Wirtschaft

Goolsbee tritt zurück Obama verliert Wirtschaftsberater

Der Top-Wirtschaftsberater von US-Präsident Obama kündigt bereits nach weniger als einem Jahr im Amt seinen Rücktritt an. Der Verlust wiegt schwer in diesen Zeiten, denn es mehren sich die Anzeichen dafür, dass die US-Wirtschaft in eine neue Schwächephase abgleitet.

Goolsbee kehrt in den sicheren Hafen der Universität von Chicago zurück.

Goolsbee kehrt in den sicheren Hafen der Universität von Chicago zurück.

(Foto: REUTERS)

US-Präsident Barack Obama verliert seinen wichtigsten Wirtschaftsberater: Nach weniger als einem Jahr kehrt Austan Goolsbee der Politik überraschend den Rücken und will sich künftig wieder ganz der Lehre widmen. Für Obama gilt der Rücktritt des Professors als herber Verlust in Zeiten, in denen sich die Zeichen für ein Schwächeln der weltgrößten Volkswirtschaft mehren.

Goolsbee war erst im September zu Vorsitzenden des Rats der Wirtschaftsberater im Weißen Haus berufen worden. Zum Beginn des neuen akademischen Jahres will er seine Lehrtätigkeit an der Universität von Chicago wieder aufnehmen, wie das US-Präsidialamt in der Nacht mitteilte. "Er hat geholfen, unser Land aus der schwersten Wirtschaftskrise seit der Großen Depression zu bringen", erklärte Obama. Obwohl noch viel zu tun sei, habe Goolsbee mit seinem Einblick und Rat geholfen, die Wirtschaft wieder wachsen zu lassen und Millionen von Jobs zu schaffen. In Regierungskreisen hieß es, Goolsbee wolle seine akademische Laufbahn retten.

Wiedersehen im Wahlkampf 2012

Als kleiner Lichtblick für Obama bleibt, dass Goolsbee ihn trotz des Rückzugs offenbar im Wahlkampf 2012 beraten will. Auch dies verlautete aus Regierungskreisen. Goolsbee hatte bereits Obamas Kampagne für den Senat im Jahr 2004 mitgestaltet, ebenso 2008 den Wahlkampf für den Einzug ins Weiße Haus.

Der politische Gegner wertete den Rückzug Goolsbees als Beleg für die Schwäche Obamas. "Langsames Jobwachstum, sinkendes Vertrauen in die Wirtschaft und kein wirklicher Plan für den Abbau des Defizits", sagte der Sprecher des Vorsitzenden der Republikaner im Repräsentantenhaus. "Dieser Rückzug ist nur ein weiterer Beleg dafür, dass der Präsident keine Antworten für die Amerikaner hat, die sich um die Wirtschaft sorgen."

Nur Schlaglöcher oder Endstation?

Die jüngsten US-Konjunkturdaten zum Arbeitsmarkt hatten Ende vergangener Woche ein trübes Bild gezeichnet: Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich im Mai wider Erwarten kaum gebessert, die Arbeitslosenquote stieg sogar völlig überraschend wieder an.

Der oberste Volkswirt des US-Präsidialamts, Goolsbee, kommentierte die Daten mit den Worten, dass es mit der US-Konjunktur trotz der schwachen Daten trotzdem weiter aufwärts gehe: "Es gibt immer Schlaglöcher auf dem Weg zur Erholung, aber grundsätzlich hat die US-Wirtschaft an Fahrt gewonnen." Viele Experten äußern sich jedoch nicht ganz so zuversichtlich wie Goolsbee.

Goolsbee hatte auch vehement davor gewarnt, das Schuldenlimit der USA nicht anzuheben. Das Land könnte schlimmstenfalls seine Anleihen nicht mehr bedienen. "Die Folgen für unsere Wirtschaft wären katastrophal, das wäre eine schlimmere Wirtschaftskrise als jene, die wir 2008 gesehen haben", warnte Goolsbee. Die Obergrenze für die gesamte US-Staatsverschuldung liegt derzeit bei 14,3 Bill. US-Dollar (10,8 Bill. Euro). Derzeit sind die USA nur noch 400 Mrd. US-Dollar von der Grenze entfernt.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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