Wirtschaft

Thiele (fast) am Ziel Machtkampf bei Vossloh entschieden

Vossloh-Aktienkurs reagiert positiv auf den Machtzuwachs von Heinz Hermann Thiele.

Vossloh-Aktienkurs reagiert positiv auf den Machtzuwachs von Heinz Hermann Thiele.

(Foto: picture alliance / dpa)

Vossloh steht seit Monaten wegen einer erbittert geführten Auseinandersetzung in den Schlagzeilen: Der Großaktionär Thiele liegt dabei mit der Gründerfamilie Vossloh im Clinch - es geht um die Macht in dem im MDax notierten Bahntechnikkonzern. Nun kann Thiele einen richtungsweisenden Sieg für sich verbuchen.

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Der Großaktionär Heinz Hermann Thiele hat sich im Machtkampf um den Aufsichtsratsvorsitz beim Bahntechnikkonzern Vossloh durchgesetzt. Thiele, gegen den die Gründerfamilie Vossloh zuletzt erbittert Front gemacht hatte, wurde zum neuen Vorsitzenden des sechsköpfigen Kontrollgremiums gewählt, wie der Konzern mitteilte. Zugleich wurde der Milliardär auch Vorsitzender des Personalausschusses - ihm kommt damit nun auch bei der Auswahl eines neuen Vorstandschefs eine Schlüsselrolle zu. Thiele kann damit wichtige Weichenstellungen bei dem Konzern mit mehr als 5000 Mitarbeitern entscheidend beeinflussen. Die Gründerfamilie Vossloh ist längst nicht mehr Herr im Haus.

Bei der Vossloh-Hauptversammlung in der vergangenen Woche war es zum Eklat zwischen Großaktionär Thiele, dem Eigner des Knorr-Bremse-Konzerns, und der Gründerfamilie Vossloh gekommen. Die Familie hatte offen Front gegen Thiele gemacht. An Thieles Stelle solle ein anderer Kandidat in den Aufsichtsrat einziehen, da der zweitgrößte Anteilseigner seine Pläne für Vossloh nicht offenlege und nach dem Vorsitz des Aufsichtsrats greifen könnte, hatte die Sprecherin der Familie, Anne Katrin Traub, in den turbulenten Hauptversammlung den Aktionären zugerufen. "Die Familie Vossloh ist irritiert über Thiele", betonte sie.

Heinz Hermann Thiele gewinnt bei Vossloh immer mehr Macht.

Heinz Hermann Thiele gewinnt bei Vossloh immer mehr Macht.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Doch Thiele war dann von den Anteilseigern mit dem denkbar knappen Ergebnis von 51,48 Prozent in den Aufsichtsrat gewählt worden - und setzte sich nun auch bei der Abstimmung über den Chefposten des Gremiums durch. Vossloh-Aktien legten um über 2 Prozent auf 77,90 Euro zu. Immer wieder hatten in der Vergangenheit Spekulationen um eine Übernahme Vosslohs durch Thiele den Aktienkurs befeuert.

Thiele stockt auf

Thiele selbst hatte sich bei der Hauptversammlung auch auf mehrfache Nachfragen hartnäckig darüber ausgeschwiegen, ob er den Aufsichtsratsvorsitz anstrebt. Die Familie kontrolliert über 30 Prozent der Vossloh-Anteile, Thiele hatte zuletzt im vergangenen Oktober gemeldet, er habe sich eine Sperrminorität von über 25 Prozent gesichert. Mittlerweile sei aber ein "Mikroskop" nötig, um Unterschiede zwischen seiner Beteiligung und der der Familie zu erkennen, hatte Thiele die Aktionäre wissen lassen - er hat seinen Anteil also ausgebaut. "Ich habe mich nicht um das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden beworben", fügte Thiele noch in der vergangenen Woche hinzu - die Besetzung des Postens obliege dem Aufsichtsrat selbst: "Das Gremium muss entscheiden."

Doch dessen Entscheidung verzögerte sich angesichts des Machtkampfs zunächst. Die eigentlich bereits für die vergangene Woche geplante konstituierende Sitzung des Aufsichtsrats entfiel, eine erste Probeabstimmung endete nach Angaben aus dem Umfeld des Kontrollgremiums mit einem Patt. Unter anderem habe Thiele versucht, die Arbeitnehmervertreter auf seine Seite zu ziehen, hieß es damals. Thiele hatte sich nicht äußern wollen. Nun konnte er sich durchsetzen. Ein Vossloh-Sprecher wollte sich nicht zur Stimmverteilung bei der entscheidenden Wahl äußern - dies sei "Sache des Aufsichtsrats".

Der Vorsitz des Aufsichtsrats ist auch für eine andere Personalien von zentraler Bedeutung: Der Vertrag von Vossloh-Vorstandssprecher Werner Andree läuft im kommenden Jahr aus. Und Andree hat bereits deutlich gemacht, dass er keine Verlängerung wünscht. Das Kontrollgremium muss also bald einen neuen Vorsitzenden berufen.

Quelle: ntv.de, rts

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