Wirtschaft

Preisrutsch am Kalimarkt K+S darf nicht durchdrehen

Blick auf eine Abraumhalde des Kaliwerkes K+S (Kali und Salz) zwischen Philippsthal und Unterbreizbach (Thüringen)

Blick auf eine Abraumhalde des Kaliwerkes K+S (Kali und Salz) zwischen Philippsthal und Unterbreizbach (Thüringen)

(Foto: picture alliance / dpa)

Preisverfall, Kursrutsch und Bonitätsverlust: Für K+S kam es zuletzt knüppeldick. Die Zahlen für das dritte Quartal dürften grottig ausfallen. Besserung ist nicht in Sicht. Die 10.000 Mitarbeiter hierzulande haben Grund zur Sorge.

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Während der Dax von Rekord zu Rekord jagt, fährt die Aktie von K+S Achterbahn. Allein in den vergangenen zwei Monaten büßte das Papier in der Spitze 20 Prozent an Wert ein. Die Hälfte davon hat es inzwischen wieder gut gemacht. Aber der Kaliproduzent kommt nicht zur Ruhe.

Ungemach kommt vor allem aus Russland: Der größte Produzent der Branche Uralkali hat Ende Juli das Exportkonsortium BPC mit dem weißrussischen Staatskonzern Belaruskali aufgekündigt. Das Ende dieses Preiskartells traf die Düngemittelbranche wie ein Paukenschlag. Für K+S kam zusätzlicher Druck von den Ratingagenturen. Moody's senkte die Bonität auf Ramschniveau, S&P will möglicherweise nachziehen. Die künftige Refinanzierung von K+S am Rentenmarkt wird damit spürbar teurer.

K+S-Chef Norbert Steiner muss sich was einfallen lassen.

K+S-Chef Norbert Steiner muss sich was einfallen lassen.

(Foto: picture alliance / dpa)

K+S-Chef Norbert Steiner ist nicht zu beneiden. Er hat die Situation nicht verursacht, kann sie nur schwerlich bessern, steht dafür aber voll in der Verantwortung. Wenn er am Donnerstag die Ergebnisse für das dritte Quartal bekannt gibt, wird er aller Voraussicht nach einen kräftigen Gewinneinbruch präsentieren. Analysten rechnen mit einer Halbierung des Ergebnisses. Der US-amerikanischen und kanadischen Konkurrenz ist es nicht besser ergangen. Mosaic und Agrium wiesen Gewinneinbrüche von 70 bzw. gut 40 Prozent aus. Bereits vor Monaten stimmte Steiner die K+S-Mitarbeiter des Dax-Konzerns auf Einschnitte ein.

Hält sich der Preis über 300 Dollar?

Klar ist, der Kalimarkt wird schwierig bleiben, der Preisdruck wird anhalten. Die Frage ist, ob der Preis über 300 US-Dollar pro Tonne Kali zum Stehen kommt. Nur damit könnte K+S bei gleichzeitig größter Kostendisziplin klarkommen. Ein Patentrezept in dieser Situation gibt es nicht. Experten sind sich größtenteils einig, dass selbst ein Wiederaufleben des russisch-weißrussischen Bündnisses – worauf einige spekulieren – keine Entspannung bringen wird. Denn Tatsache ist, dass die Kali-Branche schon viel länger mit Preisverfall kämpft. Der Rückblick zeigt: Vor fünf Jahren lagen die Preise für Kali noch bei rund 1000 US-Dollar je Tonne.

Überproduktion drückt Preise

Damals hatte vor allem das Wachstum in den Schwellenländern die Preise explodieren lassen. Daraufhin investierten die Kali-Produzenten in immer neue Minen-Projekte. Doch die Wachstumsdynamik in den Emerging Markets ließ zuletzt spürbar nach und die Preise rutschten unter 400 US-Dollar. Aber selbst auf diesem Niveau werden immer noch neue Kali-Minen in Angriff genommen, statt die Überkapazitäten abzubauen. Der britisch-australische Rohstoffriese BHP Billiton arbeitet derzeit am sogenannten Jansen-Bergwerk, das nach seiner Fertigstellung zehn Prozent der globalen Nachfrage bedienen soll. K+S selbst zieht in Kanada ein großes Projekt hoch.

Ein Preisrutsch unter 300 Dollar, wie von Uralkali-Chef Wladislaw Baumgertner prophezeit, ist bei dem wachsenden Angebot bei gleichzeitig schwindender Nachfrage nicht ausgeschlossen. Im September lag der Kalipreis mit 320 Dollar je Tonne bereits in der Nähe des Drei-Jahres-Tiefs. Uralkali, der größte Produzent er Branche, hat dabei seine Produktion noch nicht einmal wie angekündigt bis zum Limit hochgefahren.

Hohe Produktionskosten

Es ist aber nicht nur der Preisverfall, der K+S zu schaffen macht. Das Unternehmen kämpft auch mit seinen hohen Produktionskosten in Deutschland. Zum einen werden die Minen hierzulande schon extrem lange ausgebeutet, die Ressourcen sind damit zunehmend erschöpft. Zum anderen ist der Kali-Gehalt in Deutschland geringer als in Russland oder Nordamerika. Um eine bestimmte Menge Kali zu gewinnen, müssen größere Mengen Gestein aus der Erde geholt werden.

Den 10.000 Beschäftigten hierzulande dürfte im Moment mulmig zumute sein. Um die Kosten nennenswert zu reduzieren, müsste K+S Minen stilllegen. Da diese in strukturschwachen Regionen liegen, hätten die Menschen kaum Alternativen, sollten sie ihre Jobs verlieren. Die Lage ist verfahren. Mittlerweile wird K+S sogar als Übernahmekandidat gehandelt – angeblich ist Mosaic nicht abgeneigt.

Faktor Zeit

Wenn K+S-Chef Steiner Glück hat, arbeitet die Zeit für ihn. Bis alle Kunden und Produzenten neue Preise verhandeln, könnte es dauern. Auf der Nordhalbkugel gibt es im Winter für das Hauptgeschäft kaum Nachfrage. Die Menge, die für Wintergetreide oder Stoppelfelder gebraucht wird, lagern noch bei den Großhändlern. Auch auf der Südhalbkugel ist aus logistischen Gründen viel voreingelagert, so dass es unmittelbar zu keinen Engpässen kommen dürfte, zumal Kali nicht jedes Jahr gedüngt werden muss. Bevor die Pflanzen den Mangel spüren, können bis zu drei Jahre ins Land ziehen, sagen Experten. Vielleicht reicht die Zeit für K+S, sich neu aufzustellen.

Auf jeden Fall werden Anleger und Analysten die Ausführungen von Konzern-Chef Steiner genau verfolgen. Mit Spannung werden vor allem die Details zum Ausblick und den weiteren Sparanstrengungen erwartet. Ende August schrieb Steiner in einem Brief an die Mitarbeiter: "Zu Panik besteht kein Anlass. K+S hat in weit über 100 Jahren immer wieder Phasen der Marktveränderung erlebt und sie dazu genutzt, noch robuster zu werden." Die Aktionäre von K+S dürften trotz dieser Zuversicht die Luft anhalten.

Quelle: ntv.de

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