Wirtschaft

Neues Geld nach Euro-Desaster Notenbanken spielen Plan B durch

Euro mal nicht unter, sondern im Druck.

Euro mal nicht unter, sondern im Druck.

(Foto: Giesecke & Devrient)

Europa kämpft mit aller Kraft für einen Ausweg aus der Schuldenkrise und damit die Rettung des Euro. Um jedoch für den Fall der Fälle gewappnet zu sein, bereiten sich mehrere Zentralbanken in Europa bereits auf das Auseinanderbrechen der Währungsunion vor. Im Fokus der Notenbanker steht vor allem die Frage, wo auf die Schnelle so viel frisches Bargeld herkommen soll.

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(Foto: REUTERS)

Erste Notenbanken in Europa bereiten sich offensichtlich auf ein Leben nach dem Euro vor. Laut informierten Kreisen prüft beispielsweise die Bank of Ireland, ob sie im Falle eines Auseinanderbrechens der Eurozone Druckmaschinen für die Herstellung neuer Noten benötigt. In der Schweiz denkt man über eine neue Referenzwährung für den Schweizer Franken nach. Dieser ist seit dem 6. September an den Euro gekoppelt, um eine zu starke Aufwertung es Franken zu verhindern.

In Montenegro denken die Notenbanker bereits öffentlich über Alternativen zum Euro nach. In dem Balkanstaat löste der Euro 2002 die Deutsche Mark als Zahlungsmittel ab. Man habe "viele Möglichkeiten, von der Einführung einer anderen Fremdwährung bis hin zur Einführung einer eigenen Währung", sagt Nikola Fabris, Chefvolkswirt der Zentralbank in der Hauptstadt Podgorica. Allerdings fehlten dem Land die Kapazitäten zum Notendruck, räumt Fabris ein.

Logistik-Problem

Ein Ende des Euro-Blocks wäre auch logistisch eine Herkulesaufgabe, ähnlich der Einführung der Gemeinschaftswährung vor fast zehn Jahren. Nicht nur müssten sämtliche Einlagen und Kredite, die auf Euro lauten, auf andere Währungen umnominiert werden. Die Euro-Staaten müssten auch entscheiden, ob sie ihre alten Währungen wieder entstauben und wie sie innerhalb kurzer Zeit riesige Mengen Münzen prägen und Noten drucken.

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(Foto: REUTERS)

Die meisten Zentralbanken der Eurozone verfügen noch immer zumindest über gewisse Kapazitäten zum Druck von Banknoten. Die Europäische Zentralbank in Frankfurt, die über die Versorgung mit dem gemeinsamen Zahlungsmittel entscheidet, druckt diese nicht selbst. Diese Aufgabe hat die EZB an die nationalen Zentralbanken ausgelagert. Irland zum Beispiel druckte im vergangenen Jahr 127,5 Mio. Zehn-Euro-Scheine. In diesem Jahr gehört Irland zu den elf Staaten, die sich den Druck von insgesamt 1,71 Mrd. Fünf-Euro-Scheinen aufteilen.

Noch sind die Planungen und Gedankenspiele der politischen Entscheidungsträger für Alternativen zur Gemeinschaftswährung nicht konkret, mit einem Ende der Eurozone wird zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ernsthaft gerechnet.

Anders JP Morgan Chase: Die US-Bank legte Investoren und Unternehmen jüngst ans Herz, sich gegen einen Kollaps der Eurozone abzusichern. Allerdings schätzt die Bank die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario auf lediglich 20 Prozent. Viele Unternehmenskunden platzierten derweil an den Derivatemärkten bereits Wetten auf ein Ende der Gemeinschaftswährung.

Dublin staubt Druckmaschinen ab

Informierten Kreisen zufolge fanden in der irischen Zentralbank in Dublin in den vergangenen Wochen erste Gespräche darüber statt, ob zusätzliche Druckkapazitäten benötigt werden. Die Beamten hätten für den Fall eines Auseinanderbrechens der Eurozone oder eines Austritts Irlands die Wiederinbetriebnahme alter Druckmaschinen erwogen. Auch die Auftragsvergabe an Privatunternehmen zum Druck von Banknoten sei diskutiert worden "Alle möglichen Dinge wurden beleuchtet, die vor zwei Monaten noch nicht zur Diskussion standen", sagte eine an einem solchen Gespräch beteiligte Person. Die irische Zentralbank selbst wollte dies nicht kommentieren.

Auch außerhalb der Eurozone werden Euro-Noten hergestellt. So druckt das englische Unternehmen De La Rue in der nordenglischen Stadt Gateshead im Auftrag mehrerer Euro-Länder Kreisen zufolge Euro-Banknoten. Gleichzeitig produziert De La Rue für die Bank of England Pfund-Noten. Sollte die Gemeinschaftswährung nicht überleben, könnte De La Rue mit Aufträgen von Mitgliedstaaten der Eurozone für die Produktion neuer Währungen geradezu überschwemmt werden.

Angesichts dieses Szenarios soll die Bank of England bereits Überlegungen anstellen, wie der Druck britischer Pfund-Noten bei De La Rue sichergestellt werden kann, wie aus informierten Kreisen zu hören ist. Ein Sprecher der britischen Notenbank sagte dazu, man erwäge keinen verstärkten Zugriff auf die Produktionskapazitäten bei De La Rue.

Quelle: ntv.de, nne/DJ

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