Wirtschaft

EADS und BAE blasen Deal ab Politik torpediert Mega-Fusion

Die Rüstungskonzerne EADS und BAE Systems brechen ihre Gespräche über die geplante Mega-Fusion ab. Die Regierungen in Berlin, Paris und London können sich bis zum Schluss nicht auf ihre Anteile an dem neuen Konzern einigen. Dafür bekommen vor allem die Deutschen den Schwarzen Peter zugeschoben - die ziehen nun daraus ihre Konsequenzen.

"Ich bin froh, dass wir es versucht haben", sagte EADS-Chef Thomas Enders.

"Ich bin froh, dass wir es versucht haben", sagte EADS-Chef Thomas Enders.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Rüstungskonzerne EADS und BAE haben ihre Fusionsgespräche abgebrochen. Beide Unternehmen hätten an die industrielle Logik der Verbindung geglaubt, es sei jedoch klar, dass die Interessen der beteiligten Regierungen nicht in Einklang gebracht werden könnten, teilte BAE mit. "Es ist natürlich schade, dass wir keinen Erfolg hatten, aber ich bin froh, dass wir es versucht haben", schrieb EADS-Chef Tom Enders. BAE-Chef Ian King erklärte, er sei enttäuscht, dass die Fusion nicht komme.

Der deutsche Koordinator für Luft- und Raumfahrt, Peter Hintze, begrüßte hingegen das Scheitern der Fusionspläne. "Ich bin davon überzeugt, dass EADS seine Stärken am besten selbstständig auf dem Weltmarkt zur Geltung bringen kann", sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Der CDU-Verteidigungspolitiker Bernd Siebert kritisierte hingegen, statt "Weitsicht und strategischer Überlegungen" hätten "kleinliche  Bedenken die Verhandlungen dominiert". Das Scheitern der Fusion zeige, "wie weit wir in Fragen von Sicherheit und Verteidigung von gemeinsamen europäischen Interessen entfernt sind".

Die EADS-Aktie legte in Paris um knapp drei Prozent zu, während die BAE-Titel ein Prozent nachgaben. Bereits am Dienstag war aus informierten Kreisen verlautet, dass der Milliarden-Deal nicht über die Bühne gehen werde. Schon zuvor hatte es massive Bedenken in der Politik gegen eine Fusion der beiden Konzerne zum weltgrößten Rüstungsunternehmen gegeben. Größter Streitpunkt war der staatliche Einfluss, den sich Deutschland, Frankreich und Großbritannien sichern wollten.

Berlin will weiter direkt bei EADS einsteigen

Grund für das Scheitern sei der Widerstand Deutschlands gewesen, hieß es aus informierten Kreisen. "Es hat nicht geklappt, weil die Deutschen blockiert haben." Die Bundesregierung habe eine Fusion aus strategischen Gründen und der Sorge um den Standort Deutschland abgelehnt. Verteidigungsminister Thomas de Maiziere wies den Vorwurf zurück. "Ich habe die Meinung zur Kenntnis genommen. Ich teile sie nicht", sagte der CDU-Politiker. "Ich bin bereit einzugestehen, dass ich nicht mit so heftigem Widerstand gegen diesen Zusammenschluss gerechnet habe, vor allem nicht aus Berlin", schrieb EADS-Chef Tom Enders in einem Brief an die Beschäftigten des Konzerns.

Während Berlin und Paris Anteile an dem neuen Unternehmen halten wollten, plädierten EADS-Chef Tom Enders und London dafür, den Einfluss der Regierungen zurückzufahren. Frankreichs Staatschef François Hollande sagte, alle drei Staaten hätten Bedingungen für einen Zusammenschluss gestellt. Die Entscheidung hätten letztlich aber die Konzerne selbst treffen müssen. Es gebe für ihn weder einen Grund zum "Bedauern" noch zur "Freude". Es sei einfach "zu schwierig" gewesen, die unterschiedlichen Interessen zu vereinbaren, sagte Großbritanniens Verteidigungsminister Hammond. BAE-Chef King sagte, es gebe derzeit keine Pläne für andere Zusammenschlüsse. 

Bislang nimmt Deutschland nur indirekt Einfluss auf EADS: Der Autokonzern Daimler hält die Anteile und nimmt Deutschlands Interessen stellvertretend wahr. Die Bundesregierung kündigte nun an, auch nach dem Scheitern der Fusionspläne weiter die Daimler-Anteile an EADS übernehmen zu wollen. "Die Bundesregierung wird unter anderem auch die Verhandlungen zur Übernahme von Anteilen von Daimler durch die KfW fortsetzen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Der Stuttgarter Konzern hält direkt und indirekt rund 22,5 Prozent an EADS, möchte seinen direkten Anteil in Höhe von 15 Prozent jedoch halbieren und an den Bund beziehungsweise an die Förderbank KfW veräußern. Trotz des Scheiterns stellte sich die Bundesregierung hinter EADS-Chef Enders: "Die Bundesregierung hat volles Vertrauen in die unternehmerische Führung von EADS", betonte Seibert.

Aus der Hochzeit im Rüstungshimmel wird nichts

EADS und BAE hätten noch bis 18.00 Uhr Zeit gehabt, bei der britischen Übernahmekommission eine Verlängerung der Fusionsfrist um maximal 28 Tage zu beantragen. Offenbar sahen die Manager aber keine Perspektive, in dieser Zeit mit den Regierungen Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands eine Einigung über die Beteiligungen der jeweiligen Länder zu erreichen. Am Dienstag hatten sich Paris und London Kreisen zufolge angenähert, die Bundesregierung habe sich von ihrem Kurs indes nicht abbringen lassen.

EADS verfügt in Deutschland über 29 Standorte mit fast 50.000 Beschäftigten. Im Falle eines Zusammenschlusses mit BAE Systems wäre das weltgrößte Rüstungsunternehmen mit einem Umsatz von rund 72 Mrd. Euro und weltweit gut 220.000 Beschäftigten entstanden. Deutschland und Frankreich verfügen direkt und indirekt über jeweils gut 22 Prozent der EADS-Anteile, die deutschen Interessen nimmt dabei der Autokonzern Daimler wahr. Bei BAE Systems sind keine Staaten direkt oder indirekt Großaktionäre. Kritik an der geplanten Rüstungsehe war zuletzt aber auch vom BAE-Großaktionär Invesco gekommen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

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