Wirtschaft

Banken drängen zum Hilferuf Portugals Finanznot wächst

Die finanzielle Lage Portugals wird immer drängender. Einige der wichtigsten Banken wollen dem hoch verschuldeten Land offenbar kein Geld mehr leihen. Sie fordern Regierungschef Sócrates auf, beim Rettungsfonds noch vor den Neuwahlen im Juni eine Hilfe von 15 Mrd. Euro zu beantragen.

(Foto: dpa)

Portugals Banken wollen einem Zeitungsbericht zufolge in den kommenden Monaten den Kauf von Staatsanleihen des schuldengeplagten Landes einstellen und drängen die Regierung zu einem Ruf nach internationalen Finanzhilfen. Ein solcher Käuferstreik würde die ohnehin problematische Refinanzierung des Staates fast unmöglich machen.

Die Chefs der Banco Espirito Santo, der Millennium bcp und der Banco BPI hätten bereits mit dem Chef der portugiesischen Notenbank über das Thema gesprochen, berichtete die Wirtschaftszeitung "Jornal de Negocios". Die Banker halten es für nötig, dass die Regierung noch vor der Wahl am 5. Juni internationale Finanzhilfen beantragt.

Der Bericht wurde zunächst weder bestätigt noch dementiert. Doch erklärte der Präsident der Bank BCP, Carlos Santos Ferreira, ein Antrag auf eine finanzielle "Zwischenhilfe" sei inzwischen "unentbehrlich". Dem stellt sich der geschäftsführende Regierungschef José Sócrates energisch entgegen.

Agenturen senken den Daumen

Zuvor hatte die Ratingagentur Moody's die Note für das südwesteuropäische Land gesenkt – um eine Note von A3 auf BAA1. Zudem steht das portugiesische Rating weiter "unter Beobachtung", was eine neuerliche Herabstufung kurzfristig möglich macht. Als Reaktion stieg die Rendite für zehnjährige portugiesische Staatsanleihen bis auf knapp 8,6 Prozent. Bei fünfjährigen Papiere kletterte die Rendite gar auf 9,9 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Rendite für zehnjährige Staatstitel derzeit bei rund 3,4 Prozent.

Moody's geht davon aus, dass die neue Staatsführung den Rettungsschirm anzapfen wird: "Die aktuellen Refinanzierungskosten der Regierung nähern sich einem Niveau, das untragbar ist - sogar kurzfristig."

S&P und Fitch hatten die Bonität des Landes erst unlängst stark gesenkt. Bei beiden Agenturen liegt das Rating nur eine Note über dem sogenannten "Ramsch-Status", mit dem Ratingagenturen spekulative, also besonders risikoträchtige Anlagen kennzeichnen.

Am Markt wird damit gerechnet, dass Portugal unter den Euro-Rettungsschirm schlüpft. Erschwert wird die Lage jedoch durch den Rücktritt der sozialistischen Minderheitsregierung von José Sócrates, nachdem sie im Parlament keine Mehrheit für ein Sparpaket gefunden hatte.

Die Euro-Finanzminister werden an diesem Freitag bei ihrem informellen Treffen im ungarischen Gödöllö über die Lage im hoch verschuldeten Portugal sprechen. Das sagten EU-Diplomaten am Dienstag in Brüssel. Mit schnellen Entscheidungen über eine internationale Finanzhilfe werde aber nicht gerechnet. "Erstens gibt es keinen Antrag aus Lissabon dazu, zweitens ist Finanzminister Fernando Teixeira dos Santos nur noch geschäftsführend im Amt und kann deshalb kein Hilfsprogramm verhandeln", sagte ein Diplomat. Teixeira dos Santos müsste dazu vom Parlament ermächtigt sein. . Neuwahlen sind für den 5. Juni angesetzt.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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