Wirtschaft

"Angespannte Stimmung in Europa" Lanxess senkt den Ausblick

"Die Rahmenbedingungen für unsere Geschäfte bleiben schwierig": Lanxess-Chef Axel C. Heitmann (Archivbild).

"Die Rahmenbedingungen für unsere Geschäfte bleiben schwierig": Lanxess-Chef Axel C. Heitmann (Archivbild).

(Foto: picture alliance / dpa)

Axel C. Heitmann stellt die Aktionäre auf anhaltend schwere Zeiten ein: In diesem und im kommenden Jahr dürfte es für Lanxess deutlich schlechter laufen als zuletzt, warnt der Konzernchef. Selbst im Fall einer unerwartet raschen Konjunkturbelebung sei die bisherige Zielmarke nicht zu halten.

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Der Spezialchemiekonzern Lanxess muss sein Gewinnziel für das kommende Jahr aufgeben. Ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen sowie vor Sondereffekten von 1,4 Milliarden Euro sei nicht mehr realistisch, teilte der Dax-Konzern mit. Selbst im Fall einer raschen Nachfrageerholung sei dieses Ziel nicht zu mehr zu halten. Zur Begründung verwies das Unternehmen auf die anhaltende Schwäche in der Auto- und Reifenindustrie.

"Die Rahmenbedingungen für unsere Geschäfte bleiben schwierig, und die angespannte Stimmung in Europa zeigt sich nun auch in anderen für uns wichtigen Märkten wie China und Brasilien," sagte Lanxess-Chef Axel C. Heitmann. Eine Geschäftsbelebung ist derzeit nicht in Sicht.

Unmittelbarer Auslöser für die Korrektur beim Ausblick ist allerdings der deutliche Gewinneinbruch im zurückliegenden Vierteljahr: Das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis sank im zweiten Quartal um 45 Prozent auf 198 Millionen Euro. Unterm Strich ging der Gewinn sogar um 95 Prozent auf 9 Millionen Euro zurück, nach 174 Millionen Euro im Vorjahr. Ein zusätzlicher Belastungsfaktor für das Ergebnis ergab sich aus einer Vorratsabwertung bei dem Chemierohstoff Butadien: Bei dem für Lanxess wichtigsten Rohstoff waren die Preise wegen der schwachen Reifennachfrage in Asien eingebrochen.

Lanxess-Aktie sackt ab

Auch beim Umsatz muss Lanxess deutliche Einbußen hinnehmen: Die Einnahmen sanken von April bis Juni um zwölf Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Insgesamt blieb das Unternehmen mit seiner Zwischenbilanz im Rahmen der Analystenerwartungen. Die anhaltend schwache Reifennachfrage und der Preisdruck in der Branche hätten dem Kautschuklieferanten das Geschäft verdorben, hieß es. Von der Automobilbranche ist Lanxess stärker abhängig als andere Chemiekonzerne. Lanxess ist unter anderem der weltgrößte Hersteller von Synthesekautschuk. Kunden aus der Automobil- und Reifenindustrie steuern etwa 40 Prozent zu den Konzernerlösen bei.

Der Zulieferer Continental hatte zuletzt Hoffnungen auf ein Ende der Talfahrt im Automarkt geweckt. "Wir haben den Boden gefunden", hatte Conti-Finanzvorstand Wolfgang Schäfer anlässlich der Präsentation des Zwischenberichts Anfang August betont. "Was die Pkw-Produktion angeht, gehen wir jetzt von einer Seitwärtsbewegung aus."

An der Börse kam der gekappte Lanxess-Ausblick trotzdem nicht gut an: Die Lanxess-Aktie reagierte zunächst mit heftigen Kursverlusten auf die nun pessimistischeren Ertragserwartungen des Unternehmens. Der Kurs rutschte zeitweise um mehr als 7 Prozent ab. Kursstützend wirkte, dass der Konzern seine kurzfristige Prognose für das laufende Jahr konkretisieren konnte. Lanxess peilt nun einen bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von 700 bis 800 Millionen Euro an, nach 1,225 Milliarden Euro im Vorjahr. Im Mai hatte Lanxess noch recht vage von einem operativen Ergebnis unter 1 Milliarde Euro gesprochen. Das mittelfristige Ergebnisziel für 2018 von 1,8 Milliarden Euro behält das Unternehmen bei.

Der Rotstift liegt bereit

Den Ergebnisschwund will Lanxess bis dahin mit einer Überprüfung der Konzernstrategie stoppen. Dabei sollten "bewährte Maßnahmen" wie ein flexibles Anlagenmanagement und strikte Kostendisziplin fortgesetzt werden, hieß es. Bislang hat der Konzern bereits zwei Großanlagen in Reaktion auf die Krise vorübergehend heruntergefahren und für den nach der Kautschuksparte zweitgrößten Geschäftsbereich "Performance Chemicals" Einsparungen angekündigt. Auch das Investitionsbudget ist auf 600 Millionen Euro gekürzt worden.

Das Unternehmen beschäftigt eigenen Angaben zufolge derzeit rund 17.400 Mitarbeiter und betreibt Produktionsstätten in 31 Staaten. Zum Kerngeschäft zählt Lanxess "Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Kunststoffen, Kautschuken, Zwischenprodukten und Spezialchemikalien".

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa

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