Wirtschaft

Nach Notlandung: Airbus sucht Fehler Lufthansa lässt A380 am Boden

Als "schwerwiegendsten Zwischenfall seit der Inbetriebnahme" bezeichnet ein Luftfahrtexperte die Notlandung eines A380 in Singapur. Während über die Ursache des Triebwerkschadens spekuliert wird, lassen immer mehr Airlines den Riesen-Airbus vorerst nicht mehr fliegen.

Gewaltige Fliehkräfte: Das Triebwerk einer A380 in der Rolls-Royce-Instandhaltung in Singapur.

Gewaltige Fliehkräfte: Das Triebwerk einer A380 in der Rolls-Royce-Instandhaltung in Singapur.

(Foto: REUTERS)

Nach der Notlandung des Großraumfliegers A380 in Singapur - dem bislang schwersten Zwischenfall mit dem größten Passagierflugzeug der Welt - tappt der Hersteller Airbus bei der Suche nach den Gründen für den Triebwerksausfall noch im Dunkeln und bringt sich und die Konzermutter immer mehr in Bedrängnis. Nach Qantas und Singapore Airlines lässt auch die Deutsche Lufthansa ihre A380-Maschinen vorerst am Boden. Einen geplanten Flug mit dem Super-Airbus nach Johannesburg wurde durch eine andere Maschine ersetzt. Hintergrund sei, dass die vom Triebwerkshersteller Rolls Royce empfohlenen Tests am Donnerstagabend nicht mehr rechtzeitig vor dem Abflug ausgeführt werden konnten, teilte das Dax-Unternehmen mit.

Airbus
Airbus 40,40

Statt der A380 sei ein kleinerer Airbus A340-600 nach Johannesburg geflogen. Einige Fluggäste seien auch auf andere Flüge umgebucht worden. Ein weiterer Airbus A380, der am Nachmittag aus Tokio kommend in Frankfurt landen sollte, sei wegen der Untersuchung verspätet. Ein geplanter Abflug am Freitagnachmittag nach Tokio mit einer A380 sei dagegen pünktlich.

Nicht das erste Mal

Bei der Lufthansa kommen nach Firmenangaben dieselben Triebwerke des Typs Trent 900 zum Einsatz wie bei Qantas. Der betroffene A380 wurde 2008 gebaut. Qantas hatte 2010 schon einmal Probleme mit dem Riesen-Flieger: Zwei Reifen waren bei einer Landung in Sydney geplatzt. 2009 brach eine Maschine einen Flug ab und kehrte nach Paris zurück.

Dagegen lassen die beiden anderen Kunden Air France-kLM und Emirates ihre A380 in der Luft. Emirates teilte mit, ihre Maschinen seien mit einem anderen Triebwerk ausgerüstet als die von Qantas.

Airbus sucht das Problem

Probleme mit dem Triebwerk: A380-Notlandung in Singapur.

Probleme mit dem Triebwerk: A380-Notlandung in Singapur.

(Foto: picture alliance / dpa)

Indes sucht die EADS-Tochter Airbus fieberhaft nach der Ursache des Triebwerksschadens. "Wir kennen die Ursache noch nicht. Und Spekulationen bringen uns nicht weiter", sagte Airbus-Chef Tom Enders der "Bild"-Zeitung. Mit dem Triebwerkshersteller Rolls Royce sei aber ein Inspektionsplan aufgestellt worden. "Der sieht vor, vorsorglich alle Rolls-Royce-Motoren zu untersuchen." Von Kunden gibt es Enders zufolge keine Sicherheitsbedenken bei dem Prestigeprojekt der EADS-Tochter.

Ein A380 der australischen Qantas Airlines war am Donnerstag in Singapur mit 459 Menschen an Bord notgelandet. Keiner der Insassen wurde verletzt. Kurz nach dem Start war eines der vier Triebwerke in Brand geraten. Passagiere berichteten von einer Explosion, Teile des Triebwerksgehäuses fielen vom Himmel herab. Die Maschine musste umkehren und notlanden.

Tiefschlag für Airbus und EADS

"Das ist wahrscheinlich der schwerwiegendste Zwischenfall mit einem A380 seit dem Beginn der Inbetriebnahme für den kommerziellen Verkehr", sagte Luftfahrtexperte Tom Ballantyne. Das Modell ist seit 2007 im Einsatz, mittlerweile fliegen weltweit 37 Maschinen. Airbus hat bislang mehr als 230 Bestellungen dafür erhalten. Die Auftragsflut ist zuletzt aber abgeebbt. In Schlüsselmärkten wie Japan den USA, der Heimat des Rivalen Boeing, hat Airbus noch keine A380-Käufer gefunden.

Qantas-A380 bei Lufthansa in Wartung

Der notgelandete Flieger der Qantas war zum Service-Check bei Lufthansa-Technik in Frankfurt, wie weiter bekannt wurde. Die Maschine, war dafür Anfang Oktober in Deutschland, bestätigte der Lufthansa-Sprecher Frank Püttmann. Bei der Wartung seien aber nicht die Triebwerke geprüft worden.

"Bei der Maschine ist ein C-Check durchgeführt worden, das lässt sich mit der Inspektion eines Autos vergleichen", sagte Püttmann. "Dabei werden die besonders beanspruchten Teile untersucht und geprüft, wie etwa die Reifen, die Hydraulik und das Fahrwerk. In dem Vertrag mit Qantas sind aber die Triebwerke nicht Bestandteil dieser Wartung." Auf der Webeseite von Lufthansa-Technik heißt es: "Für den C-Check, der zwischen 1500 und 2000 Arbeitsstunden beanspruchen kann, bleibt ein Flugzeug bis zu fünf Tage in der Wartungshalle."

"Lufthansa, einer der Top-Anbieter"

Qantas hatte der Lufthansa Technik zuvor ihr Vertrauen ausgesprochen. Sie reagierte auf Vorwürfe einer australischen Gewerkschaft von Luftfahrtingenieuren, deren Chef Steve Purvinas Sorge über die Sicherheit der australischen A380-Flotte geäußert hatte, weil die Wartung oft im Ausland stattfinde.

"Lufthansa ist eine führende internationale Fluggesellschaft, einer der Top-Anbieter von Ingenieurs- und Wartungsleistungen und setzt selbst A380 ein", teilte Qantas-Chef Alan Joyce mit."«Die Rolls Royce Trent 900-Triebwerke werden in Rolls-Royce-Werkstätten überholt. Den Eindruck zu erwecken, Lufthansa und Rolls-Royce hätten nicht die Expertise und Erfahrung, Sicherheitschecks mit den höchsten Qualitätsansprüchen durchzuführen, ist aberwitzig."

Zwischenfall belastet EADS-Kurs

Bei EADS hatten die erneuten Probleme mit dem Superjumbo A380 der Flugzeugbautochter Airbus Kursturbulenzen ausgelöst. Die Aktie des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns geriet unter Abgabedruck. Das im MDax gelistete Papier büßte am Donnerstag 3,4 Prozent ein. Am Freitag gaben die Titel 0,8 Prozent ab. Die Aktie der Deutschen Lufthansa verloren ebenfalls 0,5 Prozent. Auch das Rolls-Royce-Papier blieb unter Druck. Es verlor 2,3 Prozent, nachdem es bereits am Donnerstag fünf Prozent nachgegeben hatte.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa

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