Politik

Bunkerbrecher zu schwach für den Iran Pentagon braucht neue Bomben

Beweglich wie ein Hubschrauber, schnell wie ein Flugzeug: Die MV-22 "Osprey".

Beweglich wie ein Hubschrauber, schnell wie ein Flugzeug: Die MV-22 "Osprey".

(Foto: U.S. Navy)

Außenpolitisches Kalkül oder peinliches Eingeständnis? Die militärischen Drohgebärden Washingtons gegenüber dem Iran büßen an Wirkung ein: Die schwersten konventionellen Bomben des Pentagon erweisen sich bei Tests angeblich als zu schwach. Allen Sparzwängen zum Trotz dürfen die Militärs nachrüsten - mit stärkeren Bomben und einer "schwimmenden Operationsplattform".

Testabwurf aus größer Höhe: Kleinere Bunkerbrecher wie diese GBU-28 kann der Kampfjet F-15E "Strike Eagle" ins Ziel tragen.

Testabwurf aus größer Höhe: Kleinere Bunkerbrecher wie diese GBU-28 kann der Kampfjet F-15E "Strike Eagle" ins Ziel tragen.

(Foto: dpa)

Im Streit um das iranische Atomprogramm sind US-Militärexperten auf bislang kaum beachtete Probleme gestoßen: Die Kraft konventioneller US-Waffen ist einem Medienbericht zufolge zu gering, um die unterirdischen Forschungsanlagen des Iran zu zerstören. Das Pentagon wolle daher eine Weiterentwicklung der Bomben, um ihre Durchschlagskraft zu erhöhen, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf US-Beamte.

Insgeheim habe das US-Verteidigungsministerium daher bereits in diesem Monat beim Kongress die Finanzierung neuer, verbesserter Waffen beantragt. Der Vorstoß sei Teil der Planung eines möglichen Angriffs auf das iranische Atomprogramm, hieß es weiter. Demonstrative Vorbereitungen für einen Krieg am Golf sind ein offensichtlicher Bestandteil der Drohkulisse, mit der die USA das Regime in Teheran in der Auseinandersetzung um das iranische Atomprogramm doch noch zum Einlenken bewegen will.

Bedrohung aus der Luft

Parallel zu der offen gezeigten Präsenz amerikanischer Seestreitkräfte im Persischen Golf, im Arabischen Meer und in der strategisch besonders bedeutsamen bemüht sich Washington um schrittweise verschärfte Sanktionen und diplomatischen Druck. Die .

Daneben rüstet die USA ihre Verbündeten am Golf weiter auf. Zuletzt bestellten zum Beispiel Staaten wie oder die Kampfjets und Abwehrraketen aus den Beständen US-amerikanischer Rüstungskonzerne.

In den militärischen Überlegungen für einen Angriff auf das Atomwaffenprogramm des Iran spielen die sogenannten Bunkerbrecher (englisch: "Bunker Buster") eine zentrale Rolle. Dabei handelt es sich im Prinzip um herkömmliche Fliegerbomben, die für den Einsatz gegen besonders geschützte Ziele aufgerüstet werden. Ihre besondere Durchschlagskraft erhalten sie durch eine gehärtete Spitze, ihr großes Eigengewicht und die Menge des im Bombenkörper enthaltenen Sprengstoffs. Elektronische Steuerungssysteme sollen eine besonders hohe Zielgenauigkeit garantieren.

Dadurch ist es möglich, den Einschlag des Sprengkörpers präzise auf etwaige Schwachstellen eines Bunkers zu lenken wie etwa Eingangsbereiche, Notausgänge oder auch Lüftungsschächte auszurichten. Allein mit der Wucht ihres Aufpralls durchdringt die Bombe mühelos das Erdreich über einer unterirdischen Anlage, um in der Tiefe noch mehrere Meter Stahlbeton zu durchschlagen. Anschließend zündet der enthaltene Sprengstoff. Der bislang schwerste Bombentyp der US-Streitkräfte kommt auf ein Einsatzgewicht von rund 13,6 Tonnen.

Dieser "Massive Ordnance Penetrator", oder abgekürzt MOP genannte Bunkerbrecher sei speziell entwickelt worden, um die außergewöhnlich aufwändig befestigten Anlagen der iranischen und nordkoreanischen Atomprogramme zu zerstören, berichtete das Blatt. Entwickelt wird diese Waffe von den US-Konzernen und .

Versuche hätten nun aber gezeigt, dass dieser Bombentyp einige der iranischen Anlagen nicht zerstören könne: Entweder weil diese sich entweder zu tief in der Erde befänden oder weil Teheran ihre Befestigungen verstärkt habe. Die Bombe müsse vor ihrer Explosion tiefer in Stein, Beton oder Stahl eindringen können, hieß es. US-Verteidigungsminister Leon Panetta hatte zuvor bereits Mängel eingeräumt und die Weiterentwicklung der Bombe angekündigt. Sie werde bald imstande sein, auch die tiefsten iranischen Bunker zu zerstören, sagte Panetta.

Beton, Bomben und Wirtschaftskraft

Die Ankündigung selbst wirkt wie ein strategischer Schachzug. Unter normalen Umständen spielen rüstungstechnische Details wie Gewicht und Durchschlagskraft einer Waffe auf der politischen Leitungsebene keine gesonderte Rolle. "Die Entwicklung dieser Waffe ist nicht als Signal an irgendein bestimmtes Land gedacht", beteuerte ein Sprecher des Pentagon. Dabei ist die Diskussion um stärkere Sprengkörper nicht das einzige Militärthema, mit dem sich das politische Washington derzeit in demonstrativer Offenheit beschäftigt.

Einem weiteren Medienbericht zufolge will die US-Armee im Nahen Osten eine "schwimmende Operationsplattform" errichten, von der aus Spezialkräfte zu Einsätzen starten können. Derzeit werde ein älteres Kriegsschiff umgebaut, um als Plattform zu dienen, berichtete die Zeitung "Washington Post" unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Dokumente. Beim dem Schiff handelt es sich demnach um die "USS Ponce".

Die als "Mutterschiff" bezeichnete Basis solle Hochgeschwindigkeitsbooten und Helikoptern als Stützpunkt dienen, wie sie in der Regel von der US-Eliteeinheit Navy Seals verwendet würden. Die Erwähnung dieser Spezialsoldaten dürfte ihre Wirkung in den Geheimdienstkreisen am Golf nicht verfehlen: Ein Trupp der Seals hatte im Mai vergangenen Jahres die Aufsehen erregende ausgeführt.

Der Einsatz von Spezialkräften ist ein zentraler Baustein der Militärstrategie von US-Präsident Barack Obama, um die US-Armee schlanker und schneller zu machen. Im sollen in den kommenden zehn Jahren mindestens 487 Mrd. Dollar (371 Mrd. Euro) eingespart werden. Dazu werden auch .

Für Beobachter kommt die Diskussion um eine neue "Operationsplattform" überraschend: Denn ein echter Mangel an geeigneten Schiffen besteht bei der US-Marine eigentlich nicht. . Dazu kommt noch eine ganze Reihe kleinerer Hubschrauberträger, zahlreiche geeignete Versorgungsschiffe und die sogenannten "Amphibischen Angriffsschiffe", von denen aus Kommandoeinheiten in den Einsatz ziehen könnten.

Modernes Säbelrasseln mit Bomben: Die USA sprechen in aller Öffentlichkeit über ihre bunkerbrechenden Waffen.

Modernes Säbelrasseln mit Bomben: Die USA sprechen in aller Öffentlichkeit über ihre bunkerbrechenden Waffen.

(Foto: dpa)

Die US-Armee reagiere mit ihren Mutterschiff-Plänen auf die wachsenden Spannungen mit dem Iran und die anhaltenden Kämpfe im Jemen, kommentierte die "Washington Post" das Vorgehen. Vertreter der Marine sagten der Zeitung. Die Arbeiten würden mit großer Eile vorangetrieben; die Plattform solle noch zu Beginn des Sommers in den Nahen Osten gebracht werden.

Den Dokumenten zufolge könnte der schwimmende Stützpunkt im Persischen Golf eingesetzt werden, hieß es. Im Dezember hatte der Iran gedroht, den Zugang zum Persischen Golf, die Straße von Hormus, zu blockieren, durch die rund 20 Prozent des weltweit vermarkteten Öls transportiert werden.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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