Wirtschaft

Spaniens Geldinstitute stöhnen Madrid plant "Bad Bank"

Investitionsruinen: Nicht fertiggestellte Häuser in einem Vorort von Madrid.

Investitionsruinen: Nicht fertiggestellte Häuser in einem Vorort von Madrid.

(Foto: REUTERS)

In der europäischen Schuldenkrise rücken die spanischen Banken ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Mit ihren faulen Krediten aus den Zeiten des Immobilienbooms gelten sie als eine der größten Schwachstellen des Finanzsystems. Die Regierung in Madrid will nun eine "Bad Bank" gründen - auch wenn sie den Begriff meidet.

Spanien arbeitet offenbar gemeinsam mit großen Investmentbanken an einem Befreiungsschlag für den angeschlagenen Finanzsektor. Die spanischen Geldinstitute gelten nun als einer der größten Problemfälle in der europäischen Schuldenkrise. Dabei geht es um eine Auslagerung von Altlasten aus den Bilanzen der Geldhäuser, die nach dem Platzen einer Immobilienblase auf einem Berg fauler Papiere in Milliardenhöhe sitzen. Credit Suisse, Goldman Sachs und UBS seien in die Gespräche eingebunden, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Der spanische Staat erwägt demnach eine sogenannte "Liquidationsstruktur" für Giftpapiere - mit anderen Worten eine "Bad Bank".

"Die Idee wird derzeit durchgespielt. Dazu hat auch der Internationale Währungsfonds ermutigt", sagt Pierre-Yves Bonnet von der Großbank Societe Generale: "Aber das Ganze ist natürlich eine eminent politische Entscheidung. Damit würde offenbar, dass der Abschreibungsbedarf von Vornherein unterschätzt wurde." Die Krise in Spanien war ausgelöst worden durch das abrupte Ende des Baubooms im Jahr 2007. Nach Schätzungen blieben 700.000 bis eine Million fertiggestellte Neubauwohnungen unverkauft.

Die zur Finanzierung dieser Immobilien gewährten Kredite ruhen nun als "giftige Papiere" in den Bilanzen der Banken und Sparkassen, die den Boom damals nach Kräften gefördert hatten. Madrid trug den Banken im Februar auf, 54 Mrd. Euro zur Absicherung fauler Kredite zurückzulegen. Zudem leitete die Regierung einen radikalen Umbruch ein: Sparkassen wurden fusioniert und in Banken umgewandelt; von den einst 45 Ketten werden weniger als zehn übrig bleiben.

All dies erwies sich als nicht ausreichend. Auf den Finanzmärkten herrscht der Verdacht, dass die Banken in ihren Bilanzen die Immobilien überbewerten und so Verluste verschleiern. Spanien hat - anders als Irland - nicht nach einer raschen Lösung gesucht, sondern das Problem jahrelang vor sich hergeschoben; denn die Banken hatten gehofft, dass die Immobilienpreise sich erholen würden. Diese Rechnung ging aber nicht auf.

Auslagern, bewerten, verkaufen

Spanien hat bereits 18 Mrd. Euro in den Bankensektor gepumpt, Banken zu Abschreibungen und Wertberichtigungen in erheblichem Umfang gezwungen und angeschlagene Geldinstitute unter seine Fittiche genommen. Doch Analysten erwarten, dass all dies nicht ausreichen wird, da die Immobilienpreise weiterhin kräftig fallen dürften. Wirtschaftminister Luis de Guindos hat jedoch ausgeschlossen, einen Antrag auf internationale Hilfen für den Bankensektor zu stellen.

Stattdessen will Spanien versuchen, das Problem selbst zu lösen. Mit der "Liquidationsstruktur" könnten besonders risikoträchtige Vermögenswerte aus den Bilanzen der Banken verschwinden und damit den angeschlagenen Sektor insgesamt stabilisieren. Die Zentralbank sondiert dem Vernehmen nach derzeit Möglichkeiten, wie eine solche Auffang-Holding die toxischen Papiere bewerten und letztlich auch verkaufen könnte.

Ein solcher Schritt ist jedoch alles andere als eine Patentlösung. Denn es stellt sich die Frage: Wer soll die Mittel für den Kauf der Schrottpapiere aufbringen? Der Weltwährungsfonds riet Spanien, dafür Steuergelder bereitzustellen. Die Regierung verfolgt dagegen die Linie, dass die Steuerzahler "keinen Cent" für die Sanierung der Banken aufzubringen sollten. Der Staat hat aber selbst mit Schulden zu kämpfen. Zudem käme es beim Wähler nicht gut an, wenn Gelder für Schulen und Krankenhäuser gestrichen, die Banken aber unterstützt würden.

Quelle: ntv.de

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