Wirtschaft

Neue Ratingkriterien S&P stuft US-Banken herab

S&P stuft nach neuen Ratingkriterien 15 Banken weltweit ab.

S&P stuft nach neuen Ratingkriterien 15 Banken weltweit ab.

(Foto: REUTERS)

Die Ratingagenturen ziehen die Zügel an. Dieses Mal versetzt der Branchenprimus S&P mit einem Rundumschlag die Bankenwelt in Aufruhr. Insgesamt 15 Geldhäuser bekommen Änderungen bei den Bewertungkriterien zu spüren. Deutsche Institute kommen glimpflich davon.

Die Ratingagentur Standard & Poor's hat sich die US-Bankenwelt vorgeknöpft. Die größten Institute des Landes mussten nach Börsenschluss eine Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit hinnehmen. S&P begründete den Rundumschlag mit neuen Bewertungskriterien, bei denen die Ratingagentur ein stärkeres Gewicht auf die Krisenfestigkeit der Geldhäuser legt.

S&P senkte die Bewertung der Citigroup, Bank of America, Goldman Sachs, Morgan Stanley und von Branchenprimus JP Morgan Chase jeweils um eine Stufe. Das bedeutet, dass es für die Großbanken nun teurer werden dürfte, frisches Kapital aufzunehmen. Denn Investoren lassen sich ein höheres Risiko, dass sie ihr Geld verlieren könnten, mit höheren Zinsen bezahlen.

Dasselbe Schicksal erlitten die schweizerische UBS und die britischen Branchenvertreter HSBC, Royal Bank of Scotland sowie Barclays. Die französischen Banken Societe Generale und BNP Paribas konnten sich hingegen über eine Bestätigung des Ratings freuen.

Deutsche kommen glimpflich davon

Auch die Deutsche Bank behält ihre gute Note "A+" bei. Allerdings senkte S&P den Ausblick von "stabil" auf "negativ". Das bedeutet, dass in der Zukunft eine Herabstufung droht. Die Commerzbank lebt bereits mit diesem Makel. S&P hielt die Bewertung aber weiterhin stabil bei einem befriedigenden "A".

Die Reaktion in der Bankenwelt auf die Herabstufung waren gemischt. Für die Citigroup ist der Schritt der Agentur nicht nachvollziehbar. "Das revidierte Rating gibt nicht korrekt die signifikanten Fortschritte wider, die die Citigroup über die vergangenen drei Jahre gemacht hat", beklagte ein Sprecher. Andere Banken hatten jedoch Schlimmeres erwartet. Angesichts der Möglichkeiten, die S&P zur Verfügung stünden, sei Bank of America noch relativ gut weggekommen, sagte ein Unternehmensinsider.

Schritt war überfällig

Insgesamt nahm S&P die Kreditwürdigkeit von 37 internationalen Großbanken unter den neuen Kriterien unter die Lupe. Der Schritt erfolgt vor dem Hintergrund einer brodelnden Schuldenkrise in Europa und einer schwächelnden Wirtschaft in den USA. S&P hatte Anfang November P angekündigt, den Veränderungen in der Bankenwelt bei den Ratings verstärkt Rechnung tragen zu wollen.

Nachbörslich gaben die Bankenkurse in New York in einer ersten Reaktion leicht nach. Die Herunterstufung des Kreditratings der Banken kommt allerdings nicht unerwartet. Der Abgabedruck sollte sich Händlern zufolge daher in Grenzen halten.

Pleitekandidaten trotz Spitzenbonität

S&P und die Rivalen Moody's und Fitch hatten sich in der vergangenen Finanzkrise vorhalten lassen müssen, dass sie zu gut benotet hätten. Trotz Spitzennoten musste der Staat rettend ins Finanzsystem eingreifen und so manche Bank vor dem Kollaps retten. Seitdem drängt die Politik darauf, dass die Ratingagenturen ihre Kriterien überarbeiten und transparent machen.

In jüngster Zeit hatten die Ratingagenturen sich aber aus einem anderen Grund den Zorn der europäischen Politiker zugezogen: Inmitten der Schuldenkrise hatten sie die Kreditwürdigkeit von Problemstaaten wie Griechenland immer weiter herabgestuft und damit den finanziellen Druck auf die Länder noch erhöht. Die EU will die Ratingagenturen nun per Gesetz an die Kandare zu nehmen.

Quelle: ntv.de, dpa/DJ

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