Wirtschaft

Kalter Entzug im Mobilfunkmarkt? Netzagentur droht O2 und E-Plus

(Foto: dpa)

Vor der Geburt des neuen deutschen Mobilfunkriesen zeichnen sich Komplikationen ab: Hinter verschlossenen Türen diskutiert die Netzaufsicht um die Verteilung der Funklizenzen. Schlimmstenfalls müssen sich E-Plus und O2 im Fall einer Fusion größere Filetstücke aus dem eigenen Fleisch schneiden.

Es wäre ein herber Verlust und ein spürbarer Vorteil für die Konkurrenz: Im Rahmen der geplanten Fusion müssen die beiden Mobilfunkunternehmen E-Plus und Telefónica Deutschland (O2) womöglich auf wertvolle Frequenzen verzichten.

Die beiden Anbieter müssten wohl einen Teil ihrer wertvollen Funkfrequenzen abgeben, heißt es in einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Das Blatt beruft sich dabei auf entsprechende Informationen aus einem Schreiben der Bundesnetzagentur an die Geschäftsführer Thorsten Dirks und René Schuster.

GSM- und UMTS-Lizenzen seien an die "wettbewerbliche Unabhängigkeit" der beiden Unternehmen geknüpft, zitierte die Zeitung aus dem Brief an die beiden Mobilfunkanbieter. Das Schreiben enthält demnach eine klare Warnung: "Im äußersten Fall kann die Bundesnetzagentur das durch einen Widerruf der betroffenen Frequenzzuteilung durchsetzen", heißt es.

Erst vor wenigen Tagen hatten E-Plus und O2 Pläne zu einem Zusammengehen angekündigt. Durch die geplante Fusion entstünde auf einen Schlag der mit Abstand größte Mobilfunkanbieter Deutschlands, noch vor der Deutschen Telekom und dem britischen Vodafone-Konzern.

Wettbewerbshüter stehen dem Vorhaben eher skeptisch gegenüber. Der niederländische Mutterkonzern KPN hatte den insgesamt 8,1 Milliarden Euro schweren Verkauf von E-Plus an Telefónica Deutschland Ende Juli angekündigt. Bereits kurz nach der Bekanntgabe der Pläne zeichnete sich ab, dass der Zusammenschluss wohl nicht reibungsfrei und ohne Auflagen vonstattengehen wird.

"Die Verringerung von vier auf drei Anbieter ist wettbewerbsrechtlich alles andere als ein Selbstläufer", hatte Bundeskartellamts-Präsident Andreas Mundt die Fusionspläne kommentiert. "Wir sehen natürlich auch den hohen Investitionsbedarf in der Branche und den daraus resultierenden Konsolidierungsdruck", erklärte Mundt. "Hier steht eine sehr sorgfältige Prüfung an."

Die Folgen für die Verbraucher sind kaum absehbar: Welche Auswirkungen aus dem Zusammenschluss konkret hervorgehen, lässt sich Experten zufolge bislang nur schwer vorhersagen. Noch sind zu viele Details der geplanten Fusion vollkommen offen. Sollte sich der Konkurrenzdruck nach der Neuordnung des Mobilfunkmarkts vermindern, könnten Anbieter im Wettbewerb womöglich weniger stark über die Preispolitik um neue Kunden werben. Insgesamt befindet sich die Geburt des neuen Markschwergewichts in einer sehr frühen Phase.

Telekom: "Massives Ungleichgewicht"

Zumindest die Netzagentur scheint nun allerdings zur Eile zu drängen. Möglichst innerhalb von zwei Wochen sollten sich die beiden Unternehmen zu ihrer angestrebten Frequenzausstattung äußern. Ein E-Plus-Sprecher bestätigte zunächst lediglich den Eingang eines Briefes der Netzagentur. Die Gespräche mit den Netzaufsehern stünden aber noch ganz am Anfang, sagte er.

Die Deutsche Telekom pocht unterdessen auf einen ordnenden Eingriff der Regulierer. "Sollte es zu dem Zusammenschluss der beiden Unternehmen kommen, gäbe es ein massives Ungleichgewicht bei den Frequenzen oberhalb von 1000 Megahertz", sagte ein Telekom-Sprecher der Zeitung. Bei Vodafone wollte man sich zunächst nicht zu dem Bericht äußern.

"Ihr wichtigster Rohstoff"

Dabei geht es bei der Frage der Frequenzverteilung um nichts weniger als um die Geschäftsgrundlagen im deutschen Mobilfunkgeschäft. Ohne einen Lizenzentzug kämen O2 und E-Plus dem Bericht zufolge auf eine so großzügige Frequenzausstattung, "dass ihr wichtigster Rohstoff für viele Jahre gesichert wäre". Wettbewerber wie Telekom und Vodafone könnten deshalb im deutschen Markt "mittelfristig ins Hintertreffen geraten". Die GSM-Frequenzen seien dabei in den Planungen der beteiligten Unternehmen von geringerer Bedeutung. Sie laufen demnach ohnehin Ende 2016 aus und müssen anschließend neu vergeben werden.

Sehr viel mehr Wert lege die Branche auf noch bis 2020 zugeteilten UMTS-Bänder, vor allem im Bereich um 2100 Megahertz, heißt es in dem "FAZ"-Bericht weiter. Diese seien "strategisch und technisch" entscheidend. Schon jetzt würden die Basisstationen zum Teil bereits umgestellt, um zusätzliche Frequenzbereiche für die schnellere LTE-Technik zu gewinnen.

In einem vergleichbaren Fall war es dem Bericht zufolge zu einem ähnlichen Lizenzentzug gekommen: Als die Deutsche Telekom ihr Mobilfunkgeschäft in Großbritannien mit France Telecom zusammenlegte, widerriefen die britischen Behörden einen Teil der Frequenzen. Sie wurden anschließen in einer neuen Auktion an den Meistbietenden unter den Konkurrenten versteigert.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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