Wirtschaft

Gewinn bricht ein, Gazprom hilft RWE schaltet Kraftwerke ab

Viel Rauch um nichts? RWE will Kraftwerke abschalten.

Viel Rauch um nichts? RWE will Kraftwerke abschalten.

(Foto: REUTERS)

RWE bekräftigt die Ziele für das Gesamtjahr, obwohl im ersten Halbjahr der Gewinn deutlich einbricht. Ein Grund dafür: Der Konzern reagiert wie Hauptkonkurrent und Branchenprimus Eon auf die immer niedriger ausfallenden Gewinne und nimmt Kraftwerke deshalb vom Netz. Die Anleger machen erst einmal Kasse.

Angesichts drastisch schrumpfender Gewinne in seiner Stromerzeugungssparte greift Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern RWE durch. Der Versorger will innerhalb der nächsten drei Jahre in Deutschland und den Niederlanden neun Kraftwerke mit einer Erzeugungskapazität von zusammen 3100 Megawatt vom Netz nehmen. Zumindest zeitweise geht damit die Gesamterzeugungsfähigkeit des Konzerns um rund 6 Prozent zurück. Und das ist womöglich nur der Anfang: Weil in der Energiewende Gas- und Kohlekraftwerke kaum noch profitabel sind, hat RWE weitere Anlagen auf den Prüfstand gestellt.

Wie sehr RWE unter dem Boom von Sonnen- und Windstrom leidet, zeigen auch die Halbjahreszahlen. Zwischen Januar und Juni verdiente das Unternehmen mit seinen konventionellen Kraftwerken gemessen am betrieblichen Ergebnis rund 62 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Der Stromabsatz an externe Kunden ging um 4 Prozent auf nur noch 135,9 Milliarden Kilowattstunden zurück. Weil Strom aus erneuerbaren Energien zeitweise im Überfluss zur Verfügung steht, sind Kohle- und Gaskraftwerke immer seltener in Betrieb. Zudem ist jüngst der Großhandelsstrompreis auf unter 37 Euro je Megawattstunde gefallen. Als kostendeckend gilt ein Preis zwischen 55 und 60 Euro.

Gazprom hilft

Nach Wertberichtigungen auf Kraftwerke in den Niederlanden schrumpfte das Nettoergebnis im 1. Halbjahr um 38 Prozent auf rund 1 Milliarde Euro. Nur dank Sondereffekten steigerte RWE den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von Januar bis Ende Juni um 9,1 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Ebitda von 5,54 Milliarden Euro gerechnet. Das Plus sei aber nur auf den positiven Ausgang des Gasstreits mit dem russischen Gaslieferanten Gazprom zurückzuführen, der sich auf das operative Ergebnis mit rund einer Milliarde Euro auswirkte.

Der Konzern bekräftigte seine Jahresprognose, wonach etwa das betriebliche Ergebnis bei 5,9 Milliarden Euro liegen soll nach 6,4 Milliarden Euro im Vorjahr.

"Neo" kommt

RWE hatte vor diesem Hintergrund schon früher berichtet, dass Kraftwerksabschaltungen infrage kommen. Damit macht der Versorger nun ernst: Vier deutsche und zwei niederländische Gas-Anlagen will das Unternehmen einmotten. Seine Gasturbinen Emsland B und C will RWE für die Sommermonate des nächsten Jahres außer Betrieb nehmen. Das niederländische Steinkohlekraftwerk Amer 8 soll voraussichtlich Anfang des Jahres 2016 ganz außer Betrieb gehen. Darüber hinaus will RWE Verträge mit anderen Kraftwerksbetreibern kündigen.

Sparen und auf die Konkurrenz schauen

Zu erwarten ist, dass der Konzern damit auch sein Sparziel ausweitet. Das Unternehmen habe mit Arbeitnehmervertretern Gespräche über erhebliche Kostensenkungen bei der Stromerzeugungssparte vereinbart, hatte eine mit der Angelegenheit vertraute Person Ende Juli dem Wall Street Journal Deutschland gesagt. Der Energiekonzern wolle bei der Stromerzeugungstochter RWE Generation im Rahmen eines "Neo" genannten Programms mehrere 100 Millionen Euro jährlich sparen. Schon im Rahmen des Programms "RWE 2015" will der Konzern die eigenen Kosten bis zum Ende des Jahres 2014 um rund 1 Milliarde Euro senken.

Anleger reagieren

Auch Konkurrenten reagieren mit Sparmaßnahmen. Deutschlands größter Energiekonzern Eon etwa plant, Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 11 Gigawatt abzuschalten. Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen hat zudem Kraftwerksstilllegungen über den Umfang hinaus als "sehr wahrscheinlich" bezeichnet.

RWE-Anleger haben nach Veröffentlichung der Quartalsbilanz Kasse gemacht. Die Titel des Versorgers gaben um 3 Prozent nach und waren damit größter Dax-Verlierer. Vor den Zahlen hatten Anleger am Dienstag Vorschusslorbeeren verteilt und die Aktien um 4,5 Prozent nach oben getrieben. "Nach den Zahlen von Eon gestern hatte man sich mehr erhofft", sagte ein Börsianer.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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