Wirtschaft

Japan sicherer als die USA? Peking geht in den Yen

Chinas Devisenexperten halten japanische Staatsanleihen offenbar für sicherer als US-Bonds. Zumindest nutzt Peking derzeit einen Teil seiner gigantischen Geldreserven, um so viele Yen-Papiere zu kaufen wie nie zuvor.

Plakatwerbung in Hefei: Das Dollar-Symbol hat in Asien etwas an Strahlkraft verloren.

Plakatwerbung in Hefei: Das Dollar-Symbol hat in Asien etwas an Strahlkraft verloren.

(Foto: REUTERS)

China hat nach Angaben eines staatlichen Forschungsinstituts seine Bestände an japanischen Staatsanleihen im ersten Halbjahr 2010 massiv erhöht und jene an Treasurys verringert, weil die Papiere aus Japan weniger riskant seien als US-Bonds. Zhang Ming, Ökonom der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, verwies darauf, dass ein größerer Anteil der japanischen Anleihen von heimischen Investoren gehalten werde, was sie etwas stabiler mache als US-Treasurys. Außerdem dürfte der Yen auf kurze Sicht gegenüber dem Dollar stark bleiben, fügte Zhang hinzu.

China habe sich von US-Anleihen abgewandt, obwohl sie eine deutlich höhere Rendite aufweisen als japanische Papiere. "Dies zeigt eindeutig, dass China die Risiken von US-Anleihen für viel größer hält als die japanischer Papiere", hieß es einem Bericht des einflussreichen staatlichen Forschungsinstituts. Diese Aussage allein dürfte in Washington zumindest hinter verschlossenen Türen für reichlich Misstimmung sorgen. Der Verdacht der staatlichen Einflussnahme liegt nahe.

Peking hatte sich zuletzt mehrfach besorgt über die ausufernden Schulden der USA gezeigt. Vor diesem Hintergrund reduzierte das Land seine riesigen Bestände an US-Bonds in diesem Jahr den Angaben zufolge auf zuletzt knapp 868 Mrd. Dollar. Zu Jahresanfang sollen es noch 895 Mrd. Dollar gewesen sein. Das Land bleibt damit trotz der demonstrativen Japan-Bond-Einkäufe weiterhin der wichtigste Auslandsgläubiger der USA.

Die USA am Geldbeutel gepackt

Im Gegenzug zur Reduzierung bei den US-Treasuries hat China in diesem Jahr bereits japanische Anleihen im Wert von knapp 20 Mrd. Dollar gekauft - mehr als sechs mal so viel wie im bisherigen Rekordjahr 2005. Es bleibe allerdings abzuwarten, ob sich dieser Trend fortsetzt, schränkte Ökonom Zhang seine Aussagen ein. Seiner Meinung nach sollte China auch das Wachstum seiner Fremdwährungsreserven eindämmen.

Zahlen aus den Regierungszentralen der betroffenen Länder bestätigen die Umrisse des chinesischen Vorgehens: Nach Angaben des japanischen Finanzministeriums kaufte China im Juni für 5,3 Mrd Dollar japanische Anleihen, so dass sich das gesamte Kaufvolumen in den ersten sechs Monaten 2010 nun auf rund 20 Mrd. Dollar beläuft. Aus US-Daten geht zudem hervor, dass China seine Bestände an Treasuries im Mai um 32,5 Mrd Dollar auf die oben erwähnten 867,7 Mrd Dollar verringert hat.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/AFP

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