Wirtschaft

Servicetöchter und "Score" laufen Lufthansa reißt Ruder rum

Alle Achtung: Obwohl das Fluggeschäft unter dem Flugbegleiter-Streik und hohen Treibstoffkosten zu leiden hatten, verdient das Unternehmen unterm Strich 30 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Alle Achtung: Obwohl das Fluggeschäft unter dem Flugbegleiter-Streik und hohen Treibstoffkosten zu leiden hatten, verdient das Unternehmen unterm Strich 30 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Deutsche Lufthansa überrascht nach einem streikbelasteten Sommer mit starken Ergebnissen. Dank der guten Geschäfte der Servicetöchter liegt der operative Gewinn im abgelaufenen Quartal deutlich über den Schätzungen von Analysten. "Das Kostenprogramm wirkt", heißt es. Marktteilnehmer fliegen auf die Nachricht. Die Aktie steigt.

Hohe Flugbenzinpreise, eine nachlassende Nachfrage und der Arbeitskampf der Flugbegleiter haben der Deutschen Lufthansa im Hauptreisequartal zwar einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Die Bodendienstleistungen wie Lufthansa Technik, IT und Catering-Sparte LSG Sky Chefs glichen aber das maue Ergebnis des Fluggeschäfts mehr als aus.

Der operative Gewinn nahm im Zeitraum von Juli bis Ende September um 6,2 Prozent auf 648 Mio. Euro zu. Das ist weit mehr als die von Analysten erwarteten 522 Mio. Euro. Der Umsatz zog um 6,2 Prozent auf 8,3 Mrd. Euro an. Der Nettogewinn verbesserte sich im dritten Quartal sogar um 30 Prozent auf 642 Mio. Euro. Hier wirkten sich vor allem der Verkauf der verlustbringenden Tochter BMI und Bewertungen von Sicherungsgeschäften positiv aus.

Vorstand zieht die Zügel an

Lufthansa
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Der Vorstand räumte zwar ein, dass die Nachfrage nach Flugreisen weiter schwächelt, bekräftigte aber dennoch seinen Ausblick für das Gesamtjahr. Das Unternehmen strebt im Gesamtjahr weiterhin einen operativen Gewinn im mittleren dreistelligen Millionen-Bereich an. Das wäre ein Rückgang verglichen mit den 820 Mio. Euro im Jahr 2011. Die Kosten für das laufende große Sparprogramm sind darin noch nicht enthalten. Allein 100 Millionen Euro verzehrt im laufenden Jahr das Sparprogramm Score. Gleichzeitig kündigte der Konzern an, sein Sparprogramm zu verschärfen.  Weil die Aussichten für Passagier- und Frachtgeschäft nicht besser werden, sollen Streckennetz und Kapazität der Kernmarke Lufthansa überprüft werden. Details will die Lufthansa erst Ende des Jahres nennen.

Zum erwarteten Nettoergebnis äußerte sich der Lufthansa-Vorstand nicht mehr. Er begründet dies mit dem unpräzisen Ausblick für das operative Ergebnis. Der Umsatz soll 2012 das Vorjahresniveau übersteigen.

"Das Kostensparprogramm wirkt"

Marktteilnehmer sprachen in ersten Reaktionen von starken Zahlen. Bei Lang & Schwarz gewinnt der Kurs im vorbörslichen Handel 2,3 Prozent. "Die Zahlen sehen sehr gut aus", meint Jürgen Pieper von Metzler. Die Passage habe sich deutlich besser entwickelt als angenommen. "Das Kostensparprogramm wirkt", ergänzt er. Pieper empfiehlt die Aktie als "Strong Buy" mit einem Kursziel von 15 Euro.

"Der Konzern konnte die bekannten Belastungsfaktoren wie den Streik oder die höheren Kerosin-Kosten mehr als kompensieren", meint auch Heino Ruland von Ruland Research. Lufthansa habe vermutlich von einem optimierten Einsatz der Flugzeuge und von mehr margenstarken Langstreckenflügen profitiert. Trotzdem rät Ruland zur Vorsicht, weil sich die Nachfrage abschwächt. "Die Aktie wird interessant, wenn die Weltkonjunktur anzieht", meint er. Er rät zum Verkauf, den fairen Wert sieht er bei 10,20 Euro.

Air France-KLM kommt voran

Lufthansa-Konkurrent Air France-KLM verzeichnete im dritten Quartal einen Aufschwung. Der französisch-niederländischen Fluggesellschaft kommen dabei ihr hartes Sparprogramm und die Reiselust der Passagiere zugute. Der operative Gewinn verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um knapp 28 Prozent auf 506 Millionen Euro.

Unter dem Strich stand ein Gewinn von 306 Millionen Euro nach 14 Millionen im Vorjahreszeitraum - im zweiten Quartal hatte Air France-KLM noch rote Zahlen geschrieben. Der Umsatz stieg um 5,8 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro. Air France-KLM streicht mehr als 5000 Jobs in Frankreich und hat einen Umbau eingeleitet.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ/dpa

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