Euro. Das geht aus einer Übersicht der Deutschen Bundesbank hervor.

Größere Verbindlichkeiten bei deutschen Kreditinstituten und ihren Auslandstöchtern hatten zu diesem Zeitpunkt demnach nur Frankreich (145,6 Mrd. Euro), Luxemburg (120,9 Mrd.), die Niederlande (117,7 Mrd.) und das ebenfalls hoch verschuldete Spanien (125,2 Mrd.). Zum Vergleich: Gegenüber dem vom Zahlungsausfall bedrohten Griechenland hatten die deutschen Banken im März noch Forderungen von rund 17 Mrd. Euro. Die von der Förderbank KfW zugesagten Hilfskredite über rund acht Mrd. Euro sind dabei nicht mitgerechnet.

In Italien gehen die meisten Verbindlichkeiten auf die dortigen Unternehmen zurück: Demnach hatten italienische Betriebe knapp 43,3 Mrd. Euro Schulden bei deutschen Banken. An italienische Banken hatten die Kreditinstitute 37 Mrd. Euro verliehen. Der  Staat stand mit 35,9 Mrd. Euro bei deutschen Banken in der  Schuld.

Bereits seit mehreren Monaten aber fahren die deutschen Institute laut Bundesbank ihr Engagement in Italien kontinuierlich zurück. Vor einem Jahr hatten demnach noch Forderungen in Höhe von 134 Mrd. Euro ausgestanden. Anfang 2009 seien es sogar noch über 150 Mrd. Euro gewesen.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/AFP

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