Wirtschaft

Italien platziert Anleihen Wirbel an Mailänder Börse

Mailänder Börse: Ist der Kursrutsch der Anfang einer Abwärtsspirale?

Mailänder Börse: Ist der Kursrutsch der Anfang einer Abwärtsspirale?

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Während die Euro-Finanzminister weiter um eine Lösung der Schuldenkrise ringen, sind die Finanzmärkte bereits einen Schritt weiter: Die Börsen - allen voran Mailand - erleiden Kurseinbrüche. Auch der Euro gerät unter Druck. Am Mittag dreht die Stimmung, denn Italien kann ohne Probleme Anleihen platzieren.

Die Euro-Schuldenkrise und das befürchtete Überschwappen von Griechenland auf Italien sorgt an den Finanzmärkten für Nervosität: Die Börse in Mailand ist nach herben Verlusten am Montag erneut abgestürzt. Der italienische Leitindex FTSE Mib der 40 führenden Aktiengesellschaften des Landes verlor bereits rund 4 Prozent und notierte im Tagestief bei 17.424 Punkten. Am Mittag hatte sich der Markt wieder gefangen und die Anleger sich etwas beruhigt. Die Kursverluste relativierten sich auf 0,2 Prozent und einen Punktestand von 18.260.

Vor allem die Aktien italienischer Banken verloren zeitweise stark an Wert. Das größte italienische Finanzinstitut Unicredit etwa büßte bis zu 8 Prozent ein und wurde deshalb sogar vom Handel ausgesetzt. Nach Wiederaufnahme stiegen sie um 2,7 Prozent.

Staatsanleihen platziert

Der Grund für die wieder positivere Stimmung an den Märkten: Italien konnte erfolgreich Staatsanleihen ausgeben. Das Finanzministerium nahm 6,75 Mrd. Euro neue Schulden bei Investoren auf - und erreichte damit auch die maximal angestrebte Höhe. Die Zinsen, die der italienische Staat für die einjährigen Anleihen zahlen muss, sind allerdings deutlich höher als noch vor einem Monat: Statt 2,147 sind nun 3,67 Prozent fällig.

"Die Zinssätze sind drastisch gestiegen, aber die Anleihenemission hat ohne große Schwierigkeiten funktioniert, obwohl Einige ein Scheitern befürchtet hatten", sagte ein Analyst.

Auch Forderungen der Opposition in Rom, das Sparpaket noch in dieser Woche im Parlament zu verabschieden, trieben den Kurs in die Höhe. Die Aktien von Intesa Sanpaolo drehten ebenfalls ins Plus und lagen 2,5 Prozent höher.

Auch der Dax büßte zwischenzeitlich deutlich ein: Am Mittag lag er noch etwa 2 Prozent im Minus bei 7090 Punkten.

Euro erholt sich

Auch der Euro rutschte deutlich ab und fiel auf 1,3875 Dollar - erholte sich dann wieder auf Kurse um 1,3945 Dollar. Die Gemeinschaftswährung machte damit einen Großteil des Abschlags, der zwischenzeitlich bei mehr als einen US-Cent im Vergleich zum Vorabend in New York gelegen hatte, wieder wett. "Bestrebungen, einen Rettungsplan für Griechenland nun schneller auf die Beine zu stellen als bisher geplant, überzeugen die Finanzmärkte nicht", erklärten die Analysten der Commerzbank. Der niederländische Finanzminister warnte, ein selektiver Zahlungsausfall Griechenlands sei nicht mehr ausgeschlossen.

Italiens Schulden sind markant

IWF-Chefin Lagarde rät im Fall Italien zu Ruhe und Besonnenheit.

IWF-Chefin Lagarde rät im Fall Italien zu Ruhe und Besonnenheit.

(Foto: REUTERS)

Seit vergangener Woche fürchten die Händler an den Märkten, Italien könnte als nächstes Euro-Land wegen seiner hohen Schulden auf Milliardenhilfen seiner Nachbarn angewiesen sein. Die italienischen Banken halten besonders viele Staatsanleihen - weshalb sie an der Börse auch in den vergangenen Tagen schon drastisch an Wert verloren hatten.

Italien ächzt unter einem riesigen Schuldenberg von 1,84 Billionen Euro - das Land ist damit allein für fast ein Viertel der Staatsschulden aller 17 Euroländer verantwortlich. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) waren das im vorigen Jahr 119 Prozent - nur Griechenland (142,8 Prozent) kommt auf mehr.

Lagarde: Märkte befeuern Probleme

Die neue IWF-Chefin Lagarde versuchte indes, die Sorgen über Italien zu dämpfen. "Italien hat ganz klar im Moment mit Problemen zu tun, die im Wesentlichen von den Märkten befeuert wurden", sagte sie. Einige der Wirtschaftsdaten des Landes seien "exzellent"; ein großer Teil der Schulden werde im Inland gehalten. Das bedeutet, dass der Einfluss internationaler Märkte begrenzt ist.

Die Direktorin der globalen Finanzfeuerwehr zeigte sich aber zugleich überzeugt, dass "die italienische Regierung zusammen mit ihren Partnern darauf ein Auge hat". Allerdings sei ebenso klar, dass sich das italienische Wirtschaftswachstum verbessern müsse. Zusammen mit den beschlossenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Schuldensituation sei dies entscheidend, um die Lage wieder zu normalisieren.

Ifo-Chef sieht anderen Weg

Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn sieht Italien selbst in der Bringschuld, um das Schuldenproblem zu lösen. Das gehe nur durch Sparen, sagte Sinn zu Reuters. Dies sei der einzige Weg, auch wenn dadurch das ohnehin schon schwache Wachstum noch gedrosselt werde. "Italien muss aus dem Problem rausschrumpfen." Keinesfalls könne das Land von der EU gerettet werden. "Das ist nicht zu schaffen."

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts/DJ

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