Wirtschaft

Derivate-Geschäfte mit Deutsche Bank Monte Paschi verzockt Millionen

Der ältesten Bank der Welt droht wegen geplatzter Derivate-Geschäfte die Verstaatlichung.

Der ältesten Bank der Welt droht wegen geplatzter Derivate-Geschäfte die Verstaatlichung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Italiens drittgrößte Bank gerät immer mehr ins Trudeln: Monte dei Paschi di Siena hängt längst am Tropf des Staates, für die Ratingagenturen ist die Bank längst Ramsch. Nun tun sich neue riesige Finanzlöcher auf: Das älteste Finanzinstitut der Welt hat sich auf riskante Geschäfte mit der Deutschen Bank eingelassen.

Derivate- und andere Handelsgeschäfte haben der italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena (BMPS) einen Verlust von etwa 720 Mio. Euro eingebrockt. "Ja. Der aktuelle Fehlbetrag hat ungefähr dieses Volumen", sagte Bankchef Fabrizio Viola der Zeitung "Il Messagero". Wenige Stunden später räumte die älteste Bank der Welt ein, dass die bereits im November beantragten 500 Mio. Euro an zusätzlichen Staatshilfen möglicherweise doch nicht genug seien, um die Verluste zu decken.

Weitere Maßnahmen könnten nötig werden, schrieb Viola in einem Brief an die Mitarbeiter. Einzelheiten nannte er nicht. Die Voraussetzungen für die Zahlung der Staatshilfe seien noch nicht erfüllt, betonte das Finanzministerium. Anleger fürchteten eine Verstaatlichung und flohen erneut in Scharen aus der BMPS-Aktie.

Italiens drittgrößtes Geldhaus, das Staatsanleihen des Landes im Volumen von 24 Mrd. Euro hält, wollte sich mit Derivate-Geschäften gegen Zinsschwankungen bei den Papieren absichern. Das ging gründlich schief. Derzeit prüft die Bank drei Derivate-Geschäfte, darunter die sogenannte Santorini-Transaktion mit der Deutschen Bank. Zudem sieht sich die BMPS den Alexandria-Deal mit dem japanischen Geldhaus Nomura sowie das Nota-Italia-Geschäft mit einer ungenannten Bank genau an. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen Mitte Februar vorliegen.

Ältester Bank der Welt droht Verstaatlichung

Monte Paschi kämpft derzeit mit vielen Problemen. Sie war als einzige Bank Italiens bei einem europäischen Stresstest durchgefallen und hat insgesamt Staatshilfen über 3,9 Mrd. Euro beantragt, 500 Mio. Euro davon erst im November zur Abdeckung möglicher Verluste aus Handelsgeschäften. Noch ist allerdings kein Geld geflossen. Am Freitag sollen die Aktionäre dem Antrag auf Staatshilfe zustimmen. Dann müsse die italienische Zentralbank grünes Licht geben, erklärte das Finanzministerium. Erst dann könne das Geld überwiesen werden.

Noch am Mittwoch hatte BMPS erklärt, die Einbußen aus den Derivate-Geschäften könnten mit den im November beantragten Extra-Hilfen gedeckt werden. Bei den genannten 720 Mio. Euro handele es sich um "einen vorläufig geschätzten Verlust", sagte ein Insider. So seien etwa auch steuerliche Aspekte zu berücksichtigen. "Die Aktionäre fürchten, dass es weitere verlustträchtige Transaktionen gibt", sagte ein Analyst, der ungenannt bleiben wollte. Bankchef Viola versuchte zu beruhigen. Das Management drehe jeden Stein um, um weitere negative Überraschungen auszuschließen.

BMPS hatte am Mittwoch erklärt, das frühere Management habe keines der Geschäfte dem Verwaltungsrat zur Genehmigung vorgelegt. Allein das Geschäft mit Nomura brockte der Bank Medienberichten zufolge Verluste von mindestens 220 Mio. Euro ein. Die japanische Bank hatte erklärt, die Transaktion sei von Giuseppe Mussari, der bis 2012 Verwaltungsratsvorsitzender von BMPS war, geprüft und gebilligt worden. Mussari war am Dienstag als Chef des italienischen Bankenverbands ABI zurückgetreten.

Bei den Alexandria- und Santorini-Geschäften handelte es sich BMPS zufolge um Investitionen in langfristige italienische Staatsanleihen, die mit Hilfe von Rückkaufvereinbarungen (Repo-Geschäften) finanziert worden seien. Auch die Nota-Italia-Transaktion hing von der Wertentwicklung italienischer Bonds ab.

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen