Wirtschaft

Schuldenschnitt ist kein Durchbruch Pleite in Zeitlupe geht weiter

Griechenlands Finanzminister Venizelos: Auch nach dem Schuldenschnitt erwarten die Märkte eine Pleite in Athen.

Griechenlands Finanzminister Venizelos: Auch nach dem Schuldenschnitt erwarten die Märkte eine Pleite in Athen.

(Foto: dpa)

Auch nach dem Schuldenschnitt in Griechenland rechnen die Märkte und die Ratingagentur Moody's weiter mit einer Staatspleite. Doch etwas Luft zum Atmen dürfte Athen bekommen, sobald neue Mrd. aus Brüssel fließen - wenn die Euro-Staaten das zweite Rettungspaket vollständig freigeben.

Die Umschuldung Griechenlands wird nach Bewertung der Ratingagentur Moody's einen unmittelbaren Zahlungsausfall des Euromitglieds verhindern, das Risiko einer Pleite bleibe aber nach wie vor hoch. "Die Umschuldung ist ein bedeutender Meilenstein in der Krise der griechischen Staatsfinanzen und reduziert die Unsicherheit auf dem Markt für europäische Staatsanleihen erheblich", urteilt Moody's in seinem wöchentlichen Ausblick nach dem historischen Schuldenschnitt. Es sei aber unwahrscheinlich, dass Griechenland bis 2020 seinen Schuldenstand auf 120 Prozent der Wirtschaftsleistung senken könne. Außerdem rechnet Moody's damit, dass es das Land wegen des Schuldenschnitts nach Ende des zweiten Rettungspakets 2014 schwer haben werde, an den Kapitalmarkt zurückzukehren. Am Freitag hatte Moody's erklärte, es betrachte den Schuldenschnitt als Zahlungsausfall.

Auch die Märkte trauen Griechenland nach der Umschuldung weiter nicht über den Weg: Die Renditen der neuen Staatsanleihen, die Griechenland im Tausch gegen seine alten Verbindlichkeiten ausgeben will, haben gleich an ihrem ersten Handelstag schwindelerregende Höhen erreicht und damit die Angst der Anleger vor einem Staatsbankrott in der unmittelbaren Zukunft widergespiegelt. So lagen die Renditen von Anleihen mit kürzeren Laufzeiten über denen mit langen Laufzeiten. Die 2023 fällig werdenden Anleihen rentierten mit über 19 Prozent, die 2042 fälligen Papiere dagegen mit rund 14 Prozent. Damit müsste Griechenland bei einer möglichen Rückkehr an den Kapitalmarkt weiter horrende Zinsen für neue Kredite bezahlen – aus der Schuldenspirale wird sich das Land so nur schwerlich befreien können.    

Das wissen auch die Euro-Finanzminister: Sie wollen nach dem historischen Schuldenschnitt für Griechenland am Nachmittag in Brüssel entscheiden, ob das zweite Hilfspaket von 130 Mrd. Euro für das hochverschuldete Land freigegeben wird. Einen Teilbetrag zur Absicherung des Schuldenerlasses hatten die Minister der 17 Euro-Länder schon am Freitag auf den Weg gebracht. Die Finanzminister hatten einen hohen Beitrag des Privatsektors zur Bedingung für weitere Hilfen der Euro-Länder gemacht. Außerdem dürfte es um die Aufstockung der Euro-Rettungsfonds gehen. Die Bundesregierung hatte eine Entscheidung bisher abgelehnt, da sie den Ausgang des Schuldenerlasses abwarten wollte.

Märkte dürften Kreditereignis wegstecken

Der Schuldenschnitt hat aber noch eine andere weitreichende Konsequenz: Der internationale Derivateverband ISDA hat den Schuldenschnitt wie erwartet als Kreditereignis eingestuft. Damit werden nun Kreditausfallversicherungen (CDS) in Höhe von gut drei Mrd. Euro fällig, mit denen sich bestimmte Käufer von griechischen Staatsanleihen abgesichert hatten. Unklar ist weiter, welche Folgen das hat, weil niemand genau weiß, welche Banken wieviele der CDS halten und wer den Schaden bezahlen muss. Sollte die Schadenssumme auf ein oder wenige Finanzinstitute entfallen, könnte diese dadurch in Schwierigkeiten geraten.

Die Deutsche Bundesbank sieht aber offenbar kein Problem in den nun fällig werdenden Kreditausfallversicherungen (CDS) auf Griechenland. Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret rechnet dadurch nicht mit größeren Marktverwerfungen, wie er dem "Handelsblatt" sagte. "Die zum Wochenausklang freundlichen Marktreaktionen werte ich als ermutigendes Zeichen. Dass CDS-Kontrakte ausgelöst werden, hat aus Sicht der Finanzstabilität auch positive Aspekte." Die Banken-Aufsicht habe nämlich durchaus ein Interesse daran, dass Institute ihre riskanten Bestände absicherten. Mit CDS können sich Anleger gegen die Pleite von Staaten und Unternehmen absichern. Da Griechenland sich nicht alleine auf einen freiwilligen Forderungsverzicht der Banken-Gläubiger verlassen wollte, sondern die Beteiligung aller Gläubiger an der Umschuldung zwangsweise über Umschuldungsklauseln erzwingen will, werden CDS-Kontrakte nun fällig.

Quelle: ntv.de, hvg/dpa/rts/DJ

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