Wirtschaft

Neue Risiken am Horizont Oberster Zentralbankrat warnt

Da braut sich etwas zusammen...

Da braut sich etwas zusammen...

(Foto: REUTERS)

Zentralbanken bekämpfen die Finanz- und Schuldenkrisen mit billigem Geld. Dazu haben sie zwar keine Alternative, betont die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. Doch die Risiken würden wachsen.

Angesichts der Finanz- und Schuldenkrise stoßen die Zentralbanken nach Ansicht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) bald an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Da in vielen Volkswirtschaften hohe Arbeitslosigkeit und schwaches Wirtschaftswachstum herrschten, scheine es zwar "naheliegend und unvermeidlich", dass Fed, EZB & Co. ihre Politik des billigen Geldes noch für eine Weile fortsetzen müssen. "Die Gefahr, die Geldpolitik zu überlasten, nimmt jedoch zu", warnte die BIZ in ihrem Jahresbericht.

Die BIZ fungiert als Plattform des Austausches für Notenbanker in aller Welt. Sie wurde zunächst zur Abwicklung der deutschen Schulden aus dem Ersten Weltkrieg gegründet, übernahm aber später zunehmend andere Aufgaben. Unter anderem verwaltet sie heute einen nicht unbeträchtlichen Teil der Goldreserven zahlreicher Zentralbanken.

Angst vor neuen Preisblasen

Zugleich wachse allein durch die schiere Menge des nach Zinssenkungen und Liquiditätsspritzen weltweit zirkulierenden Kapitals das Risiko neuer Krisen - unter anderem verursacht durch Preisblasen an den Finanz- und Immobilienmärkten, heißt es in dem Bericht. Anzeichen dafür seien beispielsweise in einigen Schwellenländern, an den globalen Rohstoffmärkten, aber auch in einigen deutschen Großstädten wie Hamburg zu sehen, wo die Immobilienpreise zuletzt in kurzer Zeit massiv zulegten.

"Die von den Zentralbanken insgesamt gehaltenen Aktiva haben sich in den letzten vier Jahren mehr als verdoppelt und erreichten Ende 2011 rund 18 Billionen Dollar." Das viele Geld führte unter anderem zu Kapitalflüssen aus den Industrie- in die Schwellenländer mit teils schädlichen Nebenwirkungen für deren Exporte. Zudem besteht nach Ansicht der BIZ die große Gefahr, dass sich der Finanzsektor durch die enormen Liquiditätsmaßnahmen zu riskanten Wetten an den Börsen verleiten lässt - mit unabsehbaren Folgen.

Die BIZ räumte zwar ein, dass Zentralbanken in vielen westlichen Volkswirtschaften "vorerst keine andere Wahl haben, als die relativ lockere Geldpolitik beizubehalten". Jedoch müssten die Staaten unbedingt konsequent sparen und "jede sich bietende Gelegenheit nutzen, auf andere Weise den Druck zum Schuldenabbau, zur Sanierung der Bilanzen und zur strukturellen Anpassung zu verstärken".

Gelinge es Europa nicht bald, den Teufelskreis aus Finanz- und Schuldenkrise zu durchbrechen, werde die Euro-Schuldenkrise auf andere Wirtschaftsregionen übergreifen. Sie sei daher "Vorbote einer ansteckenden und fortgeschrittenen Kombination von Problemen, die auch anderswo auftreten kann"

Billiges Geld der Notenbanken, das zu lange in Umlauf ist, kann schwere Nebenwirkungen haben: Eine durch die jahrelange laxe Geldpolitik der Federal Reserve mitverursachte Blase war 2007 im US-Bausektor geplatzt und hatte damals die erste Finanzkrise ausgelöst. Diese war dann nach Europa geschwappt, hatte einige Banken in schwere Turbulenzen gestürzt und war nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 in eine weltweite Vertrauenskrise samt tiefer Rezession umgeschlagen.

BIZ fordert Bankenunion

Nach Ansicht der BIZ kann eine Bankenunion der entscheidende Schritt zur Lösung der Vertrauenskrise in der europäischen Währungsunion sein. "Man könnte auch sagen, dass eine Währungsunion auch ein gemeinschaftliches Bankensystem braucht", heißt es in dem Jahresbericht. "Die Banken Europas müssen also zu europäischen Banken werden." Angesichts der in der Eurozone mit einem gemeinsamen Finanzmarkt und einer gemeinsamen Zentralbank erreichten finanziellen Integration sei ein solcher Schritt folgerichtig.

Bestandteile einer Bankenunion sind unter anderem eine gemeinsame Aufsicht über die Finanzinstitute und eine gemeinsame Einlagensicherung. Während letztere umstritten ist, läuft es in der Frage einer gemeinsamen Aufsicht derzeit in Richtung der Europäischen Zentralbank. Die BIZ charakterisiert in ihrem Bericht die Vorstöße aus Politik und Zentralbanken in Richtung einer Bankenunion als "vielversprechend".

"Diese Maßnahmen würden den negativen Rückkopplungseffekt zwischen Banken und Staaten unterbinden und auch andere zerstörerische Verbindungen kappen, welche die Krise derart tiefgreifend machen", lobte die BIZ das von der EU-Kommission EZB vorangetriebene Projekt.

Eine Bankenunion würde aus ihrer Sicht nämlich nicht nur den massiv gestörten Interbankenmarkt wieder beleben und den Staaten wieder Zugang zu den Kapitalmärkten verschaffen. Sie würde es den europäischen Notenbanken auch ermöglichen, sich wieder aus den Finanzmärkten zurückzuziehen und ihre unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen der letzten Jahre zurückzufahren.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa

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