Wirtschaft

Schnelle Kapitalerhöhung kommt nicht Monte dei Paschi droht Verstaatlichung

Bankzentrale in Siena.

Bankzentrale in Siena.

(Foto: REUTERS)

Die Bank Monte dei Paschi geht es sehr schlecht. Das durch riskante Geschäfte in Schieflage geratene älteste Geldinstitut der Welt kann sein Kapital nicht sofort erhöhen. Damit wird ein Zugriff des italienischen Staates immer wahrscheinlicher.

Die Aktionäre der klammen italienischen Banca Monte dei Paschi di Siena haben am Wochenende einer Kapitalerhöhung von 3 Milliarden Euro zugestimmt - allerdings soll diese erst nach Mitte Mai erfolgen. Die Auflage der Aktionäre stürzt das älteste Geldinstitut der Welt erneut in eine ungewisse Zukunft. Es braucht dringend Geld, um einer Verstaatlichung zu entgehen.

In den vergangenen Wochen haben die Manager der Bank heftig für die Ausgabe neuer Aktien im Januar geworben. Aber die gemeinnützige Monte-dei-Paschi-Stiftung, die mit einem Anteil von 33,5 Prozent der größte Aktionär der Bank ist, will eine solche Kapitalerhöhung nicht vor Mitte Mai zulassen.

Die Stiftung selbst hat nicht genug Geld, um sich selbst an der Kapitalerhöhung zu beteiligen, würde also nach dem Verkauf neuer Aktien mit einem kleineren Anteil an der Bank dastehen. Die Stiftung hofft, ihren Anteil noch vor einer Kapitalerhöhung ganz oder zumindest teilweise verkauft zu bekommen.

Kündigen die Bankvorstände?

So votierten die Anleger dafür, dass eine Kapitalerhöhung erst nach dem 12. Mai stattfinden dürfe. Damit stehen der Bank nun aber mehrere Monate der Unsicherheit bevor. Nicht nur das Schicksal der Kapitalerhöhung ist unklar, sondern auch das der Bankvorstände.
Möglicherweise werden die Bankspitzen kündigen.

 Verwaltungsratschef Alessandro Profumo antwortete auf Nachfrage eines Aktionärs, dass er auf einer Verwaltungsratssitzung im Januar bekanntgeben werde, ob er zurücktreten oder seinen Posten behalten werde. Nach Angaben von Personen, die mit der Sachlage vertraut sind, könnte auch der Vorstandschef der Bank, Fabrizio Viola, zurücktreten. Beide Männer hatten sich für eine frühzeitige Kapitalerhöhung im ersten Quartal nächsten Jahres stark gemacht.

Hinzu kommt, dass die Bankmanager einigen Investmentbanken das Versprechen abgerungen haben, jene Aktien zu kaufen, die bei der Kapitalerhöhung nicht am Kapitalmarkt untergebracht werden könnten. Dieses Versprechen gilt allerdings nur bis Ende Januar. Sachkenner sagen, dass einige dieser Banken zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr gewillt sein könnten, überschüssige Aktien aufzukaufen. Wie Profumo den Aktionären mitteilte, könnte jegliche Verzögerung der Kapitalerhöhung die Bank mindestens 120 Millionen Euro kosten.

Am Kapitalmarkt dürfte es bald eng werden

Analysten warnen zudem, dass der Wettbewerb am Kapitalmarkt steigen dürfte. Eine Überprüfung der Kapitalausstattung der Banken in der Eurozone, welche die Europäische Zentralbank jüngst begonnen hat, könnte auch noch bei anderen italienischen Banken Kapitalbedarf zutage fördern. Dann könnten auch diese anderen Banken beschließen, sich am Kapitalmarkt Geld zu beschaffen. Monte dei Paschi könnte es dann nach Angaben von Profumo schwerer haben, ihre Aktien loszuwerden.

Die Stiftung aber sieht das anders: "Es ist schwer vorstellbar, dass die drittgrößte italienische Bank keine Gruppe von Banken auftreiben kann, welche die Aufforderung zur Kapitalerhöhung auch nach Mai 2014 unterstützen würde", sagte Antonella Mansi, die Präsidentin der Bankenstiftung, bei der Aktionärsversammlung.

Die Finanzkrise des Jahres 2008 und verlustreiche Derivatespekulationen hatten Monte dei Paschi in extreme Geldnot gestürzt. Im Februar nahm die Bank einen Notkredit über 4,1 Milliarden Euro von der italienischen Regierung an. Allerdings gestand die Bank mit der Annahme des Hilfskredites zu, dass das Rettungsdarlehen automatisch in Aktienkapital gewandelt und dem Staat zugesprochen wird, wenn ihr im Jahr 2014 keine Kapitalerhöhung über 3 Milliarden Euro gelingen sollte. Das Kreditinstitut, dessen Börsenwert bei rund 2 Milliarden Euro liegt, würde damit praktisch verstaatlicht.

Quelle: ntv.de, wne/DJ

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