Wirtschaft

Währungskurse manipuliert Nächster Bankenskandal gewinnt an Konturen

Die britische Finanzaufsicht FCA wurde auf den Verdacht aufmerksam gemacht und ermittelt seit dem - offenbar erfolgreich.

Die britische Finanzaufsicht FCA wurde auf den Verdacht aufmerksam gemacht und ermittelt seit dem - offenbar erfolgreich.

(Foto: REUTERS)

Der Verdacht scheint sich zu erhärten: Offenbar gelingt es Ermittlern, die Absprachen zwischen Bankern verschiedener Institute zur Manipulation von Währungsgeschäften zu belegen. Das Sündenregister der Branche wächst weiter.

Die weltweiten Ermittlungen auf den Devisenmärkten haben offenbar schwerwiegende Manipulationen zu Tage gefördert. Die gefundenen Beweise belegen in den Augen einiger Banken häufige Absprachen zwischen Londoner Devisenhändlern, um Währungskurse zu manipulieren, ihre Gewinne zu maximieren und ihre Verluste zu minimieren, wie mit den Ermittlungen vertraute Personen sagten.

Die Beweise in Form von elektronischen Chatroom-Nachrichten zeigen anscheinend, was die Banken schon seit Monaten fürchten: Dass Händler von verschiedenen Banken Informationen über Kundenaufträge geteilt und eine Reihenfolge für die Platzierung ihrer eigenen Handelsgeschäfte zu ihrem Vorteil abgesprochen haben.

Damit haben die Ermittlungen einen Wendepunkt erreicht: Bis vor Kurzem hatten viele Branchenvertreter erklärt, sie hätten keine Beweise für betrügerische Absprachen gesehen. Doch das hat sich in den vergangenen Wochen geändert. Die neuen Beweise zeigten, dass die Händler sehr wohl zusammengearbeitet haben, sagten die informierten Personen weiter.

Mehrere Ermittlungen

Die britische Finanzaufsicht FCA, die ihre Ermittlungen im April begonnen hatte, sei von einer Vermögensverwaltungsfirma auf das Thema aufmerksam gemacht worden. Das US-Justizministerium hat eine ähnliche Untersuchung wegen Kartellverstößen und Betrugs eingeleitet. Auch Behörden in Hongkong, Deutschland und der Schweiz beteiligen sich. Auf die Anfragen der Ermittler hin durchforsten die Banken Millionen an elektronischen Nachrichten, die ihre Händler in den vergangenen Jahren verschickt haben, nach Hinweisen auf ein mögliches Fehlverhalten.

Großbanken wie UBS, Barclays, JP Morgan Chase und Citigroup haben im Zusammenhang mit den Ermittlungen mindestens ein Dutzend Händler freigestellt, wie die Informanten weiter sagten. Darunter seien etliche hochrangige Angestellte und mindestens drei, die noch vor Kurzem Mitglieder eines Branchenausschusses unter der Schirmherrschaft der Bank of England waren und Londons Devisenmärkte beaufsichtigen sollten. London ist der weltgrößte Handelsplatz für Devisentransaktionen, fast 40 Prozent des Handelsvolumens wird dort abgewickelt.

Ein wichtiges Thema ist die mögliche Manipulation des sogenannten Devisen-Fixings, das als Benchmark gilt. Die täglichen Momentaufnahmen des Handels werden von Vermögensverwaltern unter anderem zur Bewertung ihrer Portfolien genutzt. Der beliebteste ist der sogenannte WM/Reuters-Fix, der an jedem Werktag um 16.00 Uhr Londoner Zeit festgesetzt wird. Die Fixes werden aus den Kursbewegungen in einem kurzen Zeitraum berechnet.

Banken nehmen Chatrooms ins Visier

In den Minuten vor dem Fix wird in der Regel hektisch gehandelt, wenn Banken Käufer und Verkäufer zusammenbringen und ihre eigenen Risiken bei Kundenaufträgen absichern. Diese Hedging-Praxis wird allgemein als legal angesehen. In den vergangen Wochen allerdings haben die Ermittler und die Banken selbst in Chatmitschriften offenbar Beweise dafür entdeckt, dass Händler dabei zu weit gegangen sind und mit Wettbewerbern zusammengearbeitet haben, um die Preise zu beeinflussen.

So soll es bei einer Gruppe an erfahrenen Devisenhändlern üblich gewesen sein, kurz vor dem Fix die Art und den Umfang ihrer geplanten Handelsgeschäfte mit ihren Wettbewerbern zu besprechen. Diese Diskussionen hätten in elektronischen Chatroom mit Namen wie "The Cartel" und "The Bandits' Club" stattgefunden.

Die Ermittlung auf dem Devisenmarkt ist eine von mehreren in den vergangenen Monaten wegen möglicher Manipulationen im Bankgeschäft. So haben die Institute im Zusammenhang mit den jahrelangen Untersuchungen der versuchten Manipulationen von Referenzsätzen wie dem Libor bislang etwa sechs Milliarden US-Dollar an Strafen gezahlt. Die Behörden untersuchen außerdem mögliche Unregelmäßigkeiten unter anderem bei der Festsetzung des Goldpreises und des Isdafix-Swaps.

Angesichts der Aussicht auf größere Strafen bemühen sich die Banken um Lösungen. Einige haben ihren Händlern die Nutzung von elektronischen Chatnachrichten bereits untersagt oder deren Nutzung beschränkt.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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