Wirtschaft

Kerosin für sieben Milliarden Euro Lufthansa hält am Ausblick fest

(Foto: dpa)

Teurer Sprit, Streiks und die Kosten des Sparprogramms zehren bei der Deutschen Lufthansa am Ergebnis. Trotzdem gibt sich der Dax-Konzern nach der ersten Jahreshälfte zuversichtlich: Die Prognose für das Gesamtjahr steht. Die Lufthansa denkt sogar über neue Langstreckenjets nach.

"Die Neuausrichtung nimmt Fahrt auf": Lufthansa-Finanzvorstand Simone Menne (Archivbild).

"Die Neuausrichtung nimmt Fahrt auf": Lufthansa-Finanzvorstand Simone Menne (Archivbild).

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Die Deutsche Lufthansa bewegt sich im ersten Halbjahr weiter durch die roten Zahlen. Unter dem Strich verbucht die Airline nach sechs Monaten ein negatives Ergebnis von 204 Millionen Euro. In der ersten Jahreshälfte 2012 hatte die Airline noch ein Plus von 50 Millionen Euro eingeflogen.

Der operative Gewinn aus dem Zeitraum von Januar bis Ende Juni schrumpfte um 69 Prozent auf 72 Millionen Euro, teilte Deutschlands größte Fluggesellschaft mit. "Bereinigt um die Umbaukosten und positive Sondereffekte aus dem Vorjahr hat sich das operative Ergebnis im ersten Halbjahr allerdings um 233 Millionen Euro verbessert", sagte Finanzchefin Simone Menne.

Zum Start des wichtigen Sommergeschäfts verdiente die Airline deutlich weniger: Im zweiten Quartal verbuchte die Fluggesellschaft operativ einen Gewinn von 431 Millionen Euro - im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Minus von 27 Prozent. Der Einbruch beim operativen Ergebnis lässt sich allerdings ebenfalls auf die erwähnten Sondereffekte zurückführen. Diese hatten der Kranich-Airline im Vorjahr viel Geld in die Kasse gespült. Zu diesen Einmaleffekten zählen unter anderem der Verkauf der britischen Tochter BMI und die Übertragung des Flugbetriebs von Austrian auf deren Tochter Tyrolean. Die Schritte haben der Lufthansa damals einmalig mehr als 300 Millionen Euro eingebracht. Ohne diesen Basiseffekt wäre der operative Gewinn des Konzerns um gut 60 Prozent gestiegen.

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Insgesamt erreichte der Frankfurter Konzern die Markterwartungen nur teilweise: Der Gesamtumsatz sank im zweiten Quartal um 1 Prozent auf 7,84 Milliarden Euro. Im Vorfeld befragte Analysten hatten für das zweite Quartal mit einem Umsatz von 8,1 Milliarden Euro gerechnet. Im Halbjahreszeitraum blieb der Umsatz mit einem Minus von 0,3 Prozent nahezu unverändert bei 14,5 Milliarden Euro - "trotz einer um 5,1 Prozent geringeren Anzahl an Flügen im Passagier- und Frachtgeschäft", wie das Unternehmen betonte.

Den Ausblick für das Gesamtjahr konnte der Konzern bestätigen. Insgesamt strebt der Vorstand des 117.000 Mitarbeiter starken Unternehmens weiterhin einen operativen Gewinn über dem Vorjahresniveau von 524 Millionen Euro an. Auch beim Umsatz will die Lufthansa die Richtmarke aus dem Vorjahr übertreffen.

Skeptische Blicke an der Börse

Im Aktienhandel bewerteten Beobachter die Ergebnisse als "leicht negativ". Im vorbörslichen Spezialistenhandel verlor die Aktie zeitweise rund 2 Prozent auf 15,17 Euro. Für den DZ-Analysten Dirk Schlamp liefern die Halbjahreszahlen keine großen Überraschungen. Die Umsätze lagen knapp unter seiner Schätzung, das operative Ergebnis fiel darunter aus. Im Gegensatz dazu lagen die Restrukturierungskosten unter den Schätzungen. Die Aktie bleibt für den Analysten ein Kauf mit einem Kursziel von 17,50 Euro.

Um im harten Wettbewerb am Himmel mit Billigfliegern wie Ryanair oder neuen Rivalen wie Emirates zu bestehen, hat sich die Lufthansa einen harten Sparkurs verordnet, dem weltweit 3500 Jobs zum Opfer fallen. Mit den harten Einschnitten will der Dax-Konzern sein operatives Ergebnis bis 2015 auf 2,3 Milliarden Euro erhöhen. Auf diesem Kurs komme die Lufthansa gut voran, sagte Finanzchefin Menne. "Die Neuausrichtung der Lufthansa Group nimmt Fahrt auf."

400 Millionen Euro weniger im Tank

Mit ihren Sparbemühungen ist die Lufthansa in guter Gesellschaft: Ähnlich gehen die großen europäischen Konkurrenten Air France-KLM und die unter dem Dach der Airline-Holding IAG firmierende British Airways-Iberia vor - beide Konzerne haben sich harte Sanierungen verordnet.

Entlastung erwartet die Lufthansa in diesem Jahr bei den Tankkosten: Die Treibstoffrechnung dürfte auf sieben Milliarden Euro sinken, bekräftigte der Konzern seine frühere Prognose. Im Vorjahr waren es noch 400 Millionen Euro mehr gewesen. Grund zum Jubeln hat die Airline angesichts der Preissteigerungen für Flugbenzin trotzdem nicht: Allein von 2009 bis 2012 hatten sich die Kerosinausgaben verdoppelt.

Kein Dreamliner für die Lufthansa

Bei der Modernisierung der Flugzeugflotte verfolgt die Fluggesellschaft große Pläne: Bis Jahresende will die Lufthansa im großen Stil neue Maschine ordern. "Wir werden im zweiten Halbjahr eine große Order abgeben", kündigt Finanzchefin Menne an. Derzeit verhandle der Konzern mit Boeing und Airbus.

Nach früheren Aussagen spielt der Vorstand den Kauf von 50 neuen Langstrecken-Jets durch. Infrage kommen dabei der neue Airbus A350 und die Boeing-Modelle 777 und 787 "Dreamliner". Die zahlreichen Pannen des Prestigeflugzeugs Dreamliner beunruhigten die Lufthansa nicht, sagte Menne. "Viele neue Flugzeuge wie die 747-400 hatten anfangs Kinderkrankheiten". Trotzdem seien diese Jets später sicher unterwegs gewesen. Derzeit habe die Lufthansa aber keine Dreamliner geordert, ergänzte sie.

Erst vor wenigen Monaten genehmigte der Aufsichtsrat der Lufthansa den Kauf von 108 Flugzeugen im Wert von zwölf Milliarden Dollar. Neuigkeiten zur einer vertieften Partnerschaft mit Turkish Airlines gibt es nicht: "Wir sprechen miteinander, aber in naher Zukunft gibt es dazu nichts Neues." Turkish ist wie die Lufthansa Mitglied des Flugbündnis Star Alliance.

Die türkische Vorzeige-Fluglinie und die Lufthansa sondieren seit Herbst eine engere Kooperation. Welches Ausmaß der Schulterschluss haben soll, ist unklar. In der Lufthansa-Führungsetage wurde das Modell eines Joint Ventures auf bestimmten Strecken favorisiert, bei dem Verbindungen und Umsätze geteilt werden. Solche Vereinbarungen haben die Frankfurter bereits auf den Nordatlantik-Strecken mit der US-Airline United und nach Japan mit All Nippon.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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